Der Unfall an der Moselschleuse in St. Aldegund ruft Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder sowie die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin Daniela Schmitt auf den Plan. Am Mittwochabend war – zum zweiten Mal innerhalb von einem halben Jahr – ein Schiff in das Tor einer Moselschleuse gedonnert. Die Mosel ist nun nicht mehr durchgängig beschiffbar. Rund 50 Schiffe, sowohl Fracht- als auch Fahrgastschiffe, hängen fest. Ob der Wichtigkeit der Mosel als Verkehrsweg machen sich die Minister vor Ort ein Bild der Lage.

„Bei dem Unfall in Müden hat das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) hervorragende Arbeit geleistet. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch hier in den nächsten Tagen Lösungen finden“, betont Schmitt. Auch Eric Oehlmann, Leiter der Generaldirektion WSA, zeigt sich zuversichtlich. „Wir haben ja schon geübt“, scherzt er. Ganz so dramatisch wie bei dem Unfall an der Schleuse in Müden schätzt auch Stephan Momper, Leiter des WSA Mosel-Saar-Lahn, die Lage diesmal nicht ein.
Damit die Schiffe, die derzeit auf der Mosel festsitzen, ihre Fracht zeitnah verladen können, hat die Landesregierung bereits Maßnahmen auf den Weg gebracht. „Es geht um das Sonntagsfahrverbot und Erleichterungen für Genehmigungen für Gefahrentransporte“, so Schmitt.

Nach dem Unfall in St. Aldegund wird der Ruf nach dem Ausbau sämtlicher Moselschleusen um eine zweite Kammer wieder laut. Derzeit verfügen lediglich vier von zehn Schleusen über zwei Kammern. „Wir brauchen den Ausbau aller Moselschleusen, damit bei einem Unfall der Schiffsverkehr nicht zusammenbricht. Denn Rheinland-Pfalz setzt auf einen Mix aus Straße, Schiene und Wasser“, erklärt Schmitt.

Den Ausbau der Schleusenkammer zu fördern, hat sich Patrick Schnieder auf die Fahne geschrieben. „Gerade in so einer Situation wird die große Bedeutung der Mosel als Wasserstraße deutlich. Wir müssen aber schauen, was wir wann investieren können“, sagt er.
Die Größe des wirtschaftlichen Schadens, den der Unfall verursacht hat, ist zurzeit noch nicht absehbar. „Es kommt darauf an, wie lange es dauert, bis man wieder in den Normalbetrieb gehen kann“, sagt Schnieder. Spätestens am Samstag soll die erste Probeschleusung vorgenommen werden. „Derzeit wird die Statik der Toranlage geprüft und der Schaden genau eruiert“, so Momper.
„Wenn alles glatt läuft, schleusen wir nächste Woche wieder.“
Eric Oehlmann, Leiter Generaldirektion WSA
Den Vorwurf, dass es nachlässig gewesen sei, dass ein Stahlseil als Stoßschutz gerade in der Wartung war, weist Momper von sich. Und auch Oehlmann betont: „Es war ein unglücklicher Umstand.“ Hinter vorgehaltener Hand äußert Oehlmann sich zu der noch nicht geklärten Unfallursache. Möglicherweise habe es ein technisches Problem mit der Schiffsbremse gegeben. Der Kapitän hätte sich in dieser Richtung ihm gegenüber geäußert.

Dass die Mosel schnell wieder frei ist, ist im Hinblick auf die Flusskreuzer für den Landkreis wichtig. „In der Hochsaison darf der Tourismus nicht ins Stocken gerät“, betont der Erste Kreisbeigeordnete Hans-Joachim Mons.
Havariertes Schiff war auf dem Weg nach Düsseldorf
Nach Informationen des „Trierischen Volksfreunds“ handelt es sich bei dem in St. Aldegund havarierten Schiff um ein 110 Meter langes Flusskreuzfahrtschiff einer Hamburger Reederei. Es fährt unter bulgarischer Flagge und war unterwegs nach Düsseldorf, wo es auch gestartet war. Über Rhein und Mosel ist die sechstägige Tour bis auf die Saar nach Mettlach gegangen. Rund 1200 Euro pro Person kostet die Kreuzfahrt. 128 Passagiere finden Platz auf dem Schiff. „Nicht nur die lichtdurchfluteten, geräumigen Außenkabinen, sondern auch das einladende Sonnendeck und der behagliche Wintergarten bieten viel Raum für Ihre Erholung“, wirbt die Reederei für Fahrten mit dem Schiff, das als deren Flaggschiff gilt. Seit 2014 ist es im Dienst des Kreuzfahrtanbieters. 2016 wurde das Schiff umfassend modernisiert, unter anderem wurden sogenannte französische Balkone in 33 Oberdeck-Kabinen eingebaut. Auch das Restaurant und die Panorama-Bar wurden umgebaut. red