Eine Umfrage der Kreisverwaltung, an der sich 70 Unternehmen aus der Region beteiligten, ergab, dass in 50 der befragten Unternehmen insgesamt 514 Mitarbeiter fehlen. Ein Mangel, der nur durch ausländische Kräfte behoben werden kann. „Wir kommen ohne Zuwanderer nicht aus“, erklärt auch Ingo Rademacher von der Agentur für Arbeit Mayen-Koblenz.
„Es ist keine leichte Aufgabe, Menschen aus EU- oder Drittländern bei der Integration zu begleiten“, weiß Rademachers Kollegin Sonja Jahnen. Doch Arbeitgeber finden bei der Suche nach geeigneten Fachkräften Hilfe und Unterstützung sowohl beim Kreis als auch der Agentur für Arbeit, Jobcenter, Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammer. Beim Fachkräfteforum in der Kreisverwaltung konnten sich Betriebsinhaber über die Möglichkeiten der Unterstützung informieren.
Rekrutierung ist eine komplexe Aufgabe
IHK-Mitarbeiterin Susanne Ditzer zeigt den beim Forum anwesenden Arbeitgebern Wege auf, wie es gelingt, Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren. „Es ist komplex, aber machbar“, sagt sie. Kultur und Sprache kennenzulernen, gehören zu den obersten Geboten für eine langfristige Zusammenarbeit. Anders als bei inländischen Kräften bedarf es einer Reihe von Formalitäten wie Visa, Anerkennung von Qualifikation und Sprachkenntnissen.
Im Landkreis sind derzeit 230 Ausländer arbeitslos. 90 davon befinden sich in Sprachkursen. „Hier ist der Bedarf deutlich höher als das Angebot“, erklärt Marcos Zeller-Velasco vom Jobcenter Cochem-Zell.
Neue Gesetze sollen Wege erleichtern
Novellierungen in der Gesetzgebung sollen Deutschland als Arbeitgeberland attraktiver machen. Doch auf den ersten Blick erscheint der bürokratische Aufwand sehr kompliziert. Die Anerkennung der Berufsabschlüsse aus dem Ausland, nicht einfach, wie Markus Müller von der HWK Koblenz erläutert. Die Angebote der Initiatoren des Fachkräfteforums sind hilfreich, bei der Lösung individueller Fragen und Probleme.
Inzwischen gibt es weltweit Projekte und Programme, die ausländische Arbeitnehmer in ihren Heimatländern auf einen Job in Deutschland vorbereiten und sich auf bestimmte Berufsgruppen spezialisiert haben wie die Triple Win auf Pflegekräfte oder Hand in Hand for international Talents auf Berufe in Industrie und Handel.
Beispiele aus der Praxis
Etliche Betriebe im Landkreis beschäftigen bereits ausländische Mitarbeiter. Dazu gehören auch Frank Wagner, Geschäftsführer des Freizeitzentrums Cochem, und Bauunternehmer Christian Ahnen. Dirk Barbye, Leiter der Kreiswerke, hat weitere positive Beispiele von Unternehmen aus der Region parat.
„Die Leute, die von Agenturen vermittelt werden, bringen schon entsprechende Sprachkenntnisse und erforderliche Versicherungen mit“, bestätigt Judith Bell vom Schloßhotel Petry in Karden. Die Familie beschäftigt seit 40 Jahren ausländische Mitarbeiter. In jüngster Zeit werden die Beschäftigen über Agenturen akquiriert. Im Hotel- und Restaurantbetrieb arbeiten 69 Mitarbeiter aus 16 Nationen. Nur die Hälfte kommt aus dem Inland. „Die Verständigung ist problematisch“, so Bell weiter. Dennoch kann der Betrieb auf ausländische Mitarbeiter nicht verzichten. Mit acht Auszubildenden aus dem Ausland setzt der Betrieb auf langfristige Zusammenarbeit.
Auch bei Helene Dax, Geschäftsführerin von Dax Metallform in Brauheck, kommen rund 50 Prozent der 126 Beschäftigten aus dem Ausland. Sie arbeiten sowohl in der Produktion als auch in Büro und Verwaltung. „Es fing an mit motivierten Übersiedlern in den frühen 1990er-Jahren“, erklärt Dax. Inzwischen kommen die Bewerbungen über Angehörige bereits Beschäftigter. Um die Beschäftigen zu halten, müssen die Unternehmen einiges bieten. Sowohl Dax als auch Bell haben Immobilien gekauft, um ihre Mitarbeiter unterzubringen. Dax würde sich mehr Flexibilität im Umgang mit den gesetzlichen Möglichkeiten wünschen. „Die Bürokratie legt uns da oft Steine in den Weg“, sagt sie.
Im Globus in Zell, einem der größten Arbeitgeber der Region, kommen von 330 Mitarbeitern 43 nicht aus Deutschland. Neun von 20 Auszubildenden kommen aus afrikanischen Ländern und haben bereits ein Vorbereitungsprogramm durchlaufen. Trotzdem erfordert es Engagement, um die Menschen zu integrieren. „Man muss sich kümmern und die Leute an die Hand nehmen, bis sie angekommen sind,“, erklärt Günter Reis, Personalleiter im Globus. Dennoch ist das Fazit der Unternehmer einhellig. „Ohne ausländische Mitarbeiter geht es nicht.“