Das hört sich zwar etwas pathetisch an, entspricht aber der Wahrheit. Die Schüler der beiden Klassen haben sich wegen der Pandemie niemals treffen können – vielleicht macht das den Reiz, eines Tages mit ihnen durch die altehrwürdige Stadt von Verona schlendern zu dürfen, aus. Denn mithilfe von Videokonferenzen wird der Kontakt am Leben gehalten, der dank des europaweiten Erasmus-Plus-Programmes zustande gekommen ist. „Wir haben es trotz allem geschafft, einige Ziele zu erreichen“, sagt Lorella Varnier. Die Gymnasiallehrerin, die das Projekt auf italienischer Seite leitet, meint nicht nur die Gespräche und den Kontakt, der über eine Videoplattform mit vielen Schülern und Lehrern vonstattengeht. „Das ist sehr wichtig.“ Auch wenn eine Reise nach Deutschland noch in weiter Ferne liegt, will man daran festhalten.
Die nächsten Schritte sind auch schon mit ihrem Lehrerkollegen auf deutscher Seite, Falk Hartmann, abgestimmt. So soll ein Reiseführer von Schülern auf beiden Seiten komponiert werden, ein E-Book, das die touristischen Glanzlichter von Verona und Cochem darbietet. Die Schüler arbeiten eifrig an den Texten, in Italienisch und Deutsch. Eventuell werden die Schülertexte auf Englisch übersetzt und auf die jeweilige Webseite der Schulen eingestellt. Die ursprünglich besprochenen Zeitabläufe halten zwar nicht stand. „Durch die Pandemie ist alles zurückgeworfen worden“, sagt Hartmann. Aber: „Wir hoffen, dass wir uns vielleicht im Herbst tatsächlich besuchen können.“
Der Zukunft fiebern ebenso Anna Guido und Jana Gietzen entgegen. Die beiden Schülerinnen haben sich über 1500 Kilometer Entfernung angefreundet – was früher eine klassische Brieffreundschaft gewesen wäre, läuft heute virtuell ab. „Wir sind Freundinnen, ab und zu rufen wir uns an“, sagt Anna Guido. Oder die beiden tauschen sich über die Plattformen Instagram oder Google Meet aus. Da wird schon mal bis zehn Uhr abends digital geschnackt. Sogleich haben beide festgestellt, dass sie an den Besonderheiten der jeweils anderen Kultur brennend interessiert sind. Es geht um Lifestyle, regionaltypische Küche, Lesestoff, Filme. „Ich mag Deutschland und würde mich freuen, Jana in Cochem zu treffen.“ Das beruht auf Gegenseitigkeit. „Einmal nach Verona ins Theater, ich will die Arena sehen“, hofft Jana Gietzen auf mehr Freizügigkeit – irgendwann.
Am 31. August läuft das Erasmus-plus-Projekt zwischen beiden Schulen aus. Nicht nur Falk Hartmann, sein Kollege und Klassenlehrer Jochen Gindele, der auch ins Projekt eingebunden ist, und die vier Lehrerinnen auf Veroneser Seite sind dankbar, dass sie dank großzügiger Förderung aus zwei EU-Töpfen sich einander treffen durften. Durchaus mit Händedruck und so – beide Seiten haben sich zu Vorgesprächen in Verona und Cochem getroffen. Das war vor zwei Jahren. Weil wegen Corona nicht alles Bemühen, sich kulturell auszutauschen, auf der Strecke bleiben dürfe, hofft Falk Hartmann, „dass es weiterhin Geld für ein Erasmus-plus-Projekt geben wird“. Und dass sich alle gesund irgendwann treffen können.