Mittelstrimmig – Schon das Werbeplakat ist ein Hingucker: Aus dem schwarzen Schattenriss der Bundesrepublik Deutschland schraubt sich ein Gitarrengriff nach oben, ringsherum brennt ein Flammenmeer. In sattem Orange ist im Westen des Landes ein Ort markiert, an dem es am Wochenende besonders heiß hergeht: die Hunsrückgemeinde Mittelstrimmig.
Dort, in der Strimmiger-Berg-Halle, findet am Samstagabend, 6. November, die mittlerweile 20. Ausgabe von „Rock am Hügel“ statt. Los geht es um 20 Uhr. Der Eintritt kostet 9 Euro. Zum Jubiläum spielen unter anderem die Punkrocker von „Jupiter Jones“. Auch die Rockband „Bertis Beatpatrol“ und die Gruppe „Eiszeit“ stehen auf der Bühne. Der Jugendclub Strimmig organisiert das kleine aber feine lokale Festival. Christiane Peifer leitet die Organisation. Die Studentin und ihr Team fangen immer früh mit der Planung an: „Wenn das letzte Festival vorbei ist, geht es mit den Vorbereitungen für das kommende Jahr schon los“, sagt sie. Bands müssen früh gebucht, Werbeplakate gestaltet und Getränke geordert werden. Peifer erklärt: „Wir wollen den Geschmack von vielen Generationen treffen, daher bieten wir ein abwechslungsreiches Programm an.“
Die Besucher kommen schließlich nicht nur, um bei fetziger Rockmusik zu feiern, sondern auch, um Freunde und Bekannte zu treffen. Ziel der Veranstaltung ist es auch, jungen Bands die Chance zu geben, vor einem großen Publikum aufzutreten. So wurde schon manches Talent entdeckt. Was sich im Lauf der 20 Jahre, in denen es „Rock am Hügel“ schon gibt, verändert hat? Peifer kennt die Anfänge des Festivals selbst nur aus Erzählungen, weiß aber: „In den ersten Jahren kamen viele Vereine mit Bussen, heute reisen die Leute lieber individuell und mit dem Auto an.“ Zugleich ist die Reichweite der Veranstaltung gestiegen: Mittlerweile kommen Besucher aus dem gesamten nördlichen Rheinland-Pfalz in den Hunsrückort, viele sind zu Stammgästen geworden.
Und wie sieht es mit der Musik aus? Ein junges Festival wie „Rock am Hügel“ geht mit der Zeit: Während zum Beispiel in den 90er-Jahren fast ausschließlich englischsprachiger Rock angesagt war, sind seit einigen Jahren immer wieder deutsche Lieder zu hören. Auch bei den bevorzugten Getränken hat sich etwas verändert: In jüngster Zeit verkauft sich Sekt sehr gut, Whiskey hingegen geht kaum noch über die Theke. Bei der Organisation setzt der Jugendclub auf Kontinuität: Die Jungs und Mädels beauftragen ausschließlich Unternehmen aus der Region mit der Abwicklung der Veranstaltung. Das zahlt sich aus. Das beste Beispiel: Vor einigen Jahren hatten die Verantwortlichen im Eifer der Vorbereitungen etwas Entscheidendes vergessen. „Wenige Stunden, bevor es losgehen sollte, ist uns aufgefallen, dass wir die Firma, die für Technik, Musikanlagen und Elektronik zuständig ist, nicht bestellt hatten“, verrät Peifer. Die Aufregung war groß. Aber die Hunsrücker hatten Glück: Der Eventtechniker, der schon lange bei „Rock am Hügel“ dabei ist, kam auf eigene Initiative am Abend vorbei – mit sämtlichen technischen Geräten im Gepäck. Er hatte das Wochenende in seinem Kalender schon geblockt. Warum? Ganz klar: „Weil Rock am Hügel immer am ersten Samstag im November ist.“ Jens Münster