Manchmal lohnt’s sich, quer zu denken – vor allem, wenn es um so bürokratische Angelegenheiten wie einen Rathausstandort geht. Im Grunde stellt sich die Frage, wo die Verwaltung der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach künftig sitzt, schon seit zehn Jahren. So lange ist die Fusion mit Kröv-Bausendorf nämlich schon her. Doch bisher blieb man den bisherigen Standorten in Trarbach (Am Markt und Brückenstraße) sowie Kröv treu. Nun bringt ein neues Gutachten der Kommunalberatung Rheinland-Pfalz etwas Fahrt in die Sache. Es beziffert nämlich die Mehrkosten wegen der drei Standorte – 163 000 Euro jährlich – und erläutert die Probleme, die diese Aufteilung der Mitarbeiter mit sich bringt.
Mitarbeiter wünschen sich Neubau in Traben-Trarbach
Soll die Verwaltung an einem Ort zusammengeführt werden, ergeben sich daraus mehrere Fragen: Anbau oder Neubau? Und wo? Ein Anbau scheint in allen Fällen als Option auszuscheiden, da weder in Trarbach noch in Kröv ausreichend Platz wäre. Würde man die benachbarten Parkplätze bebauen, fielen eben diese weg, die aber Mitarbeiter wie Besucher brauchen. Als Standort eines Neubaus wünscht sich die Mehrheit der Verwaltungsmitarbeiter laut Gutachten Traben-Trarbach. Doch wo bauen?
Selbst Stadtbürgermeister Patrice Langer wüsste auf Anhieb keine Fläche, die so groß wäre, dass sich Gebäude und Parkplätze dort unterbringen ließen. Ein Leser, der sich anonym an den „Trierischen Volksfreund“ gewandt hat, bringt eine ganz andere Idee ins Spiel. Schließlich gebe es doch ein riesiges Areal mit mehreren Verwaltungsgebäuden, die sich nutzen ließen: das ehemalige Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr auf dem Mont Royal, zuletzt als Cyberbunker weltweit unrühmlich in den Medien vertreten.
Seit dem Krimi um das illegale Rechenzentrum, das die Bande um den Niederländer Herman Johan X. dort betrieb, steht nicht nur der 5500 Quadratmeter große Schutzbau selbst leer. Zu dem Anwesen zählen auch zwei Bürogebäude mit 1600 und 2600 Quadratmetern Fläche samt Sanitär und Kantine, ein Wachhaus, eine Poststelle und Garagen. Würde die Kantine wieder in Betrieb genommen, gäbe es also sogar eine warme Küche für die Mitarbeiter.
Auf den 13 Hektar Fläche wäre zudem reichlich Parkraum vorhanden. Sogar der Bauhof, der bislang im Stadtteil Wolf Zuhause ist, könnte dort einen neuen Platz finden. Und einen Ausblick auf die Mosel gäbe es obendrein. Zudem ist die IT-Infrastruktur, mit der es an den bisherigen Standorten laut Gutachten hapert, auf dem Mont Royal sehr gut – was spätestens die illegalen Machenschaften im Dark Net der letzten Eigentümer dort bewiesen.
Landesamt für Steuern sucht nach einem Käufer
Das Trierer Landgericht hatte die acht Angeklagten schuldig gesprochen, Teil einer kriminellen Vereinigung zu sein und verfügt, dass die Immobilie eingezogen wird und an den Staat fällt. So gehört sie nun dem Landesamt für Steuern, das nach einem Käufer sucht. Stadtbürgermeister Patrice Langer hat schon häufiger den Wunsch der Stadt nach einer Behörde als Nutzer geäußert. Die Bundeswehr sei keine Option mehr, sie lehne kategorisch ab, sagte er in der jüngsten Stadtratsitzung.
Angeschaut hat sich die VG-Verwaltung die Gebäude nach Informationen des „Trierischen Volksfreunds“ sogar bereits. Doch bis eine finale Entscheidung für eine der Standortoptionen fällt, gehen wohl noch einige Gutachten und Diskussionen ins Land.