„Zu unseren Kernkompetenzen gehört die Organisation von Sprachkursen, aber auch die Anknüpfung an Schule, Ausbildung und Beruf“, erklärt Tessa Marx-Pope, Sozialberaterin des JMD in Cochem. Auch beim Besuch von Berufsmessen, dem Schreiben von Bewerbungen und dem Ausfüllen von Formularen erfahren die jugendlichen Migranten Unterstützung.
Drei Jahre lang begleitet der JMD junge Migranten im Alter zwischen 12 und 27 Jahren. Die meisten von ihnen haben ihre Heimat ohne ihre Familien verlassen und sind hier auf Unterstützung angewiesen. Derzeit sind es im Landkreis überwiegend Jugendliche aus Afghanistan, Syrien, der Ukraine und dem Iran. „Migranten aus afrikanischen Ländern sind in der Regel schon älter“, weiß Marx-Pope.
Persönlichkeit stärken und Perspektiven aufzeigen
Dem Jugendmigrationsdienst geht es darum, die Persönlichkeiten der Jugendlichen zu stärken und ihnen Perspektiven für die Zukunft aufzuzeigen. „Wir schauen, was es für Fähigkeiten gibt und was man daraus machen kann“, sagt Marx-Pope. Nicht immer jedoch ist der Traumberuf der jungen Leute auch realisierbar.
Alnazzal (27) hat in Syrien Geologie studiert und lebt seit zwei Jahren im Landkreis. Er spricht deutsch, jedoch nicht genug, um in seinem Beruf zu arbeiten. Deshalb hat er sich als Busfahrer beworben. Doch für den Job braucht es eine neue Fahrerlaubnis sowie einen Personenbeförderungsschein. Bis Alnazzal diese Voraussetzungen erfüllt, wird noch eine ganze Zeit vergehen. Doch es dauert dem 27-Jährigen viel zu lange, bis er endlich arbeiten darf.
Als Student hat er sich sein Studium als Maler finanziert. Doch auch Bewerbungen in dieser Branche waren bisher erfolglos. „Ich hatte ja keine schriftliche Bestätigung, dass ich das kann“, bedauert Alnazzal. Sein Wunsch wäre es, schon vor dem Erlernen der Sprache arbeiten zu dürfen und dann im Miteinander mit Kollegen Deutsch zu lernen. Eine Ansicht, für die Marx-Pope Verständnis zeigt.
Deutschkurse sind ganz wichtig
Im ersten Schritt steht für die Sozialberaterin dennoch das Erlernen der fremden Sprache an, um sich schneller in der neuen Heimat zurechtzufinden und sich in die Gesellschaft zu integrieren. Bei Sprachkursen besteht derzeit im Landkreis ein großer Bedarf. Neben dem IB bieten zwar auch ein privates Unternehmen sowie die Kreisvolkshochschule Deutschkurse für Migranten an, doch der Bedarf ist noch immer höher als das Angebot. Dass die Angebote mit Kosten verbunden sind, ist klar. Doch das Geld ist gut investiert, denn die Arbeit des JMD ist in 80 Prozent der Fälle erfolgreich. Der Erfolg ist mitunter auch der guten Vernetzung des JMD mit Schulen, Behörden, Institutionen und Betrieben zu verdanken.
„Bei denen, die wir nicht integrieren können, liegt es meist an der fehlenden Sozialisierung beispielsweise bei Analphabeten“, erklärt Marx-Pope.
Werden die Mittel gekürzt?
Die Sozialberaterin fürchtet, dass ihre Arbeit durch Kürzungen im Bundeshaushalt leidet. Die bisher bereitgestellten Mittel sind nötig, um die Arbeit des JMD aufrechtzuhalten. Der Meinung schließt sich Bundestagsabgeordneter Marlon Bröhr (CDU) an. „Eine gelungene Integration generiert auch fehlende Fachkräfte“ betont der Abgeordnete, der auf Einladung des IB nach Cochem gekommen ist.
Den IB gibt es bundesweit bereits seit 1949 mit inzwischen rund 14 000 Mitarbeitern. Im Bereich Cochem-Zell sind rund 30 Menschen beim IB beschäftigt. Bislang wurde die Arbeit des IB bundesweit mit knapp 70 Millionen Euro unterstützt. Doch im aktuellen Haushalt stehen Kürzungen an. Das bereitet Marx-Pope Sorgen: „Was passiert, wenn es den Jugendmigrationsdienst nicht mehr gibt?“ Mit dieser Frage wendet sie sich an die Politik. Bröhr zeigt viel Sympathie für die Arbeit des JMD und verspricht, das Anliegen in Berlin vorzutragen.