Kreistag beschließt, nicht genutzte Verbindungen zu streichen - Das ist eine Ersparnis von rund einer halben Million Euro
ÖPNV: Haben Leerfahrten bald ein Ende? Kreis streicht überflüssige Verbindungen
img_3191
Viele Diskussionen um Leerfahrten und hohe Kosten hat es im Landkreis seit der Einführung des neuen ÖPNV gegeben. Damit soll jetzt Schluss sein. Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, das Angebot an Fahrten zu reduzieren. Foto: Ulrike Platten-Wirtz (Archiv)
Ulrike Platten-Wirtz

Sind leere Busse im Landkreis bald passé? Der Kreistag hat beschlossen, das Angebot für wenig bis gar nicht genutzte Strecken zu reduzieren. Zum Winterhalbjahr werden an Werktagen Fahrten in kleinere Ortschaften am frühen Morgen und späten Abend wegfallen. Das ist der Grund.

Lesezeit 2 Minuten

Allgemein gestiegene Kosten im Personal- und Kraftstoffbereich haben zu einer enormen finanziellen Belastung des Kreishaushalts geführt (die RZ berichtete). Aufgrund der allgemein herrschenden Diskussion um die Finanzierung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sowie Leerfahrten von Bussen wurde das Angebot vonseiten der Verwaltung nun auf Einsparmöglichkeiten überprüft. Laut vertraglicher Vereinbarung sei das bis zu zehn Prozent der Nutzwagenkilometer möglich, teilt Barbara Schatz-Fischer mit, die als leitende Kreisverwaltungsdirektorin für den ÖPNV zuständig ist.

Durch Kürzungen Geld sparen

Ganze Linien sollen aber nicht gestrichen werden. „Wir wollen nur da kürzen, wo auch finanzielle Mittel eingespart werden können. Die Kinder- und Schülerbeförderung muss selbstverständlich sichergestellt bleiben“, betont Landrätin Anke Beilstein. Zu größeren Beeinträchtigungen sollen die Kürzungen nicht führen. „Wir haben den Rotstift dort angesetzt, wo Beschwerden kamen, dass die Busse immer leer seien“, erklärt Beilstein weiter. Immerhin können durch die Reduzierung des Angebots rund 550 000 Euro eingespart werden. Geld, das der Kreis ob der defizitären Lage gut gebrauchen kann. Der Kreistag stimmt daher mit zwei Enthaltungen dafür, die Kürzungen umzusetzen.

Betroffen sind die Linienbündel Schieferland, Moselschleifen und Blankenrath. (Genaue Angaben siehe Zusatzkasten). Bis zu zehn Prozent Einsparungen sind laut des mit dem Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM) abgeschossenen Vertrag möglich, ohne dass die Verwaltung dafür Rücksprache mit den Busunternehmen halten muss. Dennoch stehe man im permanenten Austausch mit den Anbietern. „Wenn und ein Busunternehmer sagt, dass er bereit ist, von sich aus zu reduzieren, nehmen wir das für Strecken mit vielen Leerfahren gern an. Da geht aber nur, wenn das Angebot vonseiten der Unternehmer kommt“, erklärt Schatz-Fischer.

Konkrete Zahlen stehen noch aus

Geplant war ursprünglich, dass ein Vertreter des VRM dem Kreistag Rede und Antwort stehen würde. Die entsprechende Person ließ sich für die Sitzung krankheitsbedingt jedoch entschuldigen, sodass die Fraktionen im Kreistag entscheiden mussten, ohne klare Fakten an die Hand zu bekommen. „Wenn wir heute nicht darüber abstimmen, vergeht wieder ein halbes Jahr mit unnötigen Leerfahren“, sagt Beilstein. Leerfahren zu vermeiden, begrüßt auch Stefanie Balthasar-Schäfer (CDU), wenn ihre Fraktion es auch wünschenswert gefunden hätte, konkrete Zahlen zu kennen. „Was wir jetzt kürzen, muss ja nicht für die Ewigkeit sein. Wenn sich herausstellt, dass es Bedarf gibt, kann man immer wieder nachjustieren“, verspricht die Landrätin.

Genaue Zahlen darüber, welche Strecken von wie vielen Fahrgästen tatsächlich genutzt werden, gibt es erst in einem Jahr. „Ende des Jahres werden alle Busse mit Geräten ausgestattet sein, die auch die Deutschland-Ticket-Nutzer berücksichtigen“, sagt Schatz-Fischer. Bisher sei das nur für Fahrgäste mit Einzel- oder Gruppenfahrscheinen möglich gewesen.

Joschka Pullich (Bündnis 90/Die Grünen) fordert, dort zu streichen, wo sich die Leute über leere Busse beklagt hätten. „Wir haben das natürlich berücksichtigt, nur muss man bedenken, dass man nicht mitten in der Fahrzeit etwas wegkürzen kann und der Fahrer dann im Leerlauf ist und trotzdem weiterbezahlt werden muss“, gibt Schatz-Fischer zu bedenken. Kürzungen seien von daher nur am Anfang oder Ende einer Tour sinnvoll. Zum Fahrplanwechsel am Sonntag, 8. Dezember, sollen die geplanten Kürzungen nun umgesetzt werden.

Top-News aus der Region