Viele Projekte laufen
Seit zehn Jahren helfen Bullayer in Ruanda
In den Batwa-Dörfern werden Schuhe produziert. Damit erhalten die Bewohner eine neue Lebensgrundlage. Dies wird von der Ruandahilfe gefördert.
Müller, Matthias

Seit Januar 2015 gibt es den Verein Kunga-Ruandhilfe in Bullay. Die Mitglieder und Unterstützer haben seither in dem ostafrikanischen Land viel bewegt. Der Vorsitzende war jüngst wieder in Ruanda. Es sah einiges, das zu Zuversicht berechtigt.

Sei es die Förderung für Schuluniformen, Schulessen oder Schuhe, seien es Stipendien für junge Menschen, sei es die Unterstützung bei der Landwirtschaft und im Beruf – die „Kunga-Ruandahilfe“ ist vielfältig in dem ostafrikanischen Land tätig. Für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Bei einem Besuch in Ruanda konnte sich Matthias Müller aus Bullay, der Vereinsvorsitzende der „Kunga-Ruandahilfe“, von dem Erfolg dieser Arbeit überzeugen.

„Das läuft echt alles super und es ist schön, anzusehen, wie erfolgreich alles umgesetzt wird“, berichtet er von seiner jüngsten Reise, die er gemeinsam mit Wolfgang Thiel aus Cochem unternahm. Neun Tage lang war er in dem ostafrikanischen Land unterwegs, traf viele bereits lang bekannte Menschen, sprach mit Vertreterinnen und Vertretern von Schulen und den katholischen Pfarreien und Orden, mit denen der Verein eng zusammenarbeitet.

Die Batwa-Dörfer liegen im Norden Ruandas an der Grenze zu Uganda. Hier leiden die Menschen unter extremer Dürre, da sich Trocken- und Regenzeiten infolge des Klimawandels verschoben haben. 
Matthias Müller, Vorsitzender des Vereins Kunga-Ruandahilfe Bullay
Für die in den drei Dörfern produzierten Schuhe wird nun Werbung gemacht, um den Verkauf zu fördern.
Müller, Matthias

Ein Schwerpunkt war diesmal der Besuch in drei Dörfern der Batwa, einem indigenen Pygmäen-Volk, das in Ruanda am Rande der Gesellschaft in größter Armut lebt. Viele müssten in den Busch gehen und dort Blätter und Wurzeln essen, berichtet Matthias Müller. Mit der Rodung des Regenwaldes sei diesen Menschen die Lebensgrundlage entzogen worden. „Rund 25.000 Batwa leben verarmt und entwurzelt in dem Land. Die Batwa-Dörfer liegen im Norden Ruandas an der Grenze zu Uganda. Hier leiden die Menschen unter extremer Dürre, da sich Trocken- und Regenzeiten infolge des Klimawandels verschoben haben. Mit der Hilfe für diese Menschen haben wir vor einigen Jahren begonnen“, so der Vorsitzende der „Kunga-Ruandahilfe“.

Und dies bereits mit Erfolg. Mit der Unterstützung durch die „Kunga-Ruandahilfe“ wurde Land bebaut, Kompost wird hergestellt und auch gehandelt, seit Neuestem wird auch Gerste angebaut für die heimische Bierproduktion. „Hier haben die Menschen mittlerweile eine neue Lebensgrundlage erhalten und das alles entwickelt sich sehr gut“, freut sich Matthias Müller. Dabei arbeitet der Verein eng mit der kirchlichen Organisation SPES zusammen. Deren Vorsitzender, Father Theophile, steht in ständigem Kontakt mit der „Kunga-Ruandahilfe“.

Matthias Müller (links) und Wolfgang Thiel bei ihrem Besuch in Nyundo.
Matthias Müller

Schuhherstellung ist gut angelaufen

Seit Jahren werden in den Batwa-Dörfern auch Kinder für den Schulbesuch unterstützt. „Wir zahlen dabei für Schuluniformen, für Schuhe, für das Schulessen. Im vergangenen Jahr waren das rund 10.000 Euro“, erzählt Matthias Müller. Auch Schulen in Byumba und in Tabagwe werden gefördert.

Ein ganz neues Projekt ist die Unterstützung der Schuhproduktion in den drei Batwa-Dörfern. Hier sorgte der Verein für Nähmaschinen, für Rohlinge, für Material, damit vier bis fünf Personen in jedem Dorf Schuhe herstellen können für den Verkauf. „Das lief gut an, es soll nun ausgebaut und auch mehr Werbung gemacht werden. Und es hilft, dass auf diese Weise weitere Menschen hier eine Lebensgrundlage finden“, macht Matthias Müller deutlich. Geplant ist eine Vermarktung unter dem Namen „Kunga Ruanda Handmade Shoes“, freut er sich. Rund 8000 Euro hat hier der Verein an Unterstützung geleistet.

Für viele in Ruanda geht es immer noch ums nackte Überleben.
Matthias Müller, Vorsitzender des Vereins Kunga-Ruandahilfe Bullay

Die Schule von Schwester Cassilde in Nyundo liegt an der Grenze Ruandas zu Kongo und der Stadt Goma, wo ein Bürgerkrieg tobt. Zwei Nächte haben die beiden Cochem-Zeller in einem Hotel in Rubavu, der Schwesterstadt von Goma, geschlafen. 500 Meter von der kongolesischen Grenze entfernt. „Während unseres Aufenthaltes haben wir nicht viel davon mitbekommen, obwohl man Goma mit den Augen sehen kann. Was auffiel, war, dass – anders als in früheren Jahren an der Grenze – keine Lkw-Schlange mit Waren zu sehen war“, erzählt Matthias Müller. Im Alltag der Menschen in Ruanda spiele der Bürgerkrieg keine Rolle. Doch nach seiner Rückkehr nach Deutschland habe er in den Medien erfahren, dass in Rubavu durch Beschuss aus dem Kongo Menschen starben und verletzt wurden. „Doch während unseres Besuches war das kein Thema“, betont der Vorsitzende der „Kunga-Ruandahilfe“.

Für ihn ist diese Hilfe zur Selbsthilfe eine Herzensangelegenheit geworden. „Für viele in Ruanda geht es immer noch ums nackte Überleben“, so der Vereinsvorsitzende. Und die Menschen in dem Land seien dankbar für jede Hilfe, fügt er mit Blick auf zahlreiche Dankesschreiben und Mails an, die ihn täglich erreichen. Mehr als 400.000 Euro hat der Verein seit seiner Gründung vor zehn Jahren an Unterstützung aufgebracht, allein im vergangenen Jahr waren es 27.000 Euro.

Getreideanbau in den Batwa-Dörfern im Süden Ruandas. Auch dies wird von der "Konga-Ruandahilfe" gefördert und unterstützt.
Müller, Matthias

Kirchen als wichtige Kooperationspartner an Ort und Stelle

Gerade die Kirchen sind hier wichtige Partner der „Kunga-Ruandahilfe“, betont Matthias Müller. „Wir arbeiten mit den Pfarrern und Ordensleuten seit Jahren sehr eng zusammen. Dadurch ist auch garantiert, dass die Hilfe auch da ankommt, wo sie benötigt wird. Und das ganz unmittelbar“, erläutert der Vereinsvorsitzende. „Und es macht Spaß, zu sehen, wie sich das alles positiv entwickelt“, freut er sich.

Ein ganz neues Vorhaben steht gerade an. Eine in Bullay ansässige Künstlerin hat nach ihrem Tod ihren Brennofen dem Verein vermacht, nachdem sie gehört hatte, dass in Ruanda die Töpferei eine große Tradition hat. „Nun wollen wir diesen Ofen nach Ruanda senden, damit dort getöpfert werden kann“, erzählt Matthias Müller und ist schon gespannt drauf, wie sich das entwickelt. Und es zeigt: Die Arbeit geht für die „Kunga-Ruandahilfe“ nicht aus.

Kunga-Ruandahilfe: Mehr als 130 Mitglieder und viele Partner

Der Verein wurde 2015 in Bullay gegründet, dessen Mitglieder engagieren sich aber schon länger in dem ostafrikanischen Land. Mittlerweile hat der Verein mehr als 130 Mitglieder und Partner wie den Rotary-Club und das Land Rheinland-Pfalz. In den vergangenen Jahren konnten an mehreren Schulen in Ruanda Klassenräume, Toilettenanlagen, Wasseraufbereitungsanlagen, Zisternen gebaut und Lehrmittel angeschafft werden, in zwei Schulen werden zudem Schulspeisungen für insgesamt 250 Kinder durchgeführt. Ebenso werden Straßenkinder und ein Krankenhaus in Gikongo unterstützt. Spenden für die Unterstützung der Menschen in Ruanda können auf das Vereinskonto überwiesen werden. Detailinfos dazu und zum Verein gibt es auf der Webseite www.kunga-ruandahilfe.de. dj

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