Sechs Monate nach der Havarie
So läuft es jetzt an der Schleuse in Müden
Am 1. Februar dieses Jahres wurde die Schleuse in Müden nach einer Havarie mit einem Containerschiff wieder eröffnet.
Ulrike Platten-Wirtz

Die Havarie zwischen einem Frachtschiff und dem Schleusentor in Müden hat im vorigen Dezember für viel Aufsehen gesorgt. Zwei Monate lang war die Mosel nicht durchgängig beschiffbar, festsitzende Schiffe wurden notgeschleust. So ist die Lage heute. 

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Vor genau einem halben Jahr, nämlich am 8. Dezember 2024, hat ein per Autopilot gesteuertes Frachtschiff ungebremst das Schleusentor in Müden gerammt. Die Mosel musste auf daraufhin für den durchgehenden Schiffsverkehr zwischen Koblenz und Trier gesperrt werden. Die rund 70 festsitzenden Frachter und zum Teil auch zuvor mit Passagieren besetzten Hotelschiffe aufwendig von Hand notgeschleust werden. Nach zwei Monaten konnte der Schaden repariert, und die Schleuse wieder freigegeben werden. Der Vorfall hat bundesweit für großes Aufsehen gesorgt. Unsere Zeitung hat jetzt nachgefragt, wie sich die Situation in Müden seit der Wiedereröffnung entwickelt hat.

„Der Schiffsverkehr läuft nach der Eröffnung der Schleuse am 1. Februar dieses Jahres wieder normal.“
Stephan Momper, Amtsleiter

„Der Schiffsverkehr läuft nach der Eröffnung der Schleuse am 1. Februar dieses Jahres wieder normal“, erklärt Stephan Momper, Amtsleiter der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung Mosel-Saar-Lahn. Was dem Ingenieur allerdings aufgefallen ist, ist, dass die Menge an Gütern, die über die Wasserstraße Mosel transportiert werden, geringer ist als im Vorjahresvergleich. Momper hat dafür zwei mögliche Erklärungen parat. „Um nicht untätig festzusitzen, haben die Verlader sich alternative Transportwege gesucht. Je nachdem, welche Verträge dabei für Straße oder Schiene abgeschlossen wurden, sind diese zeitlich noch nicht abgelaufen“, vermutet er. Was Momper aber für wahrscheinlicher hält, um den Gütertransportrückgang zu erklären, ist, dass wegen des Niedrigwassers im Rhein einfach weniger Containerschiffe unterwegs waren und sich dies auch auf die Mosel ausgewirkt hat. „Im vorigen Frühjahr hat es viel geregnet und es gab keine Probleme mit dem Wasserstand für die Schifffahrt. Das war in diesem Frühling anders“, weiß er.

700.000 Tonnen werden pro Monat geschleust

In der Regel werden im Monat durchschnittlich rund 700.000 Tonnen über die Mosel verschifft. Im Februar waren es rund 67.000 Tonnen weniger, im März sogar 193.000 Tonnen weniger als im Vorjahresvergleich. Das meiste, was über die Wasserstraße gefahren wird, sind Schrott und Metalle. Aber auch landwirtschaftliche Güter wie Getreide und Futtermittel werden bevorzugt mit Schiffen transportiert, außerdem Güter aus der Rubrik Steine und Erden, zu der auch Kohle gehört. „Wegen der Ausflugs- und Hotelschiffe werden natürlich auch Personen über die Mosel gefahren“, weiß Momper. Ob sich die Transportmenge bis zum Ende des Jahres wieder einpendelt, ist noch unklar.

Glück im Unglück gehabt

In technischer Hinsicht ist die Schleuse auf jeden Fall wieder in Ordnung. Dennoch ist die Mosel wegen planmäßiger Wartungsarbeiten an den Schleusen regelmäßig kurzfristig nicht beschiffbar. „Die Bauwerksinspektionen sind planbar und zeitlich begrenzt“, betont Momper. Anders war das nach der Havarie. „Man konnte im Vorfeld auch gar nicht abschätzen, wie lange die Reparatur dauern würde“, sagt er. Als glückliche Fügung wertet Momper aber die Tatsache, dass zum einen ein Ersatztor, das relativ schnell angepasst werden konnte, verfügbar war. Zum anderen, dass das Massivbauwerk bei dem Unfall nicht im großen Stil beschädigt wurde. „Die Fundamente waren zum Beispiel nicht betroffen“, so Momper. Auch vom Hochwasser blieb man während der Reparaturarbeiten verschont. Der Amtsleiter bedauert, dass man mit der Vermutung, die Reparatur dauere drei Monate, zu voreilig an die Öffentlichkeit gegangen ist. „Die Verlader haben sich dann, um nicht so lange festzusitzen, umgehend um Alternativen bemüht, statt abzuwarten“, vermutet er.

Fachleute wussten, was zu tun war

Momper zeigt sich allerdings mit der Art, wie man mit dem Schaden umging, zufrieden. „Es waren viele Fachleute vor Ort, auch eigene Taucher“, sagt er. Ein Vorteil, dass die Mitarbeiter aus dem eigenen Team waren und wussten, was zu tun war. „Mit Fremdfirmen wäre das schwieriger geworden“, betont er und fügt an: „Das zeigt, dass die Verwaltung trotz Reformen und Einsparungen noch funktioniert.“ Sollte sich in nächster Zeit jedoch noch einmal ein ähnlicher Vorfall ereignen, sei man „allerdings aufgeschmissen“. „Es sind zwar Ersatztore in Arbeit, aber diese sind noch nicht verfügbar“, bestätigt Momper.

Kein n eues Sicherheitskonzept erforderlich

Ein neues Konzept, wie man in solchen Fällen vorgeht, ist derzeit nicht in Arbeit. „Das Einzige, was man überlegen sollte, ist, dass man Autopiloten so programmiert, dass sie nicht komplett ohne menschliche Komponenten genutzt werden können.“

Würden alle Moselstaustufen über zwei Schleusenkammern verfügen, müsste die Wasserstraße nicht komplett gesperrt werden. „Der Ausbau ist vonseiten der Bundesverkehrswegeplanung auch vorgesehen, allerdings richtet man sich beim Ausbau nach Kosten und Nutzung“, sagt der Amtsleiter. Dass wegen des Vorfalls der Ausbau der Schleusen forciert wird, glaubt Momper nicht. „Es gibt vom Bund kein Signal in dieser Richtung“, sagt er.

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