Prüm/Gerolstein. Der Verfasser hatte, wie viele andere, in Kinderjahren ein besonderes – und besonders schönes – Spielzeugauto: einen Unimog. Den Klassiker. Steht für: Universal-Motor-Gerät, hergestellt damals wie heute von Mercedes-Benz, genauer: von Daimler Trucks.
Vielen galt und gilt der Unimog als bestes Fahrzeug der Welt. Unfassbar vielseitig einsetzbar, besonders in schwierigem Gelände, allradgetrieben, aufrüstbar für alle möglichen Verwendungszwecke. Mit Unimogs sind deswegen auch die Straßenmeistereien in der Eifel ausgestattet – in Arzfeld, Gerolstein und der sogenannten Master-Meisterei Prüm sind es jeweils zwei Stück.
Mit den Fahrzeugen werden im Frühling auch die Rabatten am Straßenrand freigeschnitten. Nur: im Moment eher nicht so. Dass das ein Thema ist, erfahren wir von Hubert Tautges, dem früheren Gemeindechef von Winterspelt. Er sieht überall das Grün von links und rechts ins Grau der Fahrbahnen sprießen – was auch an den letzten Regenfällen liegt, die der Natur einen ersehnten Schub verpasst haben. Was gut und erfreulich ist, hier aber auch Probleme bereitet.
Denn: „Die Rabatten werden seit einiger Zeit nicht mehr gemäht“, sagt Tautges. Und vor allem modernere Autos, ausgestattet mit allerlei Sensoren und hyperschlauem Computergedöns, „kriegen dann die Panik. Das Auto denkt dann: Das ist eine Mauer“, sagt Tautges. Und bremse plötzlich ab.
An den Kreuzungen mähen sie schon von Hand
Seine Frau habe angesichts dieser Fahrweise schon geschimpft, er sei ja wohl betrunken. Das war Tautges aber, soweit wir das von hier aus beurteilen können, nicht (nein, im Ernst, echt nicht). Zumal er als Taxifahrer früher schon allein beruflich immer schön nüchtern unterwegs war. Zusätzlicher, gefährlicher Effekt des vielen Grüns: „Das macht die Straße viel enger“, sagt Hubert Tautges. „Und du siehst manchmal das Wild nicht mehr.“
Tautges rief bei der Straßenmeisterei Prüm an und erfuhr dort: Es liegt nicht an Nachlässigkeit. Sondern an den Unimogs. Die nämlich fahren derzeit nicht alle. Markus Fohn, Chef der Meisterei, bestätigt uns das, hörbar zerknirscht: „In allen drei Meistereien ist mindestens ein Unimog von zweien kaputt“, sagt er. Und das schon seit Wochen. „Anfang der Mähsaison, im April, ging das schon los. Das glaubt natürlich keiner so richtig“, ergänzt er. Und tue ihm in der Seele weh. Denn nicht nur Tautges habe sich gemeldet. Sondern auch viele andere. Um sich zu beschweren natürlich.
Die Meisterei-Leute tun tatsächlich schon, was sie nur können. Sie sägen sogar, wie Markus Fohn sagt, in Mündungsbereichen und Kreuzungen den Bewuchs von Hand weg, mit Freischneidern, um dort die nötige Übersichtlichkeit herzustellen. Aber warum das alles? Hintergrund scheint zu sein, dass die neuen Unimogs so hochgerüstet sind mit Technik, dass öfter als früher etwas hinüber ist. Und oft eben Dinge, die in den Werkstätten, wie es dann dort heißt, „erst mal ausgelesen“ werden müssen.
Mehr Technik, höhere Anfälligkeit
An den Autos, sagt Fahrer Nick Reuter beim Fototermin in der Meisterei, seien einfach „viele Verschleißteile, die kaputtgehen können“. Ein Beispiel: Jener Teil des ausfahrbaren Unimog-Arms, der beim Mähen an einer Schutzplanke angesetzt wird. Das Gerät muss dabei etliche Drehungen vollziehen, dann an der Planke ansetzen – und immer wieder nachjustieren, um möglichst nah am Metall zu arbeiten. Viele Bewegungen hin und her, rauf und runter, schnellerer Verschleiß.
Werkstatt, das wichtige Stichwort: Es gibt in der Umgebung nämlich keine mehr, zumindest nicht für ein Mercedes-Nutzfahrzeug wie den Unimog. „Wir müssten dafür inzwischen bis nach Andernach fahren“, sagt Fohn. Da gebe es noch eine solche Werkstatt. „Aber die warten da auch nicht gerade auf uns.“ Stattdessen warten die Meistereien.
In ihrer Not baten die Prümer schon die Kollegen der Meisterei Kyllburg um Hilfe. Die hätten ihnen auch gern einen Unimog geliehen. Nur: „Die haben das gleiche Problem. Dieses Jahr läuft in der Hinsicht einfach vieles schief.“
Schnelle Abhilfe? Nicht in Sicht. „Irgendwann werden die Fahrzeuge repariert sein“, sagt Markus Fohn dennoch. „Und dann werden wir Überstunden machen müssen, um im Bezirk – für jede Meisterei etwa 300 Kilometer Straße – die Mahd durchzuführen.“