Pilzresistente Rebsorten, kurz „Piwis“ genannt, werden unter Winzern zu einem immer bedeutenderen Thema. Piwis sind neu gezüchtete Sorten, die eine besonders starke Widerstandskraft gegen die Rebkrankheiten Echter Mehltau (Oidium) und Falscher Mehltau (Peronospora) aufweisen.
Noch spielen sie nur eine sehr geringe Rolle im deutschen Weinbau. Doch die mit Piwis bepflanzte Rebfläche wächst kontinuierlich – in allen deutschen Weinanbaugebieten. Zurzeit sind es knapp drei Prozent, wobei die bereits seit 1995 im Anbau befindliche Sorte Regent die Hälfte ausmacht. Aber neue, noch resistentere Sorten sind auf dem Vormarsch, zumal sie geschmacklich herkömmlichen Sorten wie Grauburgunder oder Muskateller immer näher kommen.
Austausch der Erfahrungen mit „Piwis“ ist wichtig
Vor wenigen Wochen hat sich an der Mosel der Verein „Vision Mosel“ gegründet – ein Zusammenschluss von Winzern, die bereits Piwis im Anbau haben und die die „neuen Weine“ in der Öffentlichkeit bekannter machen wollen. 30 Winzer aus Luxemburg, von Saar, Obermosel, Mittelmosel und Terrassenmosel haben sich dem Verein angeschlossen. Die Initiatoren waren Markus Busch aus Pünderich, Daniel Molitor aus Kinheim und Jan Klein aus Kröv. Vorsitzender des neuen Vereins ist Markus Busch.
Neben der Werbung für die Piwi-Weine geht es den Vereinsmitgliedern auch darum, sich auszutauschen, Erfahrungen zu sammeln, neue Sorten auszuprobieren. Themen gibt es genug: Welche Böden sind für welche Sorte am besten geeignet, wie sieht es mit der Ertragssicherheit aus, wie müssen die Weine im Keller behandelt werden und so weiter.
In nassen Jahren stößt der für Ökowein zugelassene Pflanzenschutz an Grenzen
Piwi-Pionier Markus Busch, der sein Weingut bereits 2015 auf ökologische Bewirtschaftung umstellte, stellte schnell fest, dass in sehr nassen Jahren wie 2016 und 2021 der Ökoweinbau an seine Grenzen kommt. Die Ertragsausfälle waren in diesen Jahren und auch im vergangenen Jahr teilweise enorm. Die für den Ökoweinbau zugelassenen Pflanzenschutzmittel können dann die Pilzkrankheiten kaum in Schach halten, auch wenn noch so oft gespritzt wird.
Vor zehn Jahren, bei einem Kurs des seit 40 Jahren bestehenden Ökowein-Verbandes Ecovin, kam er erstmals in Kontakt mit dem Thema Piwis. Bereits ein Jahr später pflanzte er auf einer Fläche von 1700 Quadratmetern die Sorte Sauvignac. Damals hatte sie noch den Züchtungsnamen VB-Cal-604.

Sauvignier gris erinnert geschmacklich an Grauburgunder
Es folgten die Piwis Muscaris sowie vor einigen Jahren Cabernet blanc, Souvignier gris und schließlich die Rotweinsorte Satin noir. Von den vier Hektar Weinbergen, die Busch bewirtschaftet, sind inzwischen 30 Prozent mit Piwis bepflanzt. Markus Busch bereut den Schritt keinesfalls, zumal die Weine der neuen Sorten bei den Kunden gefragt sind. Vor allem jüngere Kunden seien stark interessiert. So kommt der Souvignier gris geschmacklich dem Grauburgunder nahe und der Muscaris dem Muskateller, dessen blumiger Geschmack an Feige, Kaffee und orientalische Gewürze erinnert.
Noch ist der Riesling der unumstrittene „Star“ der Moselweine. Das wird er wohl auch noch lange bleiben. Aber Busch ist sich sicher, dass auch in guten Rieslinganlagen bald Piwis angebaut werden – in den flachen Lagen, wo Sorten wie Müller-Thurgau, Weißburgunder, Grauburgunder oder Dornfelder wachsen, sowieso. Denn die politischen Vorgaben sehen vor, dass bis 2030 der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland um die Hälfte reduziert werden soll. Piwis kommen mit 20 bis 30 Prozent der üblichen Mengen an Pflanzenschutzmitteln aus, also ein deutlicher Vorteil - auch aus Kostensicht.
Für Samstag, 29. März, lädt der Verein „Vision Mosel“ in der IHK Trier von 12 bis 19 Uhr erstmals zu einer Weinverkostung pilzresistenter Rebsorten ein. Der Eintritt kostet 20 Euro und ist vor Ort zu entrichten. Für Fachbesucher ist der Eintritt frei. Sie wenden sich per E-Mail an info@vision-mosel.de