Karneval in Blankenrath
Von schnellem Internet und Dubai-Schokolade
Im Alter von 84 Jahren ist Renate Becker in die Bütt gestiegen, um aus ihrem Alltag als Prinzenmutter zu berichten.
Ulrike Platten-Wirtz

In der Schulsporthalle in Blankenrath feiern die Narren unter dem Motto tausendundeine Nacht die erste von zwei Galasitzungen.

Von personifizierten Glasfaserkabeln, die aus dem Nähkästchen plaudern, Genderdeutsch, amüsanten Dorfgeschichten und tollen Tänzen hat die Kappensitzung in der Blankenrather Schulsporthalle alles zu bieten. Die Akteure haben darüber hinaus auch zwei Überraschungsredner für das Prinzenpaar in petto. Prinz Michael (Becker) hat sprichwörtlich Pipi in den Augen, als Prinzenmutter Renate die Bühne betritt und von ihrem Alltag als Queenmum mit Vollwertfrühstück und Fitnessstudio berichtet. „Dank Aspirin und Voltaren werd’ ich schon alles überstehn’“, scherzt die 84-Jährige. Mit „Breaking News“ aus dem Morgenland überrascht auch Prinzessinnentochter Magalie Schmitz ihre Mutter Sonja und plaudert detailgenau aus, wie es in einem Haushalt zugeht, in dem die Mutter als Fastnachtsprinzessin unterwegs ist. „Mir hon Gleck, datt dat Jugendamt nix dovon wäß.“

Die Garde hat sich passend zum Motto "1001 Nacht" kostümiert.
Ulrike Platten-Wirtz

Umrahmt von tollen Tänzen in noch viel schöneren Kostümen steht die Sitzung des Blankenrather Karnevalsvereins (BCV) unter dem Motto „Aladdin beim BCV, 1001 Nacht Helau“ und führt so manch einen in Versuchung, sich einen langersehnten Wunsch zu erfüllen. Für Prinz Michael ist das ein Harem, der auch prompt in Form einer Garde auftaucht. Für die Prinzessin gesellen sich zahlreiche männliche Verehrer hinzu. Dafür sorgen Katja Sabel-Hansen und Lothar Stülb als Gardistensucher und der Kraft der Wunderlampe. „Mit der Hand immer gegen den Uhrzeigersinn röiwe“, tönt der gebürtige Kaimter Stülb und schon erfüllt sich der Wunsch.

Die Jungfunken des Blankenrather Karnevalsvereins begeistern mit einem Gardetanz das Publikum.
Ulrike Platten-Wirtz

Mit dem Geist aus der Flasche, „die hott bei mir 45 Prozent und wird aus Quetsche gemacht“, steht mit Konrad Stephan ein Blangada Urgestein in der Bütt, und teilt dem närrischen Volk seine Gedanken mit. Die sind nicht immer angenehm. Denn Stephan nimmt auch die aktuelle Kommunalpolitik im Hunsrückdorf genau unter die Lupe, teilt gegen die AfD-Fraktion im Gemeinderat aus und nimmt auch den kürzlich abgeschlossenen Glasfaserausbau aufs Korn. „Ganz Blangat leidet unter dem Glasfaserverlegesyndrom (GFKVS)“, sagt Stephan. Ausgelöst durch ständige Maschinengeräusche und lautstarke Gespräche auf Spanisch. Nun hat jeder Blankenrather eine Kur in Bad Bertrich verdient, schlägt Stephan vor.

Der Ausbau des schnellen Internets beschäftigt auch die Blankenrather Jungmöhnen.
Ulrike Platten-Wirtz

Die Jagd nach dem schnellen Internet beschäftigt auch die Jungmöhnen. Mit bunten Schwimmnudeln verkleidet plaudert das eine oder andere personifizierte Glasfaserkabel von den jeweiligen Erlebnissen in den Kellern der Einwohner, bevor es als Kabelschrott entsorgt wird. Die Jungmöhnen sind sicher, dass nicht überall im Dorf Internet nötig gewesen wäre, denn „bei Hastenpflugs Christa im Gartenhäuschen funktioniert der Datenaustausch auch ohne Glasfasernetz“, weiß Jungmöhne Antonia Klemm.

Als Hausmeister Jupp (Basti Utsch), Wacken-Rocker (Heiko Massmann) und Superstar Taylor Swift (Dirk Stephan) treffen drei Blankenrather Originale aufeinander, die zum Teil schon seit mehr als 20 Jahren gemeinsam auf der Bühne stehen und jede Menge Dorfinterna parat haben. Unter anderem wissen sie, dass die gehypte Dubaischokolade eigentlich in Blankenrath erfunden wurde. Denn Elferrat Stefan Heib hatte bei den Vorbereitungen seinem Kumpel Jo Bai eine Tafel Schokolade angeboten, mit den Worten: „Du, Bai, Schokolade?“

Das Männerballett Kirchspielrudel hat sich erst im vergangenen Jahr neu gegründet.
Ulrike Platten-Wirtz

Den Unterschied zwischen Männer und Frauen erklärt Christa Hastenpflug – nach fünfjähriger Pause in der Bütt – den Zuhörern noch einmal ganz genau. Dabei spart sie nicht mit spitzen Bemerkungen gegen das „starke Geschlecht“. Um stressigen Zeiten wie diesen etwas Ruhe entgegenzusetzen, laden Markus Wolf und dä Rhensader Matthias Höllen zu einer amüsanten Yoga-Stunde mit Vorturnerin Bruni Gibbert ein.

Die Tänzerinnen der BCV Butterflies sind zwischen sieben und elf Jahre alt.
Ulrike Platten-Wirtz

Den Orden unserer Zeitung erhalten in diesem Jahr die Sänger der Kirchspieloriginale, die seit 15 Jahren mit Blankenrather Hymnen und Liedern zum Schunkeln und Mitsingen das Ende der Sitzung einläuten. Für die richtige Stimmung sorgen die Flaumbachmusikanten. Ihr tänzerisches Können zeigen in diesem Jahr die Tanzgruppe Flinke Flöhe, die Showtanzgruppe „BCV Butterflies“, Mariposa, Tanz im Glück, die Jungfunken und die BCV Funkengarde sowie das Männerballett „Kirchspielsrudel“. Durchs Programm führen – inzwischen mit viel Erfahrung und flotten Sprüchen – Nico Pies und Basti Vogt.

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