Im Schnitt rund 200.000 Besucher aus aller Welt schauen sich jedes Jahr die Cochemer Reichsburg an. So war es im vergangenen Jahr beinahe auch schon wieder, obwohl die Corona-Pandemie den Beginn noch mitbestimmt hatte. „Dafür ist es eine Topsaison gewesen“, sagt Burggeschäftsführer Oliver Pinzer. „Wir sind nahe an den Zahlen von 2019 dran gewesen. Das hätte ich vorher nicht gedacht.“
Seit dem zweiten Märzwochenende starten Pinzer und seine Mitarbeiter voll durch in die neue Saison. Und es ist eine besondere, denn: Louis Fréderic Jacques Ravené, der Wiedererbauer der Reichsburg, wäre am 1. Juni nämlich 200 Jahre alt geworden. Eine Tatsache, die Burg und Stadt gebührend feiern werden.
Für eine ausgeprägte Ruhe ist auch in den Wintermonaten keine Zeit
Allenfalls für Außenstehende mag es so aussehen, als ob Burg und Mitarbeiterteam nach Weihnachten in einer Art Winterschlaf verfielen. Dabei ist für eine ausgeprägte Ruhe gar keine Zeit. Burggeschäftsführer Pinzer hält fest: „Für das gesamte Team der Burg gab es in diesem Winter eine bislang noch nicht da gewesene Vielfalt an interessanten Schulungen.“ Beispielsweise gab es einen Storytelling-Workshop mit Fachfrau Andrea Schwitalla und ein Stimmtraining mit dem Münchner Tenor Andreas Barth.
Barth vermittelte den Burgführerinnen und Burgführern – auf mehr als 20 greift die Reichsburg zurück – unter anderem, wie sie ihre Stimme bei starker Beanspruchung derselben schonen. „Beim Storytelling geht es darum, kleine Geschichten um historische Fakten herum zu erzählen“, erläutert Pinzer. Das hat den großen Vorteil, dass bei den Zuhörenden auch von den Fakten mehr hängen bleibt, als wenn jemand bloß – den Salven einer Kanone gleich – Daten und Zahlen herunterrattert.
Charles Dickens' Weihnachtsgeschichte als Theaterstück in Burggemächern kommt gut an
In diesem Sinne wollen die Verantwortlichen nicht zuletzt die Kinderführungen aufarbeiten. „Doch das wird eher eine Aufgabe für den nächsten Winter sein.“ Dass Menschen Geschichten lieben, bestätigte im vergangenen Winter auch die gelungene Aufführung eines Theaterstücks, das Charles Dickens' Weihnachtsgeschichte in die Räumlichkeiten der Reichsburg versetzte.
Das kam beim Publikum genauso gut an wie der begleitende Weihnachtsmarkt im viktorianischen Stil. Auf die Highlights im Dezember, zu denen seit vielen Jahren die Cochemer Burgweihnacht gehört, folgte im Januar und Februar eine intensive Grundreinigung der Museumsräume. Und es war an der Zeit für nötige Reparaturen und Restaurierungen. „Wobei wir im Januar und Februar auch schon wieder einige Menschen durch die Burg geführt haben“, hält Pinzer fest.
Die neue Saison wird mehr zu bieten haben als die üblichen Führungen
Inzwischen hat die neue Saison auch offiziell begonnen. Täglich steht die Burg zwischen 9 und 17 Uhr für Besucher offen. Von 10 bis 18 Uhr ist auch die beliebte Burgschenke mit dem atemberaubenden Panoramablick ins Moseltal wieder geöffnet. Geschäftsführer Pinzer unterstreicht: „Wir freuen uns auf die neue Saison und vor allem darauf, ein bisschen was anderes zu bieten, das über die schon bekannten Führungen hinausgeht.“ Was er damit meint? Ganze einfach: Dieses Jahr steht ganz im Zeichen des 200. Geburtstags des Burgwiedererbauers Louis Fréderic Jacques Ravené (1823 bis 1879).
Es wird definitiv ein Open-Air-Konzert dem Orchester Sinfonietta aus Koblenz geben.
Walter Schmitz, Bürgermeister der Stadt Cochem, zu einem Teil der Festivitäten zum 200. Geburtstag des Reichsburg-Wiedererbauers Louis Ravené.
Insbesondere am Wochenende 2. bis 4. Juni, doch nicht nur dann, soll dieses Ereignis groß gefeiert werden. „Wir warten noch eine Ausschusssitzung Ende März ab“, sagt Oliver Pinzer. Danach werde es nähere Infos zu den Veranstaltungen und den Führungen durch die Privaträume Ravenés geben. Walter Schmitz, Bürgermeister der Kreisstadt Cochem, verrät auf RZ-Nachfrage schon einmal: „Es wird definitiv ein Open-Air-Konzert dem Orchester Sinfonietta aus Koblenz geben. Das ist schon zugesagt.“ Das Ensemble unter der Leitung des Violinisten Sedat Sen erfreut Musikliebhaber in Cochem regelmäßig mit seinen Neujahreskonzerten.
Stadtbürgermeister Schmitz sähe gerne Ausstellung, die Ravenés Leben und Leistung würdigt
Mit Blick auf das Ravené-Jahr 2023 ergänzt Stadtchef Schmitz noch, er sähe gerne eine Ausstellung, die das Leben und die Leistung des Wiedererbauers der Reichsburg und Cochemer Ehrenbürgers ansprechend würdigt. Wie genau die Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag Ravenés aussehen sollen und was wann vonstattengehen wird, damit sollen sich die Mitglieder des Reichsburg-Ausschussses auseinandersetzen. Kontakte zu einem der Nachfahren des Berliner Stahlhändlers bestehen jedenfalls auch, lässt Pinzer durchblicken.
Das Burgteam genießt es momentan noch, „dass wir nicht von jetzt auf gleich auf 100 müssen“, sagt Pinzer, und dass die Saison zumindest bis Ostern erst allmählich Fahrt aufnimmt. Doch eine große Vorfreude auf all das, was dieses Ravené-Jahr bringt, ist innerhalb der starken Mauern des Cochemer Wahrzeichens Nummer eins auf jeden Fall schon zu spüren.