30. Waldbegang der Stadt Cochem - Forst soll in Zukunft mehr Wasser speichern, um bei Starkregenereignissen schlimme Folgen abzumildern
Stadt Cochem rüstet nach: Wald soll beim Hochwasserschutz helfen
Kevin Ruehle

Cochem. Das Interesse der Stadtvertreter am Zustand des Forstes ist hoch, das zeigt nicht nur die Teilnehmerzahl am Waldbegang der Stadt Cochem. „Das ist nicht überall so“, lobt Forstamtsleiter Hans-Peter Schimpgen.

Aktualisiert am 19. September 2021 14:34 Uhr

Das Interesse gilt dabei natürlich nicht nur dem Trester, der auf eine Waldlichtung traditionell gereicht wird, sondern den Ausführungen von Revierleiter Markus Nockelmann. Und der Forstwirt erhält vor allem mit dem Thema Wasserrückhalt im Wald die Aufmerksamkeit der Cochemer Ratsmitglieder. Denn der Schreck des Sommerhochwassers sitzt tief. „Das Wasser war zu schnell da. Noch zwei bis drei Stunden Starkregen, und wir hätten in Cochem eine Katastrophe erlebt“, sagt Bürgermeister Walter Schmitz in einem Waldstück hinter dem Brauhecker Industriegebiet. Man habe Glück gehabt. Die Stadt sei dazu bereit, Geld in die Hand zu nehmen, um Rückhaltungen zu schaffen, erklärt der Stadtchef. „Der Wald hat eine enorme Kapazität, das Blätterwerk puffert jeden Tropfen ab, das Wasser kann besser versickern“, sagt Revierleiter Nockelmann. Dabei könne die Wasseraufnahmefähigkeit des Waldes erhöht werden, indem in der Vergangenheit angelegte Entwässerungsgräben nicht mehr reaktiviert würden. Die Gräben sollten das Wasser abführen, damit Forstwege trocken und damit befahrbar bleiben. Nockelmann schlägt nun vor, Gräben aufzubrechen, das Wasser tiefer in den Wald zu leiten und den Waldboden somit bei starkem Regen zu fluten. Im Forstamt Koblenz wurden jüngst ähnliche Überlegungen vorgestellt. Dort werden Waldwege zusätzlich mit Schotter bedeckt, damit diese bei starker Nässe befahrbar bleiben.

Die Stadt Cochem will nun voraussichtlich den Bauhof personell verstärken, um die Bäche, die in die Mosel münden, besser im Blick zu behalten. Man müsse sich darauf einstellen, dass häufiger Starkregen zu Hochwasserereignissen führe.

Für den Hauptausschuss der Stadt, Ratsmitglieder, Jäger und Vertreter der Landwirtschaft ist es bereits der 30. Waldbegang – seit 1991 erklären die Forstleute so ihre Arbeit. In der Nähe des Naturschutzgebietes Feuchtwiese beim Schafstaller Hof erläutert Markus Nockelmann, wie aufwendig es ist, eine Fläche auszuforsten. Auf 2,3 Hektar steht nun 21 Jahre alte Eiche, eine Ersatzaufforstung. 1400 Kilogramm Eicheln wurden ursprünglich ausgebracht. „Das ging in die Hose“, blickt der Revierleiter zurück. Die Schwarzfäule vernichtete die Saat. Daraufhin wurden einjährige Eichensämlinge ausgebracht, die teilweise durch einen Mäusebefall aus der angrenzenden Landwirtschaft zerstört wurden. 2006 besserten die Forstwirte dann mit Kastanien und Kirchen nach, „die Fläche ist dadurch vielfältiger geworden“, sagt Nockelmann. 23.000 D-Mark wurden auf 2,3 Hektar Fläche investiert. Es ist teuer einen Wald neu zu begründen, die Flächen brauchen Zeit. Mittlerweile besteht für die Stadt Cochem keine Verpflichtung mehr, Ersatzaufforstungen zu leisten, wenn etwa Wald für Baugebiete gerodet wird. „Es wäre sinnvoll, wenn die Stadt auch ohne die Verpflichtung Wald ersetzen würde“, sagt Nockelmann. Es gebe passende landwirtschaftliche Flächen, die dafür genutzt werden könnten.

In einem älteren Eichenbestand zeigt Markus Nockelmann ein kleines Gatter, in dem Eiben gepflanzt wurden. Im Mittelalter fiel der Baum der Produktion von Bögen zum Opfer, viele Bestände wurden gerodet. „Die Baumart ist in Vergessenheit geraten“, sagt der Revierleiter. Und dies, obwohl es die einzige heimische Nadelbaumart ist. Um zu beobachten, wie verschiedene Baumarten auf den Klimawandel reagieren, haben die Förster in diesem Waldstück insgesamt 20 solcher Kleingatter angelegt. „Wir setzen auf einen Gemischtwarenladen“, sagt Forstamtsleiter Schimpgen. Die nächsten Förstergenerationen werden sehen, welche Baumart mit dem Wandel zurechtkommt.

Von unserem Redakteur Kevin Rühle

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