Es ist eine Geschichte, die schon hundertfach erzählt wurde: Vom Tellerwäscher zum Millionär, vom Aschenputtel zum Bühnenstar. Und doch sorgt die Präsentation des Musicals „Let's show it“, das die Tänzer und Tänzerinnen der Ballettschule Jump in der Zeller Stadthalle zur Aufführung bringen, für Gänsehaut bei den Zuschauern.
Insgesamt vier Vorstellungen meistern die Akteure an einem einzigen Wochenende. Das ist nicht nur eine logistische Herausforderung für Tanzpädagogin Isa Schössler, die das Jump leitet. Mit 250 Aktiven auf der Bühne braucht es Disziplin und Durchhaltevermögen. Dass sie beides besitzt, hat Schössler überzeugend unter Beweis gestellt. Am Ende wird das begeisterte Publikum in der viermal ausverkauften Stadthalle es ihr mit anhaltendem Applaus danken.
Aufführung konnte sich sehen lassen
Die Atmosphäre in der Stadthalle gleicht der in einem großen Theater. Eine optisch ansprechende Kulisse, professionelle Licht- und Tontechnik, tolle Kostüme und gut vorbereitete Tänzer. Was die Tanzschule hier auf die Beine gestellt hat, kann sich sehen lassen, auch über die Grenzen der Schwarze-Katz-Stadt hinaus.
Niedlich anzuschauen, treten die Jüngsten als bunte Cocktailgäser, kleine Mäuse oder kecke Busfahrer auf die Bühne. Professionell zeigen die Älteren, allen voran die Solotänzer, ihr Können. Bastian Seibel überzeugt als Barmann sowohl tänzerisch als auch mit zum Teil akrobatischen Einlagen. In seiner Rolle glaubt er als einziger an das Talent der unglücklichen Reinigungskraft, die viel lieber eine Tänzerin wäre.
Olivia Genz schwebt in der Hauptrolle als Elli leichtfüßig und grazil über die Bühne. Die Story des Stücks, die aus dem US-amerikanischen Kinofilm Burlesque bekannt ist, kommt ganz ohne Worte aus. Allein die passenden Musiktitel, Bewegungen und Gestik bestimmen die Handlung. Wer bis dahin geglaubt hat, dass Ballett nur mit klassischer Musik geht, wird hier schnell eines Besseren belehrt.
Ansprechendes Bühnenbild und tolle Kostüme
Die Zuschauer können sich im Vorfeld mit einem Programmheft ausstatten und sich über den Inhalt der Geschichte informieren. Notwendig ist das allerdings nicht. Auch ohne diese Hilfe ist die Handlung leicht nachvollziehbar. Dank der gelungenen Adaption Schösslers, die mit Unterstützung von Ehemann Marco viel Kreativität zeigt in der Gestaltung des Bühnenbilds und der nonverbalen Umsetzung des Stücks.
Eine Busfahrt wird beispielsweise dargestellt, indem die jüngeren Tänzer insgesamt sieben bedruckte Plakate hochhalten, die zusammengesetzt das Bild eines amerikanischen Omnibusses ergeben. Plakate mit Bildern von Hochhäusern symbolisieren eine Großstadt. Mit einfachen Mitteln Szenerie und Handlung zu beschreiben, ist neben der einstudierten Choreografie die eigentliche Kunst.
Märchenhaft schönes Stück
Schön anzusehen ist, wie Olivia Genz sich von der Putzfrau in jeansblauer Latzhose in eine schillernde Tänzerin verwandelt und dem Stück so etwas märchenhaft Schönes verleiht. Bemerkenswert oft schlüpfen die Tänzer in unterschiedliche Kostüme, zeigen ihr Können mal im Kellneroutfit, als schwarze Engel oder in goldenen Tanzkleidern. Falls es hinter den Kulissen stressig zugeht, ist das im Zuschauerraum nicht zu bemerken.
Im Gegenteil, die Akteure wirken so, als hätten sie Spaß an dem, was sie tun. Tanzen steht nicht nur im echten Leben der Mitwirkenden im Vordergrund, sondern ist auch das Hauptthema der Geschichte. Mehrmals versucht Elli (Olivia Genz), an ein Engagement in einer Tanzshow zu kommen, wird jedoch immer wieder abgewiesen.
Überzeugend in ihrer Rolle auch Lana Wolf als Chefin des Showtheaters, das in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist, sowie Mathias Franze, der als potenzieller Investor mit bemerkenswert großen Schritten langbeinig über die Bühne geradezu zu fliegen scheint. Auch Evelyn Vogel in der Rolle der Solotänzerin, Carolin Mertens als Mutter und Matthias Franze als Banker machen ihre Sache gut. Jeder einzelne Tänzer, auch die nicht gesondert erwähnten, sind für das Gelingen der Show unabdingbar. Denn, wie Schössler im Vorfeld betont: „So eine Veranstaltung kann nur zusammen gelingen.“
Mit dem Musical zum 20-jährigen Bestehen der Tanzschule hat Isa Schössler beim Publikum auf jeden Fall ins Schwarze getroffen. „Das ist ja der Wahnsinn“, sagt eine Zuschauerin am Ende. Ein Kompliment, auf das die Tanzpädagogin und ihr Team zu Recht stolz sein können.