Von unserer Mitarbeiterin Brigitte Meier
Im Gegensatz zu Julia und Niklas wissen wahrscheinlich die wenigsten Vielflieger, was ein Nurflügler ist. Was die jungen Konstrukteure aus der Eifel, die es unter gut 600 Bewerbern bereits auf die vorderen Plätze im Finale geschafft haben, gebaut haben, wird auf der Homepage der Siemensstiftung erklärt: „Diese spezielle Flugzeugform, die zivil noch kaum genutzt wird, ist auftriebsstark und reibungsarm – aufgrund des Mitteneffekts aerodynamisch jedoch instabil.“ Um die Stabilität zu erhöhen, untersuchten die Schüler unterschiedliche Flügelgeometrien. Dabei sei es gelungen, eine funktionstüchtigere Art der Geometrie zu entwickeln. Das wiederum bedeutet, dass das von den Jugendlichen entwickelte Flugzeug 18,55 Prozent weniger Treibstoff braucht, erklärt Niklas Wendel: „Das ist zum einen wirtschaftlicher und besser für die Umwelt.“
Den Beleg der aerodynamischen Stabilität des Modells erbrachten die Flugzeugkonstrukteure durch eine computerbasierte Strömungsanalyse. Da die Ergebnisse durchweg positiv waren, beschlossen die beiden, ihr Konzept einem Praxistest zu unterziehen und begannen mit dem Bau eines funktionsfähigen Prototypen.
Als Julia und Niklas vor mehr als zwei Jahren mit dem Entwurf ihres Flugzeugs begannen, war schon klar, dass dieses besonders effektiv und nachhaltig sein sollte, und sie stießen bei ihren Recherchen auf das Konzept des Nurflüglers. Sie fragten sich: „Warum setzt sich der Nurflügler bei dem ihm gegebenen Potenzial nicht durch?“ Bei der Analyse ihres ersten Konzepts erkannten sie die technischen und physikalischen Probleme des sogenannten Mitteneffekts: Der Auftrieb verringert sich bei zunehmender Geschwindigkeit. Julia und Niklas veränderten die Form der Flügel, um den Auftrieb zu erhalten und so die aerodynamische Stabilität des Flugzeugs zu verbessern. Die Schüler stellten auch fest, dass die Studien von Airbus, Boeing und der NASA bislang keine Lösung des technischen Problems bei Nurflüglern vorweisen.
Der Lösungsvorschlag der Zwölftklässler hat nicht nur die Juroren der Siemensstiftung beeindruckt, sondern auch die des Bezirksentscheids von „Jugend forscht“. Anfang April haben Julia und Niklas mit ihrer Erfindung gute Chancen beim Landesentscheid. Sollten die Schüler in Berlin den Wettbewerb der Siemensstiftung gewinnen, winkt ihnen ein Preisgeld von 20 000 Euro. Niklas hat bereits ein Angebot zum Praktikum bei Airbus in der Tasche. Der Laubacher möchte nach dem Abitur auf jeden Fall Luft- und Raumfahrtechnik studieren. Allerdings schränkt er ein: „Ich will nur für die zivile Luftfahrt arbeiten. Mit Waffen will ich nichts zu tun haben.“ Julia hat zwar viel Freude an der Technik, möchte aber lieber Deutsch und Religion fürs Lehramt studieren.