Geringe Bewegung 
Sommerliche Ruhe am Cochem-Zeller Arbeitsmarkt
Am regionalen Arbeitsmarkt herrscht derzeit eher Stillstand.
Julian Stratenschulte. dpa

Cochem-Zell hat im Juni die drittniedrigste Arbeitslosenquote in Rheinland-Pfalz, vermeldet die Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen. Insgesamt sei der Arbeitsmarkt derzeit vor allem durch seine geringe Bewegung geprägt. 

Lesezeit 2 Minuten

Cochem-Zell. Am regionalen Arbeitsmarkt herrscht derzeit eher Stillstand. Die Zahl der Arbeitslosen im Kreis ist im Juni leicht zurückgegangen, zum Monatsende gab es hier 1162 arbeitslose Frauen und Männer, 24 weniger als im Mai, allerdings 66 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote bleibt unverändert bei 3,4 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 3,2 Prozent. Cochem-Zell weist damit nach Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg (jeweils 3,3 Prozent) die drittniedrigste Quote in Rheinland-Pfalz auf.

„Derzeit ist der Arbeitsmarkt vor allem durch seine geringe Bewegung geprägt“, erklärt Frank Schmidt, Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen. „Auf der einen Seite ist das ein zartpositives Zeichen: Trotz der unverändert angespannten Welt- und Wirtschaftslage ist die Arbeitslosigkeit in der Region nicht maßgeblich angestiegen. Aber Stillstand bedeutet eben auch, dass bisher keine Trendwende am Arbeitsmarkt zu erkennen ist“, so Schmidt.

„Die Betriebe sind wie in den vergangenen Monaten sehr zurückhaltend in der Neuausschreibung und Nachbesetzung von Stellen“, so Schmidt.

In der Geschäftsstelle Cochem wurden 281 Personen neu oder erneut arbeitslos gemeldet, 27 mehr als vor einem Jahr. Gleichzeitig beendeten 309 Frauen und Männer ihre Arbeitslosigkeit, 80 mehr als im Juni 2024. Seit Jahresbeginn gab es in Cochem insgesamt 2068 Arbeitslosmeldungen, 208 mehr als im Vorjahreszeitraum. Dem stehen 2281 Abmeldungen gegenüber, 118 mehr als im ersten halben Jahr 2024. Dem Arbeitgeberservice der Agentur wurden innerhalb der vergangenen vier Wochen 93 neue Stellen gemeldet. Damit liegen der Agentur derzeit 515 Stellenangebote aus der Region vor – 74 weniger als vor einem Jahr.

Wenige Neuausschreibungen in den vergangen Monaten

„Die Betriebe sind wie in den vergangenen Monaten sehr zurückhaltend in der Neuausschreibung und Nachbesetzung von Stellen“, so Schmidt. Grund dafür sei schon seit längerem die anhaltend schwache Konjunktur. „Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat in der vergangenen Woche das Betriebspanel 2024 veröffentlicht. Dort spiegelt sich die Entwicklung wider: Unternehmen, gerade bestimmter Branchen wie dem verarbeitenden und Baugewerbe, blicken eher pessimistisch in die Zukunft. Da wird dann abgewogen, welche Stellen zeitnah nachbesetzt werden müssen und in welchen Fällen die weitere Entwicklung abgewartet werden kann“, erklärt der Agenturleiter.

Trotzdem würden in vielen Bereichen Fach- und Arbeitskräfte dringend benötigt. „Die Situation am Arbeitsmarkt, auch an der Mosel, ist aktuell eine besondere“, so Schmidt. „Auf der einen Seite ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gestiegen, auf der anderen Seite wird in einigen Branchen Personal händeringend gesucht“, erläutert der Agenturleiter. In diesem Spannungsfeld komme die Arbeitsagentur ins Spiel: „Es ist unser Auftrag, die Passung zwischen offenen Stellenangeboten und Personen, die auf der Suche nach einer Beschäftigung sind, zu verbessern. Das leisten wir durch unsere Beratung, aber auch durch zielgerichtete Qualifizierungsangebote“, berichtet er.

In nahezu allen Branchen gibt es n och freie Ausbildungsplätze

Ende Juni, also etwa acht Wochen bevor die meisten Ausbildungen in diesem Jahr starten, wirft Frank Schmidt auch einen Blick auf den Cochem-Zeller Ausbildungsmarkt. Seit Oktober sprachen 292 junge Menschen bei der Berufsberatung vor, um sich bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz Unterstützung zu holen. Im gleichen Zeitraum meldeten Betriebe aus der Region 347 offene Lehrstellen.

Dieses Ungleichgewicht hat sich bis Ende Juni verstärkt: Nun kommen auf 98 unversorgte Bewerberinnen und Bewerber 165 unbesetzte Ausbildungsplätze. „Erfahrungsgemäß werden in den nächsten Wochen noch junge Leute wegfallen, die sich entweder entscheiden, weiter zur Schule zu gehen, oder schlicht vergessen haben, sich bei uns abzumelden“, weiß der Agenturleiter. Was für Unternehmen eine Herausforderung darstellt, kann für unentschlossene Jugendliche eine Chance sein: „In nahezu allen Branchen gibt es weiterhin freie Ausbildungsplätze. Daher lohnt es sich auch jetzt noch, eine Bewerbung abzuschicken.“

Top-News aus der Region