Wer die Aufführung „Die Feuerzangenbowle“ auf der Freilichtbühne am schiefen Turm in Kaisersesch besuchen möchte, sollte ganz schnell den berühmten Film aus dem Jahr 1944 vergessen. Das neue Stück des Sommernachtstheaters ist keine Nachahmung des Spielfilms, sondern basiert auf dem Roman, den Heinrich Spoerl 1933 geschrieben hat. Regisseurin Susanne Schubert hat die turbulente Geschichte über Schülerstreiche an einem Kleinstadtgymnasium bewusst in die 1950er-Jahre verlegt, um sich von dem anrüchigen Nazi-Image zu distanzieren. Der Film sollte zunächst wegen Nichtachtung der Lehrerautorität verhindert werden, wurde dann aber von Hitler persönlich freigegeben.
Zwar unterscheidet sich die Handlung des Theaterstücks wenig vom Inhalt des Films, doch die Inszenierung ist modern und frei von politisch deutbaren Aussagen. Susanne Schubert erklärt: „Wir möchten einfach ein lustiges Stück auf die Bühne bringen. Das Publikum soll lachen und sich amüsieren, was in diesen unsicheren Zeiten bitternötig ist.“ Nach dem Besuch einer Probe auf der Freilichtbühne kann man davon ausgehen, dass die Zuschauenden sehr viel Spaß haben werden. Allein schon die Freude, mit der die insgesamt 20 Darsteller und Darstellerinnen inklusive einem Mädchenchor ihre Rollen interpretieren, steckt an.

Die Geschichte beginnt mit dem Treffen von vier Herren, die sich beim Genuss einer Feuerzangenbowle an ihre Schulzeit erinnern. Insbesondere die Streiche, mit denen sie den Lehrern das Leben schwer gemacht haben, erheitern sie immer noch. Der junge, erfolgreiche Schriftsteller Johannes Pfeiffer, der zu der Gruppe stößt, hat dieses lustige Treiben nie erlebt, weil er Privatunterricht hatte. Die Herren beschließen daher, dass sich Pfeiffer als vermeintlicher „Pennäler“ in ein Gymnasium einschleichen soll, um das Versäumte nachholen zu können.
Der Schriftsteller erlebt nun, mit welchen Streichen seine „Mitschüler“ auf die unterschiedlichen Lehrer, deren Macken und Eigenheiten reagieren. Im Chemieunterricht des skurrilen Professors Crey wird Pfeiffer gar selbst zum Anstifter. Als Crey der Klasse die alkoholische Gärung anhand von Heidelbeerwein erklären will und die Schüler zuvor „einen kleinen Schlock“ kosten lässt, spielen diese dem verwirrten Lehrer vor, dass sie völlig betrunken seien. Die Sache läuft aus dem Ruder, der falsche Schüler fliegt auf und von der Schule. Doch am Ende wird alles gut, wie das geht, wird hier nicht verraten.

Susanne Schubert hat bei der Regie der Komödie einige Herausforderungen zu meistern. So musste sie während der Proben die Hauptrollen mehrfach wegen krankheitsbedingter Ausfälle umbesetzen. Doch Neuzugänge von Schauspielern in die Theatertruppe haben sich als Glücksfälle erwiesen. Vor einer besonderen Aufgabe steht auch Kirsten Roscher, die den Professor Crey spielt. „In diese Rolle musste ich mich schon einfuchsen. Nicht nur, weil es eine Männerrolle ist, sondern auch, weil der Professor eine künstliche Sprache hat.“ Auch einige Schüler werden von Frauen gespielt, was ihnen aber sichtlich Spaß macht. Daniela Gödert, die im vorjährigen Stück “In 80 Tagen um die Welt„ eine sehr weibliche Bardame darstellte, sagt lachend: “Ich fühle mich ganz wohl als Kerl."
Vor einer ganz anderen Herausforderung steht das Ensemble außerdem: Die bespielbare Bühne mit den nötigen Auf- und Abgängen vor dem Alten Kino im historischen Ortskern kann wegen anderer Veranstaltungen der Stadt erst sehr spät aufgebaut werden, sodass nur wenig Zeit bleibt, dem Stück den letzten Schliff zu geben.
Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen: www.theater-kaisersesch.de, Hotline 02653/282709, Buchhandlung Walgenbach Kaisersesch, Galerie Art & Work, Cochem. Aufführungen: 11./12. Juli, 18./19. Juli, 25./26. Juli. jeweils um 19.30 Uhr.