Vom 7. Mai an entscheiden die Kardinäle im Konklave, wer das nächste Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und damit Nachfolger des verstorbenen Papstes Franziskus und Oberhaupt von mehr als 1,3 Milliarden Menschen wird. Immer wieder fallen Namen von angeblichen Favoriten, von vielen Katholikinnen und Katholiken, Laien wie Amtsträgern, werden aber auch Hoffnungen und Erwartungen an den künftigen Papst geäußert, viele sehen in der Wahl zudem eine Richtungsentscheidung für die katholische Kirche. Unsere Zeitung hat nachgehört, was Katholikinnen und Katholiken in Cochem-Zell von ihrem neuen Pontifex erwarten.
„Ich wünsche mir, dass der neue Papst den Weg von Franziskus weitergeht“, meint Beate Kolb zur anstehenden Papst-Wahl. Die engagierte Katholikin, viele Jahre in Funktionen in den Gremien der ehemaligen Dekanate und derzeit Mitglied im Rat des Pastoralen Raumes Cochem-Zell, hofft, dass der Franziskus-Nachfolger dessen Reformen, die er angestoßen habe, wie den synodalen Weg, vorantreibe. „Es müssen Dinge sichtbar werden“, betont sie. Das Zweite Vatikanische Konzil habe gezeigt: „Türen öffnen, damit der Geist Jesu wirken kann, nicht nur in Rom, sondern auch in unserer Diözese und Pfarrei.“ Dabei dürfe aber nicht alles an Vorschriften festgemacht werden, gibt Beate Kolb zu bedenken.
„Wir erhoffen uns vom Papst, dass er Offenheit ausstrahlt, und diese lebt.“
Christoph Nörling und Georg von der Marwitz aus dem Leitungsteam des Pastoralen Raums Cochem-Zell
„Erwartungen“ sei nicht das richtige Wort, vielmehr passe mit Blick auf den künftigen Papst das Wort „Hoffnung“, betonen Christoph Nörling und Georg von der Marwitz vom Leitungsteam des Pastoralen Raumes Cochem-Zell. „Wir erhoffen uns vom neuen Papst, dass er die weltweiten Unterschiedlichkeiten in der katholischen Kirche wahrnimmt und es den entsprechenden Bischöfen und Bischofskonferenzen ermöglicht, ihre eigenen Wege zu gehen, je nach der Not und Bedarf, die in ihrer Kirche derzeit vorherrscht“, so die beiden. Sie erhoffen sich vom neuen Papst, dass er, so wie Papst Franziskus, zu den Menschen gehe und nahbar ist, den Menschen zugewandt. Ebenso hoffen sie auf eine Fortführung des Synodalen Weges der Kirche und dass hier eine Verbindlichkeit bei den Reformschritten geschaffen werde. Und: „Wir erhoffen uns vom Papst, dass er ein Brückenbauer ist, der Frieden stiftet, auf Staatsmänner zugeht, um dort Gehör zu finden. Wir erhoffen uns vom Papst, dass er Offenheit ausstrahlt, und diese lebt“, so die beiden Mitglieder des Leitungsteams des Pastoralen Raums.
„Gut wäre es, wenn im nächsten Pontifikat an die Linie von Franziskus angeknüpft und diese vielleicht sogar weiterentwickelt würde“, sagt Rudolf Schneiders. Er engagiert sich auch schon seit Jahrzehnten in der katholischen Kirche, war in Dekanatsräten und im Katholikenrat des Bistums Trier. Derzeit ist er Mitglied im lokalen Team des Pfarrbezirks Alflen und Auderath in der Pfarrei Heilige Elisabeth Zwischen Endert und Üß. „Für mich war die große Anteilnahme vor Ort von Menschen aus aller Welt ein Zeichen dafür, dass die Menschen in Franziskus ein Zeichen der Hoffnung gesehen und durch ihre Anwesenheit gezeigt haben, wie es unter wessen Führung auch immer weitergehen soll, bezogen auf die Synodalität und die Öffnung der kirchlichen Ämter für alle Menschen“, macht Rudolf Schneiders deutlich.

„Meine Geduld mit der katholischen Amtskirche ist fast erschöpft.“
Thomas Gerhards aus Neef
Reformen in der Weltkirche müssten vorangetrieben werden, insbesondere die Übernahme von gemeinsamer Verantwortung durch Amtsträger und Laien, ist er überzeugt, sieht aber im konservativen Lager, das die Traditionen bewahren will, einen Unsicherheitsfaktor bei der Papstwahl. Schneiders: „Nach meiner Einschätzung gibt es keinen Favoriten, es werden wie immer einige Namen gehandelt, aber wie heißt es: Wer als Papst ins Konklave einzieht, kommt als Kardinal wieder raus.“
„Von einem neuen Papst erwarte ich die Zulassung von mehr Vielfalt unter Wahrung der Einheit der Kirche“, gibt Thomas Gerhards zu bedenken. Der Neefer ist in der Entwicklungshilfe aktiv und engagiert sich in Umwelt-, Friedens- und Eine-Welt-Initiativen. Doch er macht auch deutlich: „Meine Geduld mit der katholischen Amtskirche ist fast erschöpft.“ Gerhards verweist auf die fehlende Gleichberechtigung von Mann und Frau bei Ämtern. „Wenn die katholische Kirche sich da nicht schnell ändert, wird sie aussterben und zum Museum verkommen“, ist er überzeugt. Dabei könnten das Evangelium und die christlichen Grundwerte so vielen Menschen Orientierung geben beim Umgang mit Mitmenschen und für den Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung.
Vielfältiges Gemeindeleben sollte ermöglicht werden
Da die Mehrheit der Katholiken in Afrika, Lateinamerika und Asien lebe, wäre es Gerhards’ Ansicht nach gut, wenn ein künftiger Papst diese Erdteile kenne und die kulturelle Vielfalt aller Menschen berücksichtige. „Es wird meines Erachtens nicht möglich sein, für die Strukturen, Ämter und Dienste der Kirche weltweit einheitliche Regelungen zu erlassen. Insofern sollte der künftige Papst in erster Linie ein Wegweiser im christlichen Glauben sein. Die Details der Umsetzung des Christentums in Strukturen, Ämter und Dienste sollte er dann vertrauensvoll den Ortskirchen überlassen“, betont Thomas Gerhards.
Für ihn gehören dazu beispielsweise verheiratete Priester, die Weihe von Diakoninnen,, die Leitung der Gemeinden und die Feier von Gottesdiensten durch Frauen und Männer, wenn sie dafür ausgebildet sind. Gerhards: „In diesem Sinne sollte ein vielfältiges christliches Gemeindeleben möglich sein ohne standardisierten römisch-italienischen Liturgiepomp und angepasst an die jeweilige regionale Kultur und die Bedürfnisse und Lebensrealität der heutigen Menschen.“
„In einer sich zerreißenden Welt soll er Brückenbauer sein, für unsere Kirche Garant der Einheit und für die Armen und Kleinen eine Stimme der Hoffnung.“
Michael Wilhelm, Dekan des Pastoralen Raum Kaisersesch, über seine Erwartungen an einen neuen Papst
„Natürlich habe ich Erwartungen an den künftigen Papst. Ich erwarte von ihm, was man von allen Seelsorgern und Seelsorgerinnen erwartet werden darf, dass sie in der Nachfolge Jesu geistliche und dienende Menschen sind“, macht Michael Wilhelm, der Dekan des Pastoralen Raums Kaisersesch, deutlich. Und seine Hoffnung ist, dass er auf seine Art und Weise behutsam weiterführt, was die letzten Päpste, so unterschiedlich sie auch waren, angestoßen hätten. „In einer sich zerreißenden Welt soll er Brückenbauer sein, für unsere Kirche Garant der Einheit und für die Armen und Kleinen eine Stimme der Hoffnung“, hofft der Dekan, der aber auch sicher ist: „Er wird es schon machen! Besser: Gott wird es durch ihn schon machen.“