Polizeiliche Kriminalstatistik
So kriminell lief das Jahr 2024 für die Polizei Zell
Es gab weniger Straftaten im Bereich der Polizeiinspektion Zell. Doch manche Deliktsgruppen entwickeln sich deutlich, während andere stagnieren.
Soeren Stache. picture alliance/dpa

Welche Straftaten beschäftigten die Polizeiinspektion Zell 2024? Eine Übersicht.

Weniger Straftaten, vor allem im Bereich der Rauschgiftkriminalität, dafür aber viel mehr Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung: So sieht die polizeiliche Kriminalstatistik für den Bereich der Polizeiinspektion Zell aus.

1183 strafrechtliche Ermittlungsverfahren wurden geführt, das ist ein Rückgang von 102 Fällen (7,9 Prozent). Karin Beerbohm, Leiterin der PI, sagt: „Die Aufklärungsquote der Zeller Inspektion liegt mit guten 68,9 Prozent zwar um 5 Prozent unter dem Vorjahresergebnis, aber weiterhin deutlich über dem Landesdurchschnitt.“ Verfahren wurden gegen 456 männliche und 133 weibliche Verdächtige geführt, darunter liegt der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen mit 121 bei 20,5 Prozent.

Sexueller Missbrauch ist besonders oft passiert

Besonders auffällig ist die hohe Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Denn nachdem diese in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich angestiegen ist, und 2023 erstmals ein Rückgang zu verzeichnen war, kam es 2024 zu einem enormen Anstieg von fast 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Einzelnen kam es zu zwei Vergewaltigungen und elf Fällen sexueller Belästigung. Beerbohm sagt: „Weniger erfreulich ist, dass es wieder zu einem leichten Anstieg im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern kam. Waren es 2023 noch drei Fälle, die angezeigt wurden, wurden im Jahr 2024 vier Fälle angezeigt. Erfreulicherweise wurde kein Fall von schwerem Missbrauch bekannt.“ Wegen Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornografischer Schriften wurde in elf Fällen ermittelt.

Körperverletzungsdelikte, Nötigung, Bedrohung und Delikte gegen die persönliche Freiheit werden unter Rohheitsdelikten zusammengeführt. Nach einem erheblichen Anstieg in den Vorjahren ist die Zahl mit 263 Fällen nahezu gleichgeblieben. Den größten Anteil bilden dabei die 163 Verfahren wegen Körperverletzung – davon waren 112 einfache und 43 gefährliche oder schwere Fälle.

Häusliche Gewalt kann wesentlich ein Rohheitsdelikt oder ein Delikt gegen die sexuelle Selbstbestimmung darstellen: „65 solcher HG-Fälle sind im vergangenen Jahr bei der PI Zell durch besonders ausgebildete Beamte bearbeitet worden. Da die Täter hier bekannt sind, konnten alle Fälle aufgeklärt werden“, sagt die PI-Leiterin.

Höchststand nach fünf Jahren bei Diebstählen erreicht

Ein sichtbarerer Anstieg ist außerdem im Bereich der Eigentumsdelikte zu sehen. Im Jahr 2024 wurde sogar ein Höchststand im Fünf-Jahres-Vergleich verzeichnet: 172 einfache Diebstähle und 80 Diebstähle unter erschwerenden Umständen wurden hier in 2024 bearbeitet. Die Tendenz ist leicht steigend. Die Aufklärungsquote liegt in diesem Bereich bei 37,7 Prozent und ist somit im Vergleich zum vergangenen Jahr nahezu gleichgeblieben.

23 Ladendiebe wurden ertappt. Fahrräder sind begehrte Objekte, insgesamt wurden 15 entwendet. Bei Kraftwagen und Motorrädern liegt die Zahl der Diebstähle beziehungsweise des unbefugten Gebrauchs bei fünf. An oder aus Kraftfahrzeugen wurden insgesamt 39 Mal Dinge gestohlen. Beerbohm erklärt: „Dienst-, Büro-, Lager- und Werkstatträume sowie Kioske sind aus Sicht der Täter ‚geeignete Orte‘ zum Stehlen, 22 Mal waren sie Tatorte. Örtliche oder zeitliche Schwerpunkte gibt es nicht, Diebe treten flächendeckend auf.“

Interessant sind auch die Zahlen zum Wohnungseinbruch und Diebstahl aus eben diesen. Im Jahr 2020 und 2021 konnte die signifikante Abnahme mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie erklärt werden. „Dieses hat sich jedoch in den letzten drei Jahren wieder geändert“, erläutert Beerbohm: „Der Umfang an Homeoffice ist zurückgegangen und da keine Einschränkungen mehr bestehen, halten sich die Menschen auch wieder weniger zu Hause auf.“ Seit 2022 gibt es daher einen hohen Anstieg der Zahlen in diesem Bereich. So wurde im Zuständigkeitsbereich der PI Zell im vergangenen Jahr 26 Mal eingebrochen, davon 13 Mal über Tag. Die Zahlen sind im Vergleich zu 2023 nahezu gleichgeblieben.

„Der Umfang an Homeoffice ist zurückgegangen und da keine Einschränkungen mehr bestehen, halten sich die Menschen auch wieder weniger zu Hause auf.“
PI-Leiterin Karin Beerbohm

Bei den sogenannten Callcenter-Betrügen gab es im Jahr 2024 mit 71 Fällen einen leichten Anstieg. 57 Mal gaben sich Personen als falsche Polizeibeamte oder Amtsträger aus, zwei Mal wurde ein Gewinn in Aussicht gestellt und zwölf Mal kam der sogenannte Enkeltrick zur Anwendung. „Erfreulich ist jedoch, dass auch im letzten Jahr die meisten dieser Taten nicht über das Versuchsstadium hinauskamen, beziehungsweise dass bereits überwiesenes Geld wieder zurückerlangt werden konnte“, betont die PI-Leiterin. Dass es zu fast keinen Vollendungen kam, sei vor allem der guten Präventions- und Pressearbeit und den aufmerksamen Mitarbeitern der Banken zu verdanken.

Erheblich gesunken ist die Rauschgiftkriminalität: Kam es noch zu einem deutlichen Anstieg in den Jahren 2020 bis 2022, gingen die Zahlen seitdem zurück. „Dieser Rückgang ist der Ausfluss aus dem geänderten Cannabisgesetz.“ Allgemeine Verstöße mit Cannabisprodukten sind 38 erfasst, ein Minus von 50 Verfahren. In 23 Ermittlungen steht mit Amphetamin eine harte Droge im Fokus. „Cannabis und Amphetamine sind im gesamten Zuständigkeitsbereich einfach zugänglich und sehr verbreitet“, erläutert Beerbohm. Sonst gibt es nur drei Fälle, in denen Kokain eine Rolle spielte, bei LSD und Heroin liegt die Zahl bei 0. Wegen Handelns oder Schmuggelns von Rauschgiften sind sieben Verfahren eröffnet worden – das sind 14 Fälle weniger als im Vorjahr. Die PI-Leiterin erklärt: „Wie immer wird hier ein großer Teil der Fälle im Zusammenhang mit Verkehrskontrollen entdeckt, wobei die Anschlussermittlungen dann jeweils zu weiteren Täterkreisen führen.“

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