Was war es doch für eine andere Welt! 1991, das Jahr, in dem McDonald’s eine Filiale in Wittlich eröffnete – als eine der ersten in der Region. Nur Trier (am Hauptmarkt, dem altehrwürdigen Ort, ein Restaurant mit Selbstbedienung, damals ein Skandal!) und Bitburg (der Soldaten wegen, selbstredend) hatten damals schon ein Selbstbedienungslokal mit Big Mac, Cheeseburger & Co. Aber Wittlich?
McDonald’s in Wittlich: Damals war alles anders
Als Judith Lukacs, noch heute die Chefin von McDonald’s in Wittlich und Gerolstein, vom Konzern gefragt wurde, ob ein solcher Laden auch in der Säubrennerstadt fruchten könne, da sagte sie schnell: Ja! Denn es war ihre Chance, schon im jungen Alter von 20 Jahren Franchise-Nehmerin zu werden und ihre eigene Niederlassung mit aufzubauen.
Doch damals hätten es sich viele Leute gar nicht vorstellen können, Essen an der Theke zu bestellen, es selbst zum Platz zu bringen, mit den Händen (!) zu essen – und dann auch noch amerikanisches Fast Food! Heute lacht Lukacs, wenn sie daran zurückdenkt. Denn, oh ja, heute ist das selbstverständlich. An jeder Ecke gibt es inzwischen in Wittlich Burger (und nicht nur hier).

McDonald’s will nach Kaisersesch an die A48
McDonald’s Fans aufgepasst: Die Fast-Food-Kette will nach Kaisersesch. Das bestätigt ein Mc-Donald’s-Vertreter auf Anfrage unserer Zeitung. Was bisher darüber bekannt ist.
Doch zurück zu den Anfängen. Es war kurz nach dem Mauerfall, aus dem Osten Deutschlands strömten die Menschen hierher. „Ich erinnere mich noch, wie jemand im McDrive einen Broiler bestellt hat. Und wir wussten gar nicht, was er meinte!“, sagt Lukacs schmunzelnd. Die ehemalige DDR sei somit der Wachstumsmarkt schlechthin gewesen, alle Unternehmen habe es dorthin gezogen, um zu expandieren. Die gebürtige Triererin hielt es jedoch in der Region.
Als sie die Pläne kundtat, in Wittlich einen McDonald’s zu eröffnen, habe sie viel Skepsis geerntet, erzählt sie. Ob das Erfolg haben könne? Damals habe Wittlich nur eine Autobahnzufahrt gehabt, und in der Gottlieb-Daimler-Straße habe es neben dem Autohaus Hess und dem Werkzeughandel Raskob kein weiteres Unternehmen gegeben. Ob sich dort Gastronomie lohne? Und dann sollte der Laden auch noch innerhalb kürzester Zeit eröffnen – das klappt doch nicht?
Skepsis und eisige Winter: Kein leichter Start für das Geschäft mit Fast Food in der Eifel
Doch, es klappte. Auch wenn der Anfang hart gewesen sei: „Ich habe immer an Wittlich geglaubt.“ Gerade an die eisigen Winter mit viel Schnee erinnert sie sich ungern zurück: „Da kam abends keiner mehr.“ Doch im zweiten Jahr habe sie den Umsatz schon um 20 Prozent steigern können.
Das Sortiment sei damals noch viel kleiner gewesen, auch Frühstück gab es noch nicht. Nur Kaffee. Filterkaffee. Der nach ein paar Stunden eine ganz besondere Geschmacksnote entwickelt habe (wie jeder weiß, der ihn einmal in einem amerikanischen Diner getrunken hat).
Straßen sind Frequenzbringer
„Es ist ein schönes Gefühl, zu sehen, wie toll es angenommen w Das Einzugsgebiet sei riesig, umfasse bis zu 50.000 Bewohner. „Ich lebe aus dieser Region“, sagt sie ganzklar. Nicht primär die Autofahrer, die von der Autobahn abfahren und hier Rast machen, seien der Frequenzbringer, sondern die Einheimischen. „Wenn die Bundesstraße in Richtung Bernkastel-Kues gesperrt ist, spüren wir das deutlich stärker als eine Autobahnbaustelle“, erklärt sie. „Wir müssen am Puls der Straße leben und mit dem Auto erreichbar sein.“ Zu Fuß kämen höchstens einmal ein paar Schüler hierher.
Heute ist McDonald’s also schon im 34. Jahr in Wittlich. Die Belegschaft, sie ist bunter geworden, viel bunter. Damals habe man fast nur deutsche Namen in der Liste der Mitarbeiter gefunden, heute kaum noch einen.
Wie attraktiv ist der Standort Gerolstein heute?
Wittlich habe eine fast doppelt so hohe Gästefrequenz wie Gerolstein, wo die Filiale 2001 eröffnete. Ob man sich heute noch einmal für diesen Standort entscheiden würde? Fraglich, sagt Lukacs. Damals sei Gerolstein als attraktiver gesehen worden als Daun, heute sei es wohl andersherum, auch der Anbindung, des Kinos und des Krankenhauses wegen. Zudem fehle derzeit die Bahnanbindung in Richtung Köln. Auch die Filiale selbst sei von der Hochwasserkatastrophe 2021 betroffen gewesen.
Wittlich habe sich ebenfalls extrem geändert, gab es hier damals doch zum Beispiel noch zwei Diskotheken. Die Jugendlichen hätten sich oben in der Lobby von McDonald’s getroffen und seien von dort aus weiter gezogen. Das erlebe man heute kaum noch: Sie verabreden sich per Smartphone.
Auch Familien sehe man die Woche über hier seltener, die Kinder haben eben länger Schule. Doch am Wochenende und in den Ferien, da fülle sich der große Raum mit Eltern und ihren Sprösslingen, erzählt Lukacs. Veranstaltungen wie verkaufsoffene Sonntage oder größere Fußballturniere spülten ebenfalls Hungrige zu ihnen.
Ja, so vieles sei heute anders. Damals habe es hier noch Alkohol gegeben, das sei inzwischen kein Thema mehr. Und geraucht werden durfte, natürlich. „Was haben wir oft die Wände gestrichen!“, erinnert sich Lukacs und lacht.
Ein McDonald’s in Schweich? Warum nicht!
Dass sie bis heute nur zwei Standorte führe, während es bei manchen ihrer Kollegen bis zu 27 seien, liege auch darin begründet, dass die Region vergleichsweise dünn besiedelt sei. Eine weitere Filiale könne sie sich in Schweich gut vorstellen – sowohl wegen der Lage als auch wegen der wachsenden Bevölkerung dort. Doch die Chancen stünden aktuell eher schlecht, denn die Entscheidung fälle alleine McDonald’s anhand strenger Kriterien, und die Grundstückssituation dort sei schwierig.
Ob die Fast-Food-Kette darunter leide, dass es inzwischen zahlreiche Burgerläden gebe? Nein, sagt Filialleiterin Fatma Kuslaroglu: Es sei eben Trend, Burger zu essen, und je mehr Läden man sehe, desto häufiger komme man auf den Geschmack. Als vor Kurzem Burger King wegen Norovirus-Fällen geschlossen werden musste, hätten sie bei McDonald’s mit gelitten. Denn Wittlich und Burger: Daraus ist am Ende doch eine heiße Liebe geworden.