Erzieherinnen verletzt: Wie ein Kita-Ausflug vor Kinderaugen in Gewalt gipfelte
Polizeieinsatz bei Kita-Ausflug: Wollte Großmutter Kind in Treis entführen?
Die Polizei Cochem rückte jüngst zu einem Kita-Ausflug nach Treis aus. Grund: Erzieherinnen schützen ein Kind und wurden deshalb attackiert. Foto: K. Rühle
Kevin Rühle

Treis-Karden. Schon Anfang vergangener Woche sind zwei Erzieherinnen der Kindertagesstätte in Treis-Karden verletzt worden, weil sie offenbar von der Großmutter eines ihnen anvertrauten Kindes attackiert wurden – und zwar vor den Augen etlicher anderer Kinder. Das bestätigt die Kriminalpolizei (Kripo) Mayen auf RZ-Anfrage. Hintergrund des Vorfalls ist demnach ein eskalierender Streit um das Sorgerecht für das Kind.

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Was war passiert? Nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen befand sich am vergangenen Dienstag eine Gruppe der Kita Treis-Karden mit ihren Erzieherinnen zu Fuß auf ihrem Weg zum wöchentlichen Waldtag der Kita. Dabei wurde die Gruppe von der Großmutter sowie der Mutter eines Kindes abgepasst. Joachim Pinger von der Kripo in Mayen sagt: „Die Großmutter versuchte allem Anschein nach, das Kind gewaltsam aus der Gruppe zu entreißen.“ Das verhinderten die Erzieherinnen, die die Gruppe begleiteten, weil sie wussten, dass die Großmutter des Kindes nicht dazu berechtigt war, das Kind mitzunehmen. Die Mutter des Kindes wartete zu dem Zeitpunkt wohl in der Nähe.

Die Großmutter des Kindes wurde wohl derart aggressiv, dass sie nicht nur zwei Erzieherinnen verletzte (eine von ihnen erlitt eine recht heftige Bisswunde). Die gesamte Kitagruppe musste sich so lange in einem Gebäude des Bauunternehmens Schnorpfeil in Sicherheit bringen, bis die Polizei eintraf. Nun ermittelt die Kripo wegen Körperverletzung und versuchter Kindesentziehung. Joachim Pinger: „Die Ermittlungen laufen noch.“ Die am Konflikt beteiligten Personen müssen noch verhört werden.

Hintergrund des Ganzen scheint ein Sorgerechtsstreit zu sein, der vor dem Familiengericht in Cochem verhandelt wurde. Nach Informationen des Cochemer Wochenspiegels ist dabei dem Vater des Kindes das sogenannte Aufenthaltsbestimmungsrecht zugesprochen worden.

Die Kita-Leitung hat inzwischen mit einem Elternbrief, der der RZ vorliegt, auf die Vorkommnisse reagiert. Darin heißt es: „Beim Waldtag der ,Bunten Gruppe' kam es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit Polizeieinsatz. Die pädagogischen Fachkräfte haben die Kinder bestmöglich geschützt und aus der Gefahrenzone begleitet.“ Um in den nächsten Tagen alle Kinder vor solchen Situationen zu schützen, „werden wir die Eingangstüre verschlossen halten“, heißt es weiter. „So können wir kontrollieren, wer unser Haus betritt. Inwieweit wir den Spielplatz nutzen, entscheiden wir situationsabhängig.“ Mit den zuständigen Behörden sei man in einem „intensiven Austausch“ und hoffe, sehr schnell wieder in eine „,normale' Alltagssituation“ zurückzufinden. Telefonisch wollte die Kita in Treis-Karden gegenüber der RZ keine Stellungnahme abgeben.

Wolfgang Lambertz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Cochem, teilte mit, es habe inzwischen eine Sicherheitsbegehung des Kita-Gebäudes gegeben. Dabei kamen VG und Polizei zu dem Schluss, dass die Sicherheit allein dadurch am effektivsten erhöhen kann, dass man die Eingangstür zur Kita ständig geschlossen hält. Lambertz: „So ist sichergestellt, dass man weiß, wer ins Gebäude kommt.“ Nach der Beißattacke auf die Erzieherin dürfte der fragliche Familienstreit alsbald jedenfalls noch auch eine strafrechtliche Komponente bekommen.

Von unserem Redakteur David Ditzer

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