Geschichte von Bad Bertrich
Tod der Präsidentengattin führt zum Bau einer Kirche
Der Grundstein an der Melanchthon-Kirche in Bad Bertrich.
Junker Dieter

Eine erstes evangelischen Gotteshaus gab es in Bad Bertrich schon 1852. Die Geschichte dahinter hat mit einer Beerdigung zu tun - und es ist nicht die Kirche, die heute im Römerkessel steht.

Der Bau einer evangelischen Kirche in Bad Bertrich ist eng mit dem Kurbetrieb im Üßbachtal verbunden. Bereits 1845 versammelten sich hier Kurgäste, um evangelische Gottesdienste zu feiern. 1850 verstarb in Bad Bertrich die Gattin des damaligen Präsidenten der preußischen Rheinprovinz. Um sie hier zu beerdigen, kaufte dieser kurzerhand ein Grundstück im Römerkessel, ließ es zum Friedhof weihen. Hier fand dann seine Frau ihre letzte Ruhestätte.

Anschließend schenkte er das Grundstück dem Kurort. Nun entstanden Pläne, auf diesem Friedhof auch eine evangelische Kapelle zu errichten. Aufgrund vieler Spenden konnte bereits am 28. August 1852 eine Kapelle geweiht werden, in der die Pfarrer des Kirchenkreises Trarbach regelmäßig Gottesdienste feierten. Zur Jahrhundertwende wurde die zu klein gewordene Kapelle abgebaut, sie erhielt in Alf für weitere 50 Jahre einen neuen Platz.

Nach Plänen des Architekten Ludwig Hofmann wurde von 1902 bis 1904 im Römerkessel im neugotischen Stil eine neue Kirche errichtet, in der für 160 Menschen Platz war. Mitte der 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts erfolgte, da die Kirche baufällig wurde, eine Neugestaltung nach Plänen des Trierer Architekten Georg Herrmann. Dabei wurde der Dachreiter durch einen Turm ersetzt, das Innere wurde auf mehr als 300 Sitzplätze erweitert, eine neue Orgel wurde angeschafft, ebenso eine dritte Glocke.

Schon seit längerem finden in Bad Bertrich in der evangelischen Kirche keine Gottesdienste mehr statt. Nun wird das Gotteshaus entwidmet.
Junker Dieter

Die große Zahl gerade von evangelischen Kurgästen spielte dabei eine wichtige Rolle. In Bad Bertrich unterhielt die Evangelische Frauenhilfe im Rheinland ein Elly-Heuss-Knapp-Heim, ab 1989 wirkte ein evangelischer Kurseelsorger im Staatsbad. 1999 erhielt das Gotteshaus den Namen „Philipp-Melanchthon-Kirche“. Doch nachdem die Stelle des Kurseelsorgers wegfiel und auch die Frauenhilfe Bad Bertrich verließ, geriet die Kirche immer mehr in ein Schattendasein.

Top-News aus der Region