Gäste sollen Geschichten zu Sehenswürdigkeiten auf ihren Smartphones entdecken können
Videotour: Ulmen will Touristen digitale Inhalte bieten
Nicht nur Hinweisschilder sollen Besuchern die Besonderheiten der Stadt Ulmen näherbringen, auch digitale Inhalte will die Stadt anbieten. Foto: Kevin Rühle
Kevin Rühle

Ulmen. Damit Touristen einen Ort lieb gewinnen, braucht es mehr als nur die schöne Natur und ein paar Sehenswürdigkeiten. Touristische Infrastruktur ist nötig, um deren Aufbau sich die Stadt Ulmen seit einigen Jahren bemüht. Ein Puzzlestück des Tourismuskonzepts sollen Audio- oder Videotouren sein, die die Gäste an die Hand nehmen und ihnen zeigen, was man in der Eifel erleben kann, welche Geschichten hinter dem Maar, dem Verbindungsstollen oder der Burgruine stecken. Und auch die Gastronomie soll hier eingebunden werden. In der jüngsten Ratssitzung, in der sich die Vertreter der Stadt wieder persönlich im Bürgersaal getroffen haben, wurde die Ausschreibung einer digitalen Stadtführung beschlossen. Ein Anbieter zeigte per Videoschalte, was möglich ist.

Vor drei Jahren, als zum ersten Mal über digitale Inhalte für Touristen in der Eifelstadt nachgedacht wurde, hatte Ulmen noch ausschließlich Audioinhalte im Blick. Der Anbieter Lauschtour hat entsprechende Projekte bereits an der Mosel umgesetzt, zum Beispiel in Cochem. Ein Angebot für eine Lauschtour in Ulmen wurde bereits in das Tourismuskonzept, welches vom Land mit 90 Prozent gefördert wird, aufgenommen. Acht Stationen waren angedacht, mehr als 37.000 Euro sollte die Produktion samt Werbung und Hinweisschildern kosten. Ein fast bescheidener Anteil an den 1,3 Millionen Euro, die in das touristische Angebot der Stadt mit dem Ausbau des Verbindungsstollens nun investiert werden. Jetzt haben sich die Verbandsgemeinde sowie die Tourismusgesellschaft Gesundland auch andere Anbieter angeschaut und sind dabei auf die Agentur Lindner und Steffen aus Nastätten gestoßen, die als eine von vier Agenturen das Produkt „pickablue“ entwickelt hat. So sollen sich „Dinge besonders einfach mit der digitalen Welt verknüpfen“ lassen, wirbt der Anbieter. Das Konzept: An interessanten Stellen der Stadt finden sich in Zukunft sogenannte QR-Codes, die sich mit dem Smartphone auslesen lassen und damit auf eine Internetseite führen, die weitere Informationen zum Objekt, zum Beispiel dem Maar, liefert. Ein digitales Hinweisschild.

Trockene Daten vermitteln zumeist wenig Freude, aber: „Menschen lieben Geschichten“, sagt Holger Lindner bei der Präsentation während der Ratssitzung. Wie das Angebot für Touristen später aussehen könnte, zeigt daraufhin Daniela Saxler von der VG-Verwaltung. So wird ein Video abgespielt, in dem auf Basis einer Sage um einen riesigen Fisch im Ulmener Maar die Geschichte des Eifelauges mit der Stimme eines Gnoms oder Kobolds erzählt wird. Das Ganze vermittelt einen düsteren Eindruck im Stil eines Zeichentricks – ein Vulkan bricht aus, Magma fließt. Die Vorarbeit der Agentur kommt bei den Vertretern der Stadt gut an. „Das dürfte für Gäste und vor allem für Kinder wesentlich interessanter sein als Schilder“, sagt Uwe Schaaf, Beigeordneter der Stadt. Zustimmung kommt auch von Dr. Alois Pitzen, Fraktionsvorsitzender der SPD: „Das Konzept hat mir sehr gut gefallen, scheint mir ausgereift zu sein.“

Rolf Weber, Fraktionsvorsitzender der BFU, freut sich, dass keine zusätzliche App notwendig ist, um das System zu nutzen. Es sei das einzige Angebot, das auf keine zusätzliche Software auf dem Smartphone setze, erklärt Daniela Saxler. Entsprechende soll die Leistung auch ausgeschrieben werden.

Auch die Kosten scheinen sich gegenüber dem ursprünglichen Angebot der Lauschtour im Rahmen zu halten. So sollen etwa 30 digitale Karten, wie der Anbieter diese nennt, 19.000 Euro kosten. Dies sei abhängig vom Aufwand, diese herzustellen. Etwa das Doppelte sollten die Audioinhalte kosten. Günter Wagner (SPD) scheinen die Kosten für die touristischen Projekte nicht ganz geheuer zu sein. „Bei 38.000 Euro schadet es nicht, wenn du damit noch mal in den Rat gehst“, forderte der ehemalige Stadtbürgermeister bei seinem Nachfolger ein, dass das Thema nach vorliegenden Angeboten noch mal im Rat diskutiert wird. Ein entsprechender Beschluss wurde gefasst. Die Verwaltung mahnt zur Eile: Man sei mit so einem Projekt nicht innerhalb weniger Monate fertig, zudem müsse sich eine Arbeitsgruppe mit den Inhalten befassen erklärt Daniela Saxler. „Alles muss 2022 stehen“, betont die Verwaltungsmitarbeiterin die Förderbedingungen.

Die digitalen Inhalte sollen Gästen nicht nur die Besonderheiten der Stadt näherbringen. Es sei auch möglich, Werbung für Gastronomie zu schalten oder digitale Gutscheine zu verteilen. Auch könne das Tourismusbüro über die digitale Infrastruktur angepasste Touren entwickeln, Kinder könnten sich mit Schnitzeljagden die Zeit vertreiben. Stadtbürgermeister Thomas Kerpen nennt das Angebot imposant und hofft, dass die Stadt damit in Zukunft punkten kann. Die Ausschreibung des Konzepts wurde bei zwei Enthaltungen vom Rat beschlossen.

Von unserem Redakteur Kevin Rühle

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