Das Klinikum Mittelmosel in Zell steht vor dem Aus, doch wie geht es mit der Notfallversorgung im Kreis weiter? Hier gibt es viele Ängste in der Bevölkerung, im Kreistag gab es viele Informationen dazu. Und deutlich wurde schon jetzt: Der zusätzliche Rettungswagen in Zell ist zwingend nötig, die Rettungswache in Lutzerath muss in den Blick genommen werden, und auch die anderen Krankenhäuser in der Region sind gefordert. Einstimmig vergab der Kreistag am Montag den Auftrag für ein medizinisches Versorgungskonzept für den Kreis, wie es im erfolgreichen Bürgerentscheid auch verlangt wurde.
„Das hier ist ein essenzielles Thema für unsere Bürger, sie fordern zu Recht Ergebnisse, damit die Notfallversorgung gesichert ist. Doch es gibt hier keine einfachen Lösungen“, betonte Landrätin Anke Beilstein im Kreistag. Niemand im Kreis habe die Krankenhaus-Schließung veranlasst, doch man habe sich nun der Realität zu stellen, machte sie deutlich. „Und hier ist der Kreis auch nicht untätig geblieben“, unterstrich die Landrätin.
Im vergangenen Jahr führten 2753 Einsätze zum Krankenhaus Zell
Sicher ist schon jetzt, dass die Schließung des Klinikums Mittelmosel Veränderungen mit sich bringen wird. Dafür spielt das Krankenhaus Zell für den Kreis eine zu große Rolle. Im vergangenen Jahr gab es 2753 Einsätze, die zum Krankenhaus Zell führten, davon waren 1328 Notfalleinsätze, davon wiederum 321 Einsätze mit einem Notarzt. 305 dieser Fälle hatten einen Verdacht auf Herzinfarkt. Bei 752 Notfalleinsätzen war Zell das Zielkrankenhaus. Zum Vergleich: 787 führten nach Cochem, 419 nach Wittlich und 363 nach Mayen. Das zeigt, wie wichtig der Standort Zell für den Kreis ist.
Der Wegfall des Krankenhauses führt nach Erwartung des rheinland-pfälzischen Innenministeriums zu einer längeren Bindung der Rettungsmittel, da längere An- und Abfahrten zu erwarten seien. Darum ist für das Innenministerium klar: „Diese längeren Bindezeiten können mit einem zusätzlichen Rettungswagen in Zell kompensiert werden, dies verbessert auch die Versorgung der Region Zell“, so Dr. Benno Wolcke vom Innenministerium in Mainz. Zudem solle der Bereich der Rettungswache Lutzerath, die vor allem hohe Einsatzzahlen im Rettungsdienstbereich Trier außerhalb des Kreises aufweist, genauer in den Blick genommen und auch die künftige Entwicklung im Kreis im Auge behalten werden, so der Ministeriumsvertreter.

Ministeriumsvertreter: 18 neue Planbetten fürs Krankenhaus Wittlich
Mit Sorge wird im Kreis aber auch auf die Entwicklung der benachbarten Krankenhäuser geschaut. Hier wird befürchtet, dass dort nicht genügend Kapazitäten vorgehalten und Patienten aus dem Kreis deshalb abgewiesen werden. Befürchtungen, die das Gesundheitsministerium zu zerstreuen suchte. So soll es in Wittlich 18 neue Planbetten geben, gerade auch im Bereich Kardiologie und Schlaganfall-Behandlung, also bisher den Zeller Schwerpunkten, kündigte Florian Born von der Krankenhausplanung in Mainz an. Auch Cochem und Simmern würden eine wichtige Rolle spielen, und das Land gehe davon aus, dass all diese Häuser Bestand und Zukunft hätten. „Doch das entscheiden letztlich auch die Träger“, so Florian Born.
„Nichts ersetzt das Zeller Krankenhaus, aber ich denke, wir sind als Kreis hier auf gutem Weg“, so SPD-Fraktionsvorsitzender Bernd Schuwerack, doch CDU-Kreistagsmitglied Thomas Welter meinte auch: „Vieles wird hier so dargestellt, als würde nach Schließung des Krankenhauses alles besser werden, aber da habe ich Zweifel und Bauchschmerzen.“
Wie zukunftsfest sind die anderen Krankenhäuser?
Dies teilte er mit vielen anderen Kreistagsmitgliedern aus allen Fraktionen, die die Sorge äußerten, dass vielleicht demnächst auch über die Zukunft der anderen Krankenhäuser in der Region gesprochen werden müsse, dass gerade Wittlich nicht Zell ersetzen könne, sondern hier Patienten doch nicht aufgenommen würden aus dem Kreis. Der Zeller VG-Bürgermeister Jürgen Hoffmann (FDP) verwies zudem auf die Situation im Hunsrück, wo schon heute lange Anfahrtszeiten zu Krankenhäusern bestünden.
Dr. Thomas Lutz vom Fraunhofer-Institut Kaiserslautern verwies auf die Möglichkeiten der Telemedizin, gerade auch für Notarztversorgungen, worauf Kreistagsmitglieder auf die Probleme beim Handy-Empfang in manchen Teilen des Kreises hinwiesen. CDU-Fraktionsvorsitzende Stephanie Balthasar-Schäfer machte jedenfalls im Kreistag deutlich: „Die Notfallversorgung in unserem Kreis muss gewährleistet sein, jede Minute länger bei der Anfahrt wird von Menschen als lebensbedrohlich wahrgenommen. Der zweite Rettungswagen ist ein gutes Zeichen.“ Begrüßt wurde, dass der neue Rettungswagen rund um die Uhr ab 1. Juli im Einsatz sein soll, wenn dies auch nicht sofort umsetzbar ist.
„Wir erleben einen umfangreichen Umbruch im Gesundheitswesen.“
Anke Beilstein (CDU), Landrätin des Kreises Cochem-Zell
„Wir erleben einen umfangreichen Umbruch im Gesundheitswesen“, betonte Landrätin Anke Beilstein. Es sei gut, dass der Kreistag ausführlich darüber berate, machte sie deutlich. „Hier sind noch viele Punkte zu besprechen, heute haben wir gehört, dass auch Lutzerath in den Blick genommen werden muss, aber auch die Aufnahmekapazitäten der anderen Krankenhäuser. Und wir erwarten auch von den Trägern der beiden Krankenhäuser im Kreis, wie der Stand der Umsetzung des neuen Konzeptes aussieht“, unterstrich Anke Beilstein. Und sie gab nochmals zu bedenken: „Wenn ein Krankenhaus schließt, das bedeutet das für eine Region immer einen gravierenden Einschnitt.“