Bundestagswahl 2025
Warum viele Cochem-Zeller das Wahllokal bevorzugen
Bundestagswahl, Wahllokal in Kaisersesch
Kevin Ruehle

Auch wenn die Zahlen für die Briefwähler hoch sind, gibt es am Wahlsonntag immer noch viele Leute, die persönlich im Wahllokal auftauchen. Warum eigentlich? Unsere Zeitung war am Wahlmittag unterwegs und hat mit den Wählenden gesprochen.

In jeglichen Orten in ganz Deutschland traten am Sonntag zahlreiche Leute an die Wahlurne, um ihre Stimme für die Bundestagswahl abzugeben. Doch warum gehen die Cochem-Zeller überhaupt ins Wahllokal, wenn es doch so bequem ist von zu Hause aus per Briefwahl zu wählen? Unsere Zeitung hat sich bei den Wählern und Wählerinnen umgehört.

Vor der Kurfürst-Balduin-Realschule in Kaisersesch sammeln sich am Sonntagmittag immer mal wieder regelrechte Grüppchen von Menschen, die ins Gespräch kommen. In der Pommerbachschule, wo die Wahlurne sonst so oft bereitsteht, war am vergangenen Abend noch eine Karnevalsveranstaltung. Vor dem Wahllokal selbst bildet sich öfters eine kleine Schlange, Leute warten geduldig darauf, dass sie endlich ihre Kreuzchen setzen können.

Die Wahlhelfer sind fleißig im Wahllokal in Kaisersesch.
Kevin Ruehle

Der 31-jährige Peter Slosharek ist ebenfalls zur Mittagszeit auf dem Weg zur Urne: „Der Gang zum Wahllokal ist für mich wie ein Ritual, das zum Wahlsonntag dazugehört. Ich finde es schön, extra hierherzukommen, dabei auch viele andere Leute zu sehen. Dabei entsteht dann ein richtiges Gemeinschaftsgefühl.“ Inessa Murawski, ebenfalls 31 Jahre alt, sagt: „Ich finde es immer schön, dass man das Wählen im Wahllokal mit einem Spaziergang verbinden kann.“ Bei rund 15 Grad und strahlendem Sonnenschein lädt das Wetter erst recht dazu ein.

Rebekka Rossi (43) hat sich bei den vergangenen Wahlen so gut wie immer für die Briefwahl entschieden, „aber diesmal wusste ich, dass ich Zeit habe, also bin ich schnell hergelaufen“. Und auch Lara Hoffmann (25) hat ihre Gründe, weshalb sie im Wahllokal an der Realschule ihre Stimme abgibt: „Ich wohne in der Nähe und so ein Brief kann auch schnell mal verloren gehen, hiermit fühle ich mich einfach sicherer.“

Vor dem Wahllokal in Ulmen, das sich im Verbandsgemeinderathaus befindet, bleiben ab und an Leute stehen, um sich die in der Glastür aushängenden Wahlzettel genauer anzuschauen. Für diejenigen, die sich gegen die Briefwahl entschieden haben, ist es das erste Mal, dass sie diesen Zettel sehen. Die Ulmenerin Elisa Moser (32) hat bei der vergangenen Wahl per Briefwahl gewählt: „Ich war diesmal zeitlich zu knapp an. “ Dass die Fristen zum Beantragen der Briefwahl zu knapp waren, spiegeln auch andere Befragte wider. Moser sagt außerdem: „Mir war es dieses Jahr aber auch wichtiger, zu sehen, wie viel vor Ort los ist und wie viele Leute gerade wählen gehen.“

„Für mich hat es außerdem einen ökologischen Grund: Warum sollte ich extra einen Brief mit der Post schicken, wenn das Wahllokal quasi um die Ecke ist?“
Pia Mohr (45), Ulmen

Eine 19-jährige Ulmenerin hingegen haderte nicht mit der Frist der Briefwahlen, sondern war froh darüber, bis zum letzten Augenblick mit der Abgabe ihres Kreuzchens warten zu können: „Es ist meine erste Bundestagswahl, und mit dem Wahllokal hatte ich einfach noch mehr Zeit, um mich ordentlich zu informieren.“

Für Pia (45) und Markus Mohr (50) gibt es zudem noch einen ganz anderen Aspekt: „Es sind nur zwei Kreuzchen, das geht ja ziemlich schnell und unkompliziert“, sagt der 50-Jährige. Die 45-Jährige nickt zustimmend und fügt hinzu: „Für mich hat es außerdem einen ökologischen Grund: Warum sollte ich extra einen Brief mit der Post schicken, wenn das Wahllokal quasi um die Ecke ist?“

In Ulmen war bis zum Mittag so gut wie immer jemand da, um seine Stimme abzugeben.
Annika Wilhelm

Stephan Hilken arbeitet sonst immer als Wahlhelfer in Cochem, „eigentlich schon, seit ich 18 Jahre alt war“, sagt der 50-Jährige. Üblicherweise hat er das Wählen mit seinem Dienst im Wahllokal verknüpft, weil er sowieso vor Ort war. Dieses Jahr ist er aus privaten Gründen kein Wahlhelfer mehr, hat dem Wahllokal im ehemaligen Jugendcafé aber dennoch einen Besuch abgestattet. Hier fanden übrigens früher schon Wahlen statt, bevor diese in die BBS verlegt wurden – wo in diesem Jahr allerdings am Vorabend eine Karnevalssitzung die Halle füllte. Hilken sagt: „Ich finde, dass der Wahltag ein besonderer Tag ist. Unser Wahlrecht ist auch immer noch etwas Besonderes, und es ist unheimlich schade, dass viele es gar nicht erst wahrnehmen.“

Es sind persönliche Gründe, Umweltbewusstsein, aber auch Neugierde, die die Leute ins Wahllokal, statt zur Briefwahl bringt. Oder aber auch, ganz einfach, Gewohnheit, wie für den Cochemer Yilmaz Damar: „Ich habe Briefwahl noch nie gemacht, deswegen ist es für mich einfacher, im Wahllokal meine Stimme abzugeben.“ Er stimmt auch dem zu, was einige andere an diesem Wahlsonntag sagen: Die Briefwahl zu beantragen ist für einige noch zu kompliziert – komplizierter jedenfalls, als den Gang zur Urne zu beschreiten.

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