Eine Kindheit im Klotti-Park
So ist es, in einem Freizeitpark aufzuwachsen
Pia Hennes hat ein großes Herz für die Esel im Klotti-Park. Besonders Horsti (rechts) hat es ihr angetan.
Kevin Rühle. Kevin Ruehle

Eine Achterbahn im Garten und Bären als Haustiere – das kann nicht jeder von sich behaupten. Die Hennes-Geschwister, die im Klottener Freizeitpark ihre Kindheit verbracht haben, allerdings schon. Wie ist es, in einem Freizeitpark aufzuwachsen?

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„Die hat eine eigene Achterbahn im Garten“ oder „Die geht mit ihren drei Bären spazieren.“ Das sind zwei Sätze, die Pia Hennes schon öfter in ihrem Leben gehört hat. Sie ist gemeinsam mit ihren Schwestern im Klotti-Park aufgewachsen. Jetzt wird sie gemeinsam mit ihrer Schwester Stefanie den Wild- und Freizeitpark in Klotten übernehmen. Doch wie war es eigentlich, dort aufzuwachsen?

Pia Hennes hockt auf dem Boden, rechts von ihr Esel Horst in seinem weiß-schwarz-getupften Fell, links Freddie, der das typisch-graue Eselfell trägt. Sie krault „Horsti“, wie sie ihn liebevoll nennt, Freddie bekommt ein Leckerchen zugesteckt, von hinten stupst die Eseldame Tante sie an. Die Huftiere haben es der 27-Jährigen besonders angetan. Sie sagt: „Ich würde sogar so weit gehen, dass Horsti mein persönliches Highlight des Parks ist.“

Pia Hennes und ihr Horsti.
Kevin Rühle. Kevin Ruehle

Mit dem Esel ist sie zwar nicht aufgewachsen, aber für Hennes ist das plüschige Tier einfach nicht mehr wegzudenken. Ebenso wie viele andere Tiere im Wildpark. Sie schmunzelt: „Mit den Bären bin ich bislang trotzdem noch nie spazieren gegangen. Ich war mit ihnen nur mal beim Tierarzt.“

Bär musste zum Tierarzt

Erst im vergangenen Jahr war die Bärendame des Wildparks krank. Einen Tierarzt zu finden, der einen Bären behandelt, ist gar nicht so einfach. Dank ihres abgebrochenen Studiums der Tiermedizin in Gießen hat die Tierliebhaberin aber noch einige Kontakte, auch wenn ehemalige Kommilitonen sie bei der Frage nach einem Tierarzt für einen Bären auch mal schief angeschaut haben. Aber das macht ihr nichts. Erfahrungen wie diese hat sie öfter gemacht, schon von klein auf.

„Es war auf jeden Fall exotisch, so aufzuwachsen. Leute denken oft, man würde sie auf den Arm nehmen, wenn sie von anderen erzählt bekommen: ‚Das ist die mit der Achterbahn und den Bären im Garten‘“, sagt Hennes. Aber sie nimmt es mit Humor.

Auch das Reh "Halbes Ohr" lebt im Klotti-Park.
Kevin Rühle. Kevin Ruehle

Als sie in den weitläufigen, eingezäunten Bereich geht, in dem Besucher und Rehe gleichzeitig herumrennen, hält sie vor einem Tier an. Die dunkelbraunen Rehaugen fixieren die Plastikschale, in der Hennes Leckerli für die Esel durch den Park trägt. Das Tier fällt auf, denn an seinem Gesicht ist etwas anders als bei den anderen Rehen: „Das hier ist Halbes Ohr. Irgendwann hatte es nur noch ein halbes Ohr, daher der Name.“ So simpel kann es manchmal bei der Namensgebung zugehen.

„Irgendwann wird alles Alltag. Darum sind wir auch oft auf Ideen gekommen, die nicht die klügsten sind …“ Pia Hennes erzählt über ihre Kindheit im Klotti-Park

Geburtstage hat Pia Hennes übrigens nie im Klotti-Park gefeiert. Das wäre fast schon langweilig gewesen: „Irgendwann wird alles Alltag. Darum sind wir auch oft auf Ideen gekommen, die nicht die klügsten sind …“, gibt sie zu und schmunzelt. „Wir haben früher oft im Park unsere eigenen Challenges kreiert, bei denen wir auch Besucher animiert haben. Grundsätzlich haben wir immer einen auf den Deckel bekommen. Wir wurden auch immer von unseren Eltern ausgerufen, dass wir sofort nach oben kommen sollen.“

Zwei dieser Challenges sind der 27-Jährigen noch gut im Gedächtnis geblieben: „Wir haben zum Beispiel auf dem Trampolin so viele Tricks gelernt, dass wir die Besucherkinder ausgestochen haben, sodass sie sich nicht mehr aufs Trampolin getraut haben. Das Trampolin hatten wir dann für uns. Dann sind wir so lange gehüpft, bis wir vom Personal heruntergeschmissen wurden.“ Auch nach Feierabend haben sich damals Kinder und Jugendlichen gerne in den Park geschlichen, um die Anlagen zu nutzen – nicht die Großanlagen, die eine Gefahr mit sich brachten, aber das Trampolin war ein beliebtes Spielgerät. Hennes sagt: „Da ist die ein oder andere Verletzung davon getragen worden, das fanden unsere Eltern natürlich nicht so cool. Aber als Kinder hatten wir hier wohl das beste Leben.“

Die Fahrt auf der Klotti-Achterbahn ist nichts für Angsthasen.
Kevin Rühle. Kevin Ruehle

Eine weitere Challenge spielte sich auf der Achterbahn ab. Hennes lacht und sagt: „Ich weiß nicht, ob man das heute noch so machen dürfte.“ Entstanden sei die Idee in Zusammenarbeit mit einem Verein, es ging um einen Wettkampf: Die Kinder haben alle einen Becher bekommen, der mit Wasser gefüllt war. Die Person, die am Ende der Fahrt das meiste Wasser im Becher hatte, hat gewonnen. Pia Hennes erzählt: „Ein paar aus dem Team kamen damals zu spät. Denen haben wir dann nicht die Regeln erklärt, sie wussten nicht, dass wir alle nur einen kleinen Becher in der Hand gehalten haben. Die mussten dann mit einem Putzeimer gefüllt mit Wasser fahren. Natürlich waren die dann komplett nass, als sie unten wieder ankamen.“

Und auch Hennes wurde zeitweise im Park klatschnass: „Irgendwann fand ich raus, dass das Personal an der Wildwasserbahn selbst einstellen kann, wie nass die Fahrgäste werden. Und ich hatte mich schon gewundert, wie andere kaum nass werden konnten, während ich da klatschnass rauskam.“ Pia Hennes hätte noch so viel mehr Geschichten zu erzählen. Doch jetzt freut sie sich erst einmal auf das, was noch kommt und welche Erinnerungen sie zukünftig noch schaffen kann. Denn gemeinsam mit ihrer Schwester Stefanie übernimmt sie die Leitung des Parks. Schöner könnte sie sich den 55. Geburtstag des Klotti-Parks nicht vorstellen.

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