Das Reformhaus dreht sich zwar nicht nur um Lebensmittel, sondern auch um Naturkosmetik und -arzneimittel, jedoch spielt gesunde Ernährung trotzdem eine große Rolle. Für Inhaber Retterath, einst im Baustoffwesen unterwegs, heute Einkaufsleiter bei einer größeren Lebensmittelkette, tut sie das auch außerhalb seines Geschäfts: „Als ich vor fünf Jahren im Lebensmittelbereich angefangen habe, ist mir aufgefallen, dass mich bewusste Ernährung wirklich interessiert.“
Bewusste Ernährung wird immer wichtiger
Besonders spannend findet er dabei die Schnelllebigkeit. Immer wieder tauchen neue Lebensmittel auf, insbesondere im vegetarischen und veganen Bereich. Wann immer er ein Fleischersatzprodukt dem Sortiment hinzufügt, probiert Timo Retterath dieses auch aus. Er sagt: „Ich esse auch gerne Fleisch, aber eben viel bewusster.“ Und das nicht erst seit Neustem: Seine Großeltern hatten schon einen landwirtschaftlichen Betrieb. Retteraths Bewusstsein darüber, dass hinter dem Fleisch auch eine artgerechte Tierhaltung stehen sollte, war schon von klein auf da.
Einen Wandel in der Gesellschaft zum Thema bewusste Ernährung erkennt er auch in Cochem: Seit er den Laden übernommen hat, ist er erstaunt zu sehen, wie beliebt regionale und auch Ersatzprodukte sind. „Wenn man hier beobachtet, wer Tofu kauft, sind das ganz oft ältere Kunden. Es geht also nicht nur um hippe Produkte für junge Leute“, erzählt der Cochemer.
„Ich will vor allem für Einheimische den Laden führen. Wenn dieser dann aber auch einen Nutzen für Touristen hat, ist das umso besser.“
Timo Retterath
Ebenso wollen immer mehr Kunden wissen, woher die Produkte stammen. Und das fängt schon bei den kleinsten Dingen an, betont Retterath: „Ein Mann wollte letztens unbedingt wissen, woher die Schokolade stammt, die er gerade in der Hand hielt.“ Besonders gerne hören die Leute dabei die Geschichte, die hinter einem Produkt stammt, erklärt der 42-Jährige, während er auf ein Olivenöl verweist. Das stammt nämlich von einer Familie aus Mendig, die in Griechenland einen Olivenhain besitzt, auf dem sie jedes Jahr mit anpackt.
Reformhaus als einer der Mittelpunkte von Cochem
Wer Stammkunde im Reformhaus war, ist es in den meisten Fällen auch heute noch: Die Mitarbeiter kennen ihre Kunden, beraten nicht nur, sondern unterhalten sich auch über Privates. Zwei Mitarbeiterinnen hat Familie Retterath übernommen, die auch vorher schon hier gearbeitet haben, erzählt der Inhaber: „Die kennen die Kunden und die Geschichten hinter ihnen und nehmen sich Zeit für sie. Gerade ältere Cochemer kommen auch gerne her, um mal nach Gesprächen zu suchen.“
So unterhält sich eine Mitarbeiterin gerade mit einer Kundin, die sie beim Vornamen nennt. Das Reformhaus ist auch für Stadtbürgermeister Walter Schmitz zwar ein traditioneller Versorger mit seinen Produkten, andererseits auch „ein Mittelpunkt, ein Kommunikationspunkt von Cochem: Hier sind viele Cochemer, die auch immer viel daran interessiert sind, ein Schwätzchen zu halten.“
Reformhaus ist für den Einzelhandel in der Innenstadt wichtig
Egal, ob Neukunde, Stammkunde, Tourist oder Einheimische: Die Beratung ist für alle wichtig. Vor allem für Cochemer ist das Reformhaus jedoch eine gute Möglichkeit, mitten in der Stadt an Lebensmittel zu kommen – denn abgesehen von einem Geschäft mit Automaten sind weitere Lebensmittelgeschäfte nur auf der anderen Seite der Mosel, in Cochem-Cond, zu finden. Dem Leerstand in der Stadt will auch Bürgermeister Schmitz entgegenwirken: „Wir sind sehr interessiert daran, den Einzelhandel zu stärken, der sowohl für Cochem und Umgebung, als auch für Touristen gut funktioniert.“ Da Cochem an sich lebensmitteltechnisch nicht so gut aufgestellt ist, findet Stadtbürgermeister Walter Schmitz die Weiterführung des Reformhauses wichtig.
Timo Retterath sagt: „Ich will vor allem für Einheimische den Laden führen. Wenn dieser dann aber auch einen Nutzen für Touristen hat, ist das umso besser.“ Für seine Kunden – und diejenigen, die sich ebenfalls für bewusste Ernährung und regionale Produkte begeistern können – will Timo Retterath sein Angebot noch weiter ausbauen. „Es ist schade, dass es in Cochem keinen Bioladen gibt. Viele Leute müssen weite Wege fahren, um so ein Geschäft zu erreichen.“ Darum plant der 42-Jährige – zusätzlich zum Reformhaus – einen Bioladen zu eröffnen, der auf Produkte aus der Region spezialisiert sein soll. Der Plan von einem solchen Laden steht sogar schon länger als der Betrieb des Reformhauses – Letzteres folgte schlussendlich auf die Idee, einen eigenen Bioladen zu eröffnen.