Auf der Klingelborner Heid in Landscheid hat sich innerhalb der vergangenen drei Jahre nicht nur viel, sondern alles verändert: Wer sich noch an die in die Jahre gekommene Tennishalle samt Restaurant und die maroden Schießstände in Holzbauweise erinnert, der kann nur ins Staunen kommen, wenn er heute einen Fuß auf das Areal an der L 60 zwischen Landscheid und Großlittgen setzt. Nach dem Abriss der alten Gebäude wurde dort in drei Jahren Bauzeit ein 25-Millionen-Euro-Projekt realisiert.
Neue Geschäftsführung
Die Fertigstellung der Anlage habe sich unter anderem aufgrund der Lieferkettenproblematik etwas in die Länge gezogen, erklären Malte Meyer (42) und Anke Rink (36). Das neue und dazu auch noch recht junge Führungsduo hatte die Geschäftsleitung der Target World Landscheid, die zur Unternehmensgruppe von Michael Ostendorf gehört, bereits im Sommer übernommen.
Obwohl beide eine Großstadtbiografie haben, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung verraten, haben sie in Landscheid schnell eine Liebe zur Eifel und dem Landleben entwickelt. Die Entscheidung dafür dürfte ihnen vielleicht auch nicht sehr schwergefallen sein.
Denn auf dem Areal des ehemals stark in die Jahre gekommenen Schießstandes hat Investor Michael Ostendorf, Farbenhersteller aus dem nordrhein-westfälischen Coesfeld, mit seiner 25-Millionen-Euro-Investition etwas geschaffen, das in ganz Europa seinesgleichen suchen dürfte.
Zum Angebot der Target World Landscheid gehört ganz klar auch weiterhin, dass Jäger und Sportschützen dort beim Training an den neuen Schießständen an ihrer Treffsicherheit arbeiten können – und das auf einem weitaus höherem Niveau als zuvor.
Auf Schallschutz Wert gelegt
Aber mit dem neuen „360-Grad-Angebot“ will die neue Target World Jäger, Schützen und Jagdinteressierte rundum glücklich machen und dabei auch noch höchsten Ansprüchen genügen. Das gilt auch für die Technik.
In puncto Lärm sei der Geräuschpegel der Kugelschießstände durch modernste Schallschutztechnik drastisch gesenkt worden, sagt Meyer. War da was? Auf der Terrasse des Restaurants, die sich nur wenige Meter neben den Schießständen befindet, hört sich der Schuss aus einem Jagdgewehr eher an wie ein Paket, das auf den Boden gefallen ist. Das relativ leise und dumpfe Geräusch ist selbst auf dem Gelände der Target World kaum zu vernehmen.
Anders sieht das natürlich bei den Schießständen im Freien aus, an denen mit bleifreiem Schrot auf Tontauben geschossen werden darf. Allerdings sind diese Schießstände samt dem großen Wall zum Kugelfang ans entgegengesetzte Ende der Anlage verlegt worden. Somit wird nicht mehr in Richtung der Ortschaft geschossen, was ebenfalls zur Lärmreduktion beitragen soll.
Ein vielseitiges Konzept
Doch so modern und abwechslungsreich die neuen Schießstände und Parcours auch sein mögen, sie sind nur noch ein Teil des „360-Grad-Angebots“ der Target World. Bei einem Pressetermin führen Rink und Meyer durch die Anlage. Zum Rundumerlebnis zählen neben Angeboten zur Aus- und Weiterbildung mit Jagdakademie und Seminarräumen eine Bibliothek, eine Lodge mit 29 Zimmern, ein Restaurant sowie auch ein Geschäft mit Jagdwaffen und Kleidung. Sie seien von der Vielseitigkeit des Konzepts überzeugt, sagen Rink und Meyer. Durch Veranstaltungen werde die Target World nicht nur für Jäger und Sportschützen, sondern auch für Unternehmen zum Begegnungsort. Die Anlage biete sich als Ort für Tagungen, Seminare, Konzerte wie auch Ausstellungen an. Die Infrastruktur dafür sei geschaffen.
„Der Jagdscheinkurs markiert dabei erst den Beginn einer jagdlichen Bildungsreise mit Weiterbildungsangeboten in verschiedenen jagdlichen sowie angrenzenden Themenfeldern.“ Mit den Weiterbildungsangeboten sowie Vereinen, die dort gegründet und etabliert werden sollen, wolle man die Kunden dazu einladen, dauerhaft Teil der Community zu werden. Meyer: „Die Target World ist nicht nur ein Schießstand.“Beim Rundgang wird klar, dass beim Bau aller Räumlichkeiten wie auch des Parcours Wert auf Perfektion gelegt wurde. Da überrascht es nicht, dass die Anlage auch gleich schon den German Design Award 2024 in der Kategorie „Ausgezeichnete Architektur/Konzeptionelle Architektur“ gewonnen hat.
Design-Preis gewonnen
Die Auszeichnung würdigt die „innovative und wegweisende Herangehensweise an das Interieur, das durch eine beeindruckende Synthese aus Form, Funktion und Nachhaltigkeit überzeugte“. Der Target World Campus biete Jagdsportbegeisterten eine komplette Erlebniswelt rund um das Thema Jagen, urteilte die Jury. „Dass dies durchweg auf formal hohem gestalterischen Niveau erfolgt und selbst hohen Ansprüchen an Design und Qualität gerecht wird, ist Basis für den Entwurf.“
Man sei bei der Gestaltung der Anlage wie auch in der Ausarbeitung des Konzepts auf Perfektion bedacht gewesen, sagt Meyer, um nicht nur einen kurzen Effekt zu erzielen, sondern langfristig ein attraktives Angebot für Kunden zu schaffen.
Nicht nur für Jäger und Sportschützen
Teile des Angebots richten sich jedoch nicht nur an passionierte Jäger und Sportschützen, sondern an jedermann. Ein Beispiel dafür ist die Gastronomie der Anlage mit dem Restaurant „Weidblick“ sowie die Tagungsräume. So können auf der Target World, sagt Meyer, beispielsweise auch Geburtstage gefeiert werden. „Und wenn Gäste Interesse haben, dann ist auch für Neueinsteiger ein Besuch des Schießstandes möglich.“ Denn dort wird ausschließlich nach Voranmeldung und unter Aufsicht geschossen, was auch ohne Jagdschein möglich ist.
Das Angebot der Target World richtet sich demnach an jedermann. Meyer: „Das ist keine Anlage für Superreiche.“ Wie ein Besuch im „Store and Gunroom“, dem Waffengeschäft der Anlage, zeigt, wird es dem Kunden aber auch nicht allzu schwer gemacht, auf Klingelborner Heid etwas Geld auszugeben.
Nach Voranmeldung sind dort für Kunden ziemlich exklusive Shoppingerlebnisse möglich. Neben Waffen namhafter Hersteller führt der Store auch extravagante und in akribischer Handarbeit hergestellte Luxusjagdwaffen, für die man schon ein kleines Vermögen auf den Tisch legen muss.
Rund 100 Arbeitsplätze
Die hauseigene Büchsenmanufaktur erledigt alle Arbeiten rund um Jagdwaffen – bis hin zur Veredelung. Das exklusive Angebot, das die Target World in einem Haus vereint, dürfte Besucher aus ganz Europa interessieren und in die Eifel nach Landscheid locken. Neben Justizvollzugsbeamten, die dort bereits trainieren, sollen an den Schießständen schon bald auch Beamte anderer Exekutivorgane wie der Polizei ihr Schießtraining absolvieren. Gespräche dazu, sagt Meyer, liefen bereits. Die Target World hat im Dezember ihren Betrieb in Teilen bereits aufgenommen. Anfang Januar sollen Restaurant und Akademie starten und die Target World Landscheid in den Regelbetrieb gehen. Laut Geschäftsführung entstehen mit dem Jagd- und Eventzentrum rund 100 Arbeitsplätze.