Auftakt für den neuen Busverkehr: An der Mosel klemmt es - Ortschefs sauer
Trotz neuem Busverkehr: Treis und Burgen kommen nicht zusammen
Warten auf einen besseren Anschluss: Burgens Ortsbürgermeister Fritz Bär und die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Rhein-Mosel, Kathrin Laymann. Um Burgen besser anschließen zu können, müssten wohl immense bauliche Maßnahmen umgesetzt werden. Foto: Thomas Brost
Thomas Brost

Cochem-Zell/Burgen. 51 neue Buslinien, eine häufigere Anbindung auch von kleinen Dörfern und Ortsteilen, ein engmaschigeres Netz im öffentlichen Personennahverkehr: So sieht seit Sonntag die Realität im Kreis Cochem-Zell aus, dargelegt in einem 88 Seiten starken Fahrplanheft. Mit dem Fahrplanwechsel ist das Busangebot erheblich ausgeweitet worden, dafür nimmt der Kreis rund 20 Millionen Euro im ersten Jahr in die Hand. Sein Ziel ist die Mobilitätswende, möglichst viele Pendler und Autofahrer sollen auf Bus und Bahn umsteigen, um den Ausstoß von CO2 merklich zu verringern. Allerdings existiert schon in der Geburtsstunde des neuen ÖPNV ein erheblicher Schönheitsfehler.

Wieso klemmt es nach wie vor zwischen Treis-Karden und Burgen? Als Thomas Reuter nach einem Besuch des Adventsmarktes in Burgen am Sonntag den neuen Bus auf der Linie 740 in Richtung Treis-Karden testen will, steht er beharrlich an der Burgener Haltestelle Marktplatz. „Ich habe auf den Bus gewartet, doch der kam nicht“, sagt der Lützer. Irgendjemand informierte ihn, dass zunächst noch bauliche Maßnahmen an der Haltestelle vorgenommen werden müssten. Von einem Mitarbeiter des neuen Verkehrsunternehmens bkr (Sitz in Kaisersesch) bekam Reuter tags darauf zu hören, dass dieses vom Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM) – dieser organisiert die Verkehre für viele Landkreise – die Anweisung erhalten habe, „vorerst nur bis nach Lütz zu fahren, da die Gemeinde Burgen die benötigte Wendemöglichkeit noch nicht zur Verfügung stellen konnte.“ Die Haltestelle Wingertsweg in Burgen könne, anders als im Fahrplanheft angegeben, nur „in Richtung Koblenz verlassen“ werden. Mit anderen Worten: Die neue Buslinie Kaisersesch–Treis-Karden–Burgen endet in Lütz am Rondell. „Das ist schon ein Wahnsinn, hier in Lütz herrschen fast städtische Verhältnisse“, bemerkt Thomas Reuter ob der „Flut“ mit 13 Busbewegungen an Werktagen im 250-Einwohner-Dorf.

Wie sehen beteiligte Kommunen das Dilemma an der Moselschiene? Burgens Ortsbürgermeister Fritz M. Bär ist stinksauer. Er verweist auf einen Schriftverkehr und Ortstermine mit dem Landesbetrieb Mobilität Cochem-Koblenz, der seit anderthalb Jahren andauert. „Getan hat sich nichts, obwohl wir uns im Februar 2022 erstmals getroffen haben, um über bauliche Maßnahmen zum neuen ÖPNV zu reden und diese einzuleiten“, sagt Bär. Auch der zweite Ortstermin im April verlief ergebnislos. Danach herrschte, so Bär, fast sechs Monate Funkstille.

„Es scheint eine Kreisgrenze so wie eine Demarkationslinie zu sein, planerisch wie gedanklich.“

Treis-Kardens Ortsbürgermeister Hans-Josef Bleser kann nicht verstehen, weshalb keine engere Taktung zwischen der Doppelgemeinde und Burgen geben wird.

Was ist das Problem? Falls große Busse aus Richtung Treis-Karden eintreffen, müssten sie wenden, dies sei aber an der Haltestelle Marktplatz oder der dahinterliegenden Straße bei zwei Bussen nicht machbar. Es müsste eine Buswendeschleife eingerichtet werden. Die Gemeinde Burgen hatte zu diesem Zweck ein Planungsbüro beauftragt, das für 10.000 Euro vier Vorschläge erarbeitet hatte – freilich mit Berührungspunkten auf der Bundesstraße. „Alle vier sind verworfen worden“, sagt Bär. Zuletzt vor wenigen Tagen, als der LBM Rheinland-Pfalz in Koblenz mitteilte, dass auch in Abstimmung mit der Polizei einem Überfahren der Linksabbiegerspur auf der B49 nicht zugestimmt werden könne.

Zuvor hatte die Kreisverwaltung Mayen-Koblenz als untere Verkehrsbehörde „aus verkehrsrechtlichen und sicherheitsrelevanten Gründen“ diese Variante schon untersagt, weil dazu zwei Fahrbahnen hätten überquert werden müssen. Bürgermeisterin Kathrin Laymann von der VG Rhein-Mosel steht der Kommune zur Seite und wundert sich: „Es fehlt ein konstruktiver Vorschlag.“ Vielleicht könne eine Bedarfsampel die Lage entschärfen. Auf jeden Fall sei die Situation „doppelt blöd“: Zum einen, weil kein Vorschlag auf dem Tisch liege, zum anderen, weil auch deshalb keine Planungskosten für 2024 in den Burgener Haushalt eingestellt werden können. Die Anbindung an die „Schieferland-Linie“ werde sich jetzt über Jahre hinziehen.

Wieso sind auch andere Gemeinden unzufrieden? Im Spätsommer 2021 hatten die Ortsbürgermeister von Burgen, Treis-Karden, Lütz, Macken, Brodenbach und Lieg mit beiden Landräten gesprochen – ihr Antritt: Sie wollten eine bessere Anbindung per Bus über die rechte Moselseite ins Verwaltungszentrum nach Koblenz und in die andere Richtung nach Treis-Karden erreichen. Nicht wenige Burgener suchen Arzt, Einzelhandel oder Apotheke in der Doppelgemeinde auf. „Es wäre eigentlich jetzt der richtige Zeitpunkt gewesen zu handeln“, sagt Treis-Kardens Ortschef Hans-Josef Bleser. Zumal man im August 2021 eine Resolution verfasst habe mit dem Ziel, kreisübergreifend die Buslinien zu verknüpfen. „Dies wäre für Pendler in Treis-Karden, aber auch für die Infrastruktur wichtig gewesen, wir sind darauf angewiesen.“

Wie sieht ein Lösungsansatz aus? Zurzeit bietet sich kein Vorschlag akut an. Eine Aufweitung der Ortseinfahrt von der Tropfen- zur Kreisform sei laut Ortschef Bär nicht praktikabel. Zwei Varianten seien denkbar: ein, so Bär, „riesenhafter Umbau“ mit Straßenverlegung und Grundstückskäufen. Dies würde zwischen 300.000 und 500.000 Euro kosten, selbst bei 85-prozentiger Förderung bliebe einiges bei der klammen Gemeinde hängen – inklusive der Planungskosten von fast 40.000 Euro. Seinem Vorschlag, die Buslinie 31 – sie endet in Burgen – einfach nach Treis-Karden durchfahren zu lassen, sei nicht entsprochen worden. Für Bär „aus fadenscheinigen Gründen“: Der Bus könne weder durch die Unterführung am Kardener Bahnhof noch sich in Treis drehen, hieß es. So bleibt es beim Nullsummenspiel – und bei der Vertaktung, dass morgens um 7 und 9 Uhr jeweils ein Bus nach Treis fährt. Und nachmittags. Dabei könnte alles so schön sein, wie der verhinderte Buspassagier Thomas Reuter sagt: „Mit dem 49-Euro-Ticket nach Koblenz oder alle zwei bis drei Stunden nach Treis fahren, das ist ebenso top wie Parkgebühren in Koblenz zu sparen.“ Für ihn Zukunftsmusik.

Start des neuen ÖPNV im Kreis Cochem-Zell: Fast alles nach Plan

Cochem-Zell. Mit dem Start in den neuen ÖPNV und insbesondere in die Schülerbeförderung ist der Kreis zufrieden. Die Bewährungsprobe am ersten Schultag mit den neuen Linien und unter Berücksichtigung der Rückmeldungen und Beschwerden von Eltern sei bestanden worden, heißt es aus dem Kreishaus. „Aufgrund der neuen Linienführungen und Haltepunkten kam es jedoch teilweise zu Verspätungen. Hieran müssen sich sowohl die Busfahrer als auch die Schülerinnen und Schüler in den nächsten Tagen und Wochen gewöhnen“, sagt Marina Weinem vom Büro der Landrätin. Der erste Eindruck zeige, dass der Montag „im Großen und Ganzen gut verlaufen“ sei. Alle Linien im Landkreis seien ohne viele Ausfälle gefahren, sodass die Kreisverwaltung davon ausgeht, dass bei den Verkehrsunternehmen eine ausreichende Anzahl an Busfahrerinnen und Busfahrern ihren Dienst hat antreten können.

Der Kreis hat auch eine Seite auf seiner Internetpräsenz eingerichtet, auf der ein Feedback, Anregungen oder Beschwerden und auch Lob hinterlassen werden können. Unter https://www.cochem-zell.de/themen/oepnv/anregungen-beschwerden/ ist ein Onlineformular eingestellt. Dieses werde in den kommenden Tagen noch verfeinert und um weitere auswählbare Optionen ergänzt. Daneben sind die E-Mail-Adressen schuelerbefoerderung@cochem-zell.de und oepnv@cochem-zell.de weiterhin uneingeschränkt nutzbar. Auf diese Weise würden keine Meldungen verloren gehen, sie könnten sukzessive abgearbeitet werden.

Erste Anregungen hat es im Übrigen von Nutzern bereits gegeben. So wird moniert, dass die direkte Anbindung aus dem Cochemer Krampen an den Zeller Stadtteil Barl (mit dem Globus-Markt) nicht gewährleistet sei, sondern nur über Umsteigen auf dem Bullayer Bahnhof bewerkstelligt werden könne. bro

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