Kann die CDU die vor fünf Jahren verlorene absolute Mehrheit im Kreis wieder zurückgewinnen? Werden die Ampelparteien den Ärger über die Berliner Koalition spüren? Wie wird die AfD abschneiden, und wie die Freie Wählergruppe (FWG)?
CDU wünscht sich „breiten Auftrag“ der Wähler
Die CDU geht jedenfalls optimistisch in die Wahl. „Wir möchten unsere Heimat voranbringen, unsere Arbeit ist geprägt von der Verantwortung für die Menschen in Cochem-Zell und von der Verlässlichkeit, mit der wir für unseren Kreis einstehen und kämpfen für das Wohl und die Interessen unserer Bürger“, sagt deren Kreisvorsitzender Jens Münster, der betont: „Dafür brauchen und wünschen wir uns einen breiten Auftrag der Wählerinnen und Wähler.“ Ob das eine absolute Mehrheit bedeuten soll, das lässt der Landtagsabgeordnete offen.
Auch die SPD hoffe auf ein Ergebnis, mit dem sie aktiv Verantwortung zum Wohle der Bevölkerung übernehmen und die Zukunft gestalten könne, sagt Kreisvorsitzender Benedikt Oster. „Vor fünf Jahren konnte die Kreis-SPD entgegen dem Landestrend sogar die Zahl der Kreistagsmandate halten. Dies ist auch bei dieser Wahl unser Ziel“, betont der Landtagsabgeordnete und verweist auf viele junge und neue Gesichter auf der Liste. Während Jens Münster die CDU-Liste als „tolles und engagiertes Team“ bezeichnet, sieht Benedikt Oster im SPD-Angebot „eine starke Mannschaft“.
Vor fünf Jahren gab es für Bündnis 90/Die Grünen ein historisch gutes Ergebnis. „Wir würden uns freuen, das wiederholen zu können“, hofft deren Kreistagsfraktionsvorsitzender Joscha Pullich, der auch betont, dass es sehr schwer sei, die Stimmung einzuschätzen. „Natürlich spüren auch wir, dass aus bestimmten Ecken Stimmung gegen die Demokratie und insbesondere gegen uns Grüne gemacht wird“, sagt er. Andererseits würde seine Partei im persönlichen Gespräch Rückhalt erfahren. „Unsere konstruktive Arbeit im Kreistag wird wahrgenommen. Das gibt uns Hoffnung“, sagt Pullich.
Optimistisch geht die Freie Wählergruppe in den Wahlsonntag. „Die FWG hat eine Liste mit attraktiven Bewerbern, die durch ihr ehrenamtliches Wirken den Bürgern gut bekannt sind“, betont Albert Jung, der stellvertretende Kreistagsfraktionsvorsitzende. Aktuell ist die FWG mit vier Sitzen im Kreistag vertreten. „Unser angestrebtes Ziel ist es, diese Zahl zu erhöhen“, betont Jung, der sich über einen engagierten Wahlkampf seiner Wählergruppe trotz eines schmalen Finanzbudgets freut.
Mit gemischten Gefühlen gehen die Liberalen in die Wahl. „Die Ergebnisse der FDP auf kommunaler Ebene hängen immer stark mit der bundespolitischen Lage zusammen“, sagt Kreisvorsitzender Jürgen Hoffmann, der aufgrund der Ampel die Ausgangslage für die Kreispartei als schlechter als noch vor fünf Jahren einschätzt. „Andererseits hat die FDP im Kreis Verantwortung übernommen und stand für bodenständige Politik“, gibt er auch zu bedenken. Durch die Bürgermeisterwahl in der VG Zell hofft die Partei auf Rückenwind. Mut mache auch, dass erstmals in Kaisersesch eine Liste aufgestellt wurde. „Wir hoffen, dass wir unser Ergebnis wie auch die Zahl der Sitze halten können“, sagt Hoffmann.
Wie wird die AfD abschneiden? Die Partei sieht sich mit ihrem Programm und der Liste gut für den Kreis aufgestellt und sieht auch in einem sprunghaften Mitgliederzuwachs in den vergangenen Wochen viel Zuspruch. „Es ist Zeit für mehr Politik der AfD im Kreis“, sagt Kreischef Jörg Zirwes, der betont: „Ich bin zuversichtlich, dass uns deutlich mehr Cochem-Zeller als 2019 ihr Vertrauen schenken.“ Vor fünf Jahren erhielt die AfD drei Mandate im Kreistag, allerdings traten zwei Kreistagsmitglieder aus der Partei aus, sodass ein Einzelkämpfer zurückblieb. Es ist davon auszugehen, dass nach der Wahl auch wieder eine AfD-Fraktion im Kreistag vertreten sein wird. Jörg Zirwes ist optimistisch und hofft auf sechs oder mehr Sitze, um dann auf die Kreispolitik Einfluss zu nehmen.
CDU vor fünf Jahren historisch schlecht
Vor fünf Jahren musste die CDU ihr bisher schlechtestes Ergebnis bei einer Kreistagswahl hinnehmen. Sie verlor mehr als 9 Prozentpunkte und kam auf 42,1 Prozent. Damit verlor sie auch die absolute Mehrheit im Kreistag. Auch die SPD musste ein Minus hinnehmen und erhielt 21,9 Prozent der Stimmen. Die kleineren Parteien konnten sich vor fünf Jahren über Gewinne freuen.
Großer Sieger war Bündnis 90/Die Grünen mit dem bisher besten Ergebnis im Kreis mit 11,5 Prozent, auch die FDP konnte zulegen und kam auf 5,6 Prozent. Viertstärkste Partei wurde die FWG mit 11,3 Prozent, für die AfD stimmten 6,9 Prozent. Die Linke, die 2014 noch mit einem Mandat im Kreistag war, spielte keine Rolle mehr. Sie flog mit 0,8 Prozent aus dem Kreistag.