Bernkastel-Kues/Cochem
Sparkasse macht drei Filialen im Kreis dicht

Für die Sparkassen-Filiale im Cochemer Höhenstadtteil Brauheck kommt zum 1. Februar 2017 das Aus. Die Mitarbeiter sind gestern Abend in einer außerordentlichen Betriebsversammlung darüber informiert worden.

Kevin Rühle

Bernkastel-Kues/Cochem. Aller schlechten Dinge sind drei: Nach Raiffeisenbank Eifeltor und VR-Bank Rhein-Mosel kündigt auch die Sparkasse Mittelmosel die Schließung von Filialen im Kreis Cochem-Zell an. Das Institut mit Sitz in Bernkastel-Kues macht zum 1. Februar 2017 seine Außenstellen in Bullay, Cochem-Brauheck und Bruttig-Fankel für immer dicht. Das einzig Erfreuliche: Es wird keinem Mitarbeiter betriebsbedingt gekündigt.

Von unserem Reaktionsleiter Thomas Brost

Besonders heftig trifft es die Moselregion. Sieben Filialen, davon fünf im Nachbarkreis Bernkastel-Wittlich, werden abgewickelt – ein Kahlschlag. Insgesamt verringert das Geldinstitut sein Netz von 29 auf 16 Filialen. Ebenso werden 16 SB-Standorte mit Geldautomat und Kontoauszugsdrucker abgebaut, darunter die Standorte in Büchel, Laubach und Pünderich.

Seit Längerem trägt sich der Vorstand mit dem Gedanken einer Restrukturierung, wie Vorstandssprecher Edmund Schermann erläuterte. Am Mittwochabend habe man das Konzept dem Verwaltungsrat vorgestellt, der die neue Konzeption mehrheitlich befürwortet hat.

Zum Hintergrund: „Vier Schwergewichte“ nannte Schermann, die das Ergebnis der Sparkassen massiv nach unten drücken: die Zinslandschaft („desaströs“), die überbordende Regulatorik, die Digitalisierung mit hohen Kosten und das veränderte Kundenverhalten. Schermann: „Wir haben eine stark abnehmende Frequenz in den personenbedienten Standorten.“ Und in diese Standorte habe die Sparkasse alle 15 Jahren im Schnitt 250 000 bis 300 000 Euro für Technik, Ausstattung und Sanierung investiert.

Auch das Automatennetz sei extrem aufwendig geworden. So habe das Institut in seine 60 Automaten jeweils 6000 Euro gesteckt, um eine Überwachung und den Versicherungsschutz zu ermöglichen. Schermann: „Das kostet ein Schweinegeld.“ Der wohl wichtigste Faktor ist das Betriebsergebnis. Auch wenn es in den vergangenen Jahren stabil jenseits der 20-Millionen-Euro-Marke lag – in diesem Jahr werden 24 Millionen erwartet -, wäre es mit dem aktuellen Kostenapparat wohl stark zurückgegangen. Jetzt müsse man reagieren, um „auf drei bis fünf Jahre“ das Ruder herumzureißen und das Modell Sparkasse in der Region zukunftsfest zu machen. Zumal, so der Vorstandschef, die Europäische Zentralbank „ihre Geldpolitik der Lockerheit“ fortsetze.

Im Konzept werden die Mittelpunktstandorte Wittlich, Bernkastel-Kues und Cochem gestärkt. Dort halte das Institut alles das vor, was es an Spezialisten wie Immobilienberatern hat. Das Personal – 60 Mitarbeiter sind von den Schließungen betroffen – wird umgesetzt. Der Vorstand erwartet sich „eine deutliche Reduzierung von Personal- und Sachkosten“, in der Höhe von rund 1 Million Euro im Jahr. Keiner wird entlassen, aber die Demografie spielt dem Vorstand in die Hand: 70 Mitarbeiter werden in den nächsten Jahren in Rente oder Altersteilzeit gehen. „Ein großer Teil dieser Mitarbeiter wird nicht mehr ersetzt“, stellte Schermann klar.

Auf die verbleibenden Mitarbeiter kommt mehr Arbeit zu, zumal sie stärker in das persönliche Kundengeschäft eingebunden werden. Denn das öffentlich-rechtliche Institut betont, keinen zurückzulassen. Es werde einen Bargeld- und Beratungsservice zu Hause geben, insbesondere für ältere und gebrechliche Mitmenschen. Edmund Schermann: „Wir lassen niemanden im Regen stehen, und das meinen wir auch so.“

Ein Angebot der Sparkasse richtet sich an kleine Gewerbebetriebe mit hoher Kundenzahl. Das Institut sorge dafür, dass moderne Zahlungssysteme in den Betrieben installiert werden können, unterstützt mit einem einmaligen Mietzuschuss von circa 300 Euro. In Betracht kommen laut Schermann „der Gastronom, Bäcker oder Metzger“.

13 Azubis sollen im nächsten Jahr eingestellt werden, haben sie eine langfristige Perspektive im Haus? Ja, sagt Schermann, wenn man auch nicht mehr alle übernehmen könne. Aber die Sparkasse bleibe „ein sozialer Arbeitgeber“. Schermann: „Aber unsere Mitarbeiter müssen sich ein Stück weit bewegen.“

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