Vor einem Jahr wurde in Ulmen das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in Trägerschaft der Verbandsgemeinde Ulmen eröffnet. Eine Herkulesaufgabe für die Verwaltung, doch die einzige Möglichkeit, die drohende Lücke in der hausärztlichen Versorgung zu schließen. So hat sich die Praxis bisher entwickelt.
Mehr als 30 Jahre lang hatte der Hausarzt Rainer Feindel eine allgemeinmedizinische Praxis in Ulmen geführt. Gesundheitliche Gründe veranlassten den damals 67-Jährigen dazu, die Praxis aufzugeben. Doch die Suche nach einem Nachfolger erwies sich als schwierig.
Suche nach Nachfolger war schwierig
Sandra Wagner, die schon zehn Jahre lang in Feindels Praxis angestellt war, wollte zwar gern bleiben. Die Praxis als selbstständige Ärztin zu übernehmen, war für die heute 60-Jährige jedoch keine Option. Eine Lösung tat sich dann mit der Idee auf, ein kommunales Medizinisches Versorgungszentrum zu gründen. Mit dem Angebot von Dagmar Angelika Jessel, das MVZ als leitende Ärztin zu übernehmen, wurde das Vorhaben in die Tat umgesetzt.
„Trotz anfänglich verhaltener Dynamik haben sich die Patientenzahlen kontinuierlich nach oben entwickelt.“
Alfred Steimers, Bürgermeister der VG Ulmen
„Trotz anfänglich verhaltener Dynamik haben sich die Patientenzahlen kontinuierlich nach oben entwickelt“, heißt es nun vonseiten der Verwaltung. Eine erfreuliche Nachricht für die medizinische Versorgung im Landkreis. Es bestehen noch freie Kapazitäten und es können auch noch Neupatienten aufgenommen werden.
Das neunköpfige Team, das die beiden Ärztinnen Dagmar-Angelika Jessel und Sandra Wagner von ihrem Vorgänger Rainer Feindel übernommen haben, wurde noch um eine medizinische Fachangestellte sowie eine gelernte Kinderkrankenschwester erweitert. Dagmar-Angelika Jessel leitet das MVZ in Vollzeit, Sandra Wagner ist mit einer dreiviertel Stelle im Einsatz. Um das Leistungsspektrum der Praxis zu erweitern, haben beide Ärztinnen im vergangenen Jahr Fortbildungen absolviert, darunter die psychosomatische Grundversorgung sowie die Qualifikation zur Durchführung von Schilddrüsen-Ultraschalluntersuchungen.

Auch das erklärte Ziel der leitenden Ärztin, eine Weiterbildungspraxis zu werden, ist in greifbare Nähe gerückt. Die Ärztekammer hat der Praxis die Weiterbildungsermächtigung erteilt und gibt damit dem MVZ die Erlaubnis, angehende Fachmediziner im Rahmen ihrer Weiterbildung zu beschäftigen und zu begleiten. Derzeit sind die Ärztinnen auf der Suche nach geeigneten Weiterbildungsassistenten.
Parallel dazu wird im Herbst eine Medizinstudentin ihr Pflichtpraktikum im MVZ Ulmen absolvieren. Die Gruppenfamulatur ist Teil des Projekts „Gesundheit Miteinander Zukunft“, das die vier Landkreise Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Cochem-Zell und Vulkaneifel gemeinsam auf den Weg gebracht haben. „Die Förderung des medizinischen Nachwuchses ist ein zentrales Anliegen unseres Konzepts“, betont Jessel.
Rezepte können online bestellt werden
Auch das digitale Serviceangebot der Praxis wurde inzwischen erweitert. Patienten können nun Rezepte und Überweisungen online abwickeln. „Ein Angebot, das rege angenommen wird“, teilt die Verwaltung mit. In naher Zukunft soll es auch Videosprechstunden geben, um Patienten, die nicht mobil sind oder weiter weg wohnen, eine medizinische Beratung zu erleichtern.
Um die Versorgung der Patienten auch im Urlaubs- oder Krankheitsfall der Mediziner sicherstellen zu können, ist die Einstellung einer weiteren Ärztin oder eines Arztes in Teilzeit geplant.
Insgesamt zieht Verbandsgemeindebürgermeister Alfred Steimers ein positives Fazit für das Pilotprojekt der VG Ulmen. „Der Aufbau eines MVZ ist kein Selbstläufer. Er verlangt Mut, Engagement und Ausdauer“, sagt er, betont aber, dass es eine Entscheidung mit Weitblick war, die Trägerschaft des MVZ zu übernehmen. „Wir sehen, das Projekt trägt Früchte und besitzt Potenzial, langfristig tragfähig zu sein“, fügt Steimers an.