Rat der VG Zell beschließt Beitritt zu Kommunaler Klärschlammverwertung - Künftig wird wohl mehr Schlamm verbrannt
Verbandsgemeinde Zell geht das Problem an: Damit weniger Klärschlamm zu Dünger wird
Für insgesamt 8,5 Millionen Euro wird die Kläranlage Zell-Bullay-Alf in den nächsten Jahren auf Schlammfaulung umgestellt. Ein Großteil der Kosten bleibt trotz Zuschüssen an der VG hängen, aber zugleich sollen etwa Betriebskosten deutlich sinken. Und Schlamm soll anders entsorgt werden können. Foto: Faust
Inge Faust

Zell. Die Klärschlämme, die jedes Jahr in den Kläranlagen der Verbandsgemeinde (VG) Zell anfallen, werden „fast ausschließlich einer landwirtschaftlichen Verwertung zugeführt“, hält VG-Bürgermeister Karl Heinz Simon (SPD) fest. Das heißt, sie landen als organischer Dünger auf Nutzflächen. Doch immer strengere Grenzwerte vonseiten der EU und des Bundes sowie weitere kostspielige Auflagen versperren diesen momentan wirtschaftlichsten Weg der Verwertung mehr und mehr. Deshalb hat der VG-Rat während seiner jüngsten Sitzung in der Schwarze-Katz-Halle einstimmig beschlossen, dass die VG der landesweiten Kommunalen Klärschlammverwertung Rheinland-Pfalz (KKR), einer Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR), beitritt. Dieser Schritt sowie weitere Schritte, die die VG Zell schon eingeleitet hat, machen künftig den Weg zu einer thermischen Verwertung, also Verbrennung, des Klärschlamms frei. Überdies könnten bald auch noch Klärschlämme aus den Verbandsgemeinden Cochem und Ulmen im Zeller Land abgeliefert werden.

Umgerechnet rund 400 Tonnen Trockenmasse respektive Trockensubstanz (TS) an Klärschlamm muss das Abwasserwerk der VG Jahr für Jahr entsorgen. 91,8 Prozent werden als Nassschlamm zur Düngung in der Landwirtschaft eingesetzt – derzeit über den Maschinenring Daun. Nur in der Kläranlage Zell-Bullay-Alf fallen so „7000 bis 7500 Kubikmeter Nassschlamm pro Jahr an“, führt Helmut Halbleib, Leiter des Abwasserwerks der VG, auf RZ-Anfrage aus. Bürgermeister Simon sagte in der Ratssitzung: „Alleine 223.000 Euro haben wir in diesem Jahr für die Klärschlammverwertung im Wirtschaftsplan eingeplant. Eine Größenordnung, die schon Gebührenrelevanz besitzt.“

Vorgeschriebene Klärschlamm- und Bodenuntersuchungen sind aufwendig. „Teilweise ist die landwirtschaftliche Verwertung bereits untersagt“, hält Simon fest. Und er fügt hinzu: „Die Optionen für eine landwirtschaftliche Verwertung werden sich weiter reduzieren und – soweit überhaupt noch möglich – mit deutlich höheren Kosten verbunden sein. Genau deshalb ist im Jahr 2018 die KKR gegründet worden, die derzeit aus 64 rheinland-pfälzischen Kommunen besteht. Simon: „Ziel und Zweck ist es, die anfallenden Klärschlämme der ordnungsgemäßen sowie möglichst sicheren und wirtschaftlichen Verwertung zuzuführen.“ Entweder einer Verbrennung in einer rein für Klarschlamm vorgesehenen Anlage in Mainz-Mombach, die in diesem Jahr in Betrieb gehen soll. Oder, sofern noch möglich, einer Verwertung in der Landwirtschaft oder einem Mix aus beiden Formen. Zum Teil werden Klärschlämme auch in anderen Anlagen mitverbrannt, etwa in Kohlekraftwerken oder der Zementindustrie. Eine Verbrennung hat den Vorteil, dass man schädlicher Reststoffe, etwa aus Arzneimitteln, leichter Herr wird, sagt Helmut Halbleib. Filter reduzieren Schadstoffemissionen und die entstehende Wärme lässt sich nutzen. Bürgermeister Simon sagte vor dem Rat: „Der Beitritt zur KKR eröffnet uns also für die Zukunft weitere Optionen bei gleichzeitiger Entsorgungssicherheit.“

Geschlossen stimmte der Rat daher für den Beitritt, der nur noch in diesem Jahr möglich ist. Als Mitglied muss die VG einmalig eine Einlage von 1000 Euro zahlen, erläuterte Werkleiter Halbleib auf RZ-Nachfrage. Ganz im Zeichen größerer Handlungsfähigkeit in der Zukunft steht auch ein insgesamt 8,5 Millionen Euro teures Großprojekt, das die Kläranlage Zell-Bullay-Alf betrifft. Sie soll auf Schlammfaulung umgestellt werden. Werkleiter Halbleib: „Die ersten Arbeiten werden voraussichtlich im Herbst beginnen, die Bauzeit beträgt etwa drei Jahre.“ Es dauert deshalb so lange, weil die Arbeiten im laufenden Betrieb erfolgen.

Mit dem Umbau schafft das Werk unter anderem die Voraussetzung dafür, „dass wir den Klärschlamm später auch thermisch verwerten können“, so Halbleib. Der Schlamm wird stärker eingetrocknet, die Menge reduziert sich „um etwa ein Drittel“. Zugleich wächst die Klärkapazität der Anlage von 25.000 auf 36.000 Einwohnerwerte.

Dieser Umstand eröffnet dem Abwasserwerk Zell auch die Möglichkeit, dort eventuell noch Klärschlämme aus den Anlagen Bremm und Bruttig-Fankel (VG Cochem) sowie Bad Bertrich (VG Ulmen) mitzuverarbeiten. Deshalb beschloss der Zeller VG-Rat zudem einstimmig, die Option einer solchen Klärschlammverwertung im Verbund mit den Nachbar-VGs intensiv auszuloten. Angesichts damit verbundener Einsparpotenziale ist das Interesse vonseiten der anderen VGs da, heißt es aus Zell.

Wie Klärschlamm aus der VG Zell dann künftig verwertet wird, das ist in einer Umsetzungsvereinbarung mit der KKR klar zu regeln. Das unterstrich Werkleier Halbleib auf Nachfrage von FWG-Ratsmitglied Dr. Markus Rink.

Von unserem Redakteur David Ditzer

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