Ein von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) Vulkaneifel initiiertes Netzwerk heimischer Dorfläden brachte es bereits 2021 zu Tage: Es besteht Bedarf an mehr Aufmerksamkeit für einheimische Produkte. Etliche Ladenbetreiber nämlich hatten sogar selbst erhebliche Mühe, herauszufinden, wer in der Umgebung was herstellt oder anbietet, sodass der Laden unverwechselbare Erzeugnisse aus der Vulkaneifel anbieten und sich so ein Nischensortiment erobern kann.
Den Touristen oder Verbrauchern ging es nicht anders. Dabei zeigen Umfragen wie die des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsministeriums, dass insbesondere Ältere wünschen, mehr regionale Produkte vorzufinden. Doch was ist Region? Auch Supermarktketten setzen vielfach auf das positiv besetzte Image. Beim näheren Hinsehen fällt dort auf, dass „Region“ oft mehrere Bundesländer umfasst.
Netzwerk „Von hier Vulkaneifel“ für regionale Produkte
Anders ist es nun beim Netzwerk „Von hier Vulkaneifel“, das mit eigenem Logo, eigener Website und eigenen Auftritten auf Instagram und Facebook vor allem kleine und Kleinsterzeuger aus dem Landkreis sichtbar macht. Initiativen wie SooNahe im südlichen Hunsrück und Naheland oder „Ebbes von hei“ im Bereich von Saar und westlichem Hunsrück verfolgen bereits seit Längerem eine ähnliche Strategie.
In der Vulkaneifel sind derzeit rund 100 Produzenten – von der Milchtankstelle über die Imkerei bis zur Kräuterküche – nach dem Motto „Wer kennt wen“ miteinander vernetzt, etwa sechzig von ihnen sind auf dem Internetauftritt des Netzwerks gelistet. „Wir wollen ein niedrigschwelliges Angebot machen, geeignet sogar auch für Erzeuger im Nebenerwerb oder als Hobby“, erläutern Zita Falk und Stefan Mertes, Wirtschaftsförderer in der Verbandsgemeinde Gerolstein, die organisatorisch den „Hut“ aufhaben.
Einzige Bedingung für die Teilnahme: Die Mitglieder müssen ihren Sitz im Gebiet des UNESCO Natur- und Geoparks Vulkaneifel haben und handfeste Waren für den täglichen Bedarf oder Kunsthandwerk anbieten. „Sie bekommen durch das Netzwerk eine Plattform für ihren Erfahrungsaustausch.“ Auch gibt es zu besonderen Anlässen gemeinschaftliche Stände etwa im Darscheider Kabau-Zelt, in der Birgeler Mühle oder auf dem Gerolsteiner Weihnachtsmarkt. Die Effekte der Zusammenarbeit sollen durch die Mitglieder selbst vertieft werden und eine Eigendynamik entfalten. „Aber es wird auch ein Dauerauftrag für uns als Verwaltung sein“, schildern Falk und Mertes die Federführung des Projektes durch die VG Gerolstein. Denn es sollen beispielsweise auch Schulungen zum Thema Digitalisierung stattfinden.
Ein Thema, das gerade von kleinen und Kleinstbetrieben oft noch deutlich zu wenig genutzt wird. „Wir hoffen auf weitere Sponsoren, die das Projekt verstetigen helfen.“ Kreissparkasse Vulkaneifel und die beiden im Landkreis ansässigen Volksbanken haben bereits eine befristete Förderung zugesagt. Für die Netzwerk-Mitglieder hingegen soll die Teilnahme aber kostenlos bleiben.
Was Produzenten zum Netzwerk „Von hier Vulkaneifel“ sagen
Das begrüßen auch Max Näckel und Alexandra Malzer, die mit „Annas Eifelgarten“ zwei Mal wöchentlich ökologisch angebautes Gemüse, Kräuter und mehr in ihrem Scheunenladen in Kelberg-Rothenbach anbieten. „Es ist im Netzwerk mit seinen ganz unterschiedlichen Betrieben ein Geben und Nehmen, wir lernen voneinander und werden auch leichter wahrgenommen.“ Das Projekt mit dem Logo, das auf die vulkanische Heimat verweist, mache die Identifikation mit dem Standort leicht.
Positiv sieht es Biobäcker Josef Utters. Sein Familienunternehmen wurde vom Magazin „Feinschmecker“ jüngst als eine der besten deutschen Bäckereien ausgezeichnet. „Da es bei der Regionalmarke Eifel leider kein Brotsegment mehr geben kann, weil die einzige Getreidemühle der Eifel nicht mehr existiert, macht für uns so ein Netzwerk für den gemeinsamen Vulkaneifelauftritt Sinn.“
Eine Konkurrenz zur seit zwanzig Jahren etablierten Regionalmarke Eifel mit ihrer Zertifizierung von Produzenten, Gastgebern, Arbeitgebern und Energie sieht er im neuen Netzwerk nicht, im Gegenteil. „Ich bin froh, dass es beides gibt, es ergänzt sich.“
Beim Netzwerk „Von hier Vulkaneifel“ handelt es sich um ein von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel in 2022 angestoßenes LEADER-Projekt, an dem die Verbandsgemeinden Gerolstein, Kelberg und Daun ebenfalls beteiligt sind. Ziele sind unter anderem der gegenseitige Austausch, Social-Media-Schulungen für Mitglieder und die bessere Sichtbarkeit von Produkten aus dem Landkreis. Infos gibt es unter www.vonhier-vulkaneifel.de