Bernkastel-Kues
Neue Moselweinkönigin: Die Jüngste macht das Rennen
Strahlende Siegerinnen sind sie alle, denn alle bekommen eine Krone und repräsentieren den Moselwein. Neue Moselweinkönigin ist Marie Jostock (rechts), ihr zur Seite stehen als Prinzessinnen: Bärbel Ellwanger (von links), Julia Weis und Julia Gries. Foto: Brost
Brost

Bernkastel-Kues. Am Ende hatte die Jüngste die Nase knapp vorn: Marie Jostock, 19 Jahre jung und angehende Polizistin (rechts), ist die neue Weinkönigin des Anbaugebietes Mosel.

Sie folgt damit Laura Gerhardt aus Traben-Trarbach nach, die nächste Woche als Kandidatin für die Deutsche Weinkönigin zur Wahl steht. Erstmals seit einigen Jahren stehen der neuen Moselweinkönigin drei Gebietsweinprinzessinnen zur Seite: Bärbel Ellwanger (25) aus Trier, Julia Weis (21) aus Zell und Julia Gries (27) aus Kobern-Gondorf.

Als positiv empfanden es die vier Kandidatinnen, dass keine leer ausging. Auch wenn das Prinzessinnenamt vielleicht Bärbel Ellwanger etwas schmerzt: Die Trierer ist bereits zwölf Monate lang in diesem Amt gewesen und wollte ihre Erfahrung nutzen, um sich die prächtigste Krone aufsetzen zu lassen. Bei der Fachbefragung vor der 29-köpfigen Jury machte Ellwanger keinen Fehler, zeigte sich kompetent und selbstsicher. Teil zwei des Krönungsparcours besteht jedoch aus einer Bühnenshow, bei der neben Ausstrahlung, Fachwissen auch Schlagfertigkeit gefragt ist. Mit ihrer Unbekümmertheit und Frische dürfte die Jüngste im Quartett, die Abiturientin Marie Jostock (19), das Ruder herumgerissen haben. „Ich bin sprachlos, ich weiß noch so recht, was ich sagen soll“, entfuhr es Jostock, nachdem der Vorsitzende des Moselwein-Vereins, Rolf Haxel, das Ergebnis bekannt gegeben hatte.

Marie Jostock betonte vor der Jury, dass sie „für den Moselwein mit voller Leidenschaft“ stehe. So sehr, dass sie im Fall der Krönung auch unbedingt Deutsche Weinkönigin 2020 werden wolle. Die Köwericher Ortsweinkönigin, die im Herbst an der Polizeischule auf dem Hahn ein Studium beginnt, sorgte für einen Lacher, als sie sagte: „Wer keinen Riesling mag, der hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“

Bei Julia Gries musste nach der Bühnenshow alles raus, es flossen Tränen. Freudentränen, denn, so formulierte es die 27 Jahre alte Touristik-Fachfrau der Verbandsgemeinde Rhein-Mosel: „Heute hat hier keine etwas verloren, wir haben alle etwas gewonnen.“ Besonders freute sie sich, dass die Weinmajestäten aus Dieblich, die Winninger Weinhex und Weinkönigin ihr den Rücken stärkten – neben 40 frenetisch anfeuernden Fans von der Untermosel.

Ebenso wischte sich Julia Weis Freudentränen aus dem Gesicht. „Ihr könnt alle zum Feiern kommen“, rief die 21-jährige Zellerin jedem zu – vor allem auch dem 40-köpfigen Anhang. Die neue Gebietsweinprinzessin arbeitet im elterlichen Weingut (mit Brennerei) mit, studiert an der Hochschule Geisenheim. „Ich will den Menschen die Faszination Moselwein näherbringen“, sagte sie, die ein überraschendes Geheimnis hat. Wenn sie für einen Tag in eine Haut schlüpfen könnte, würde sie gern ein Mann sein. Warum? „Ich weiß nicht immer, was die denken oder fühlen.“

Bärbel Ellwanger ist an ihrem Amt gewachsen, das war deutlich zu spüren. Die Triererin, die Freizeit-, Sport- und Tourismusmanagement studiert, musste die Krone zu Beginn der Abendshow in der Mosellandhalle abgeben, um sie später wieder aufzusetzen. Ellwanger ist eine ideale Besetzung für die Auslandswerbung, denn sie spricht neben Englisch nahezu fließend Hochchinesisch.

Allen war nach der Bekanntgabe der Ämter am Freitagabend zum Feiern zumute. So stieg im Zeller Weingut Weis eine Feier, bei der Vater Karlheinz sein arges Lampenfieber vergessen durfte. Für die Kobern-Gondorfer begann die rauschende Feier schon auf der Heimfahrt im Bus. „Das ist das erste Mal, dass wir eine Gebietsweinprinzessin stellen. Julia Gries hat eine tolle Figur auf der Bühne gemacht“, sagte Ortsbürgermeister Michael Dötsch hörbar stolz. Winzer Martin Dötsch mischte ein wenig Wasser in den Freudenkelch. „Ich hätte eigentlich mindestens zehn Winzer von der Untermosel heute hier erwartet, gekommen ist nur noch einer. Dabei bekleiden die jungen Frauen ihr Amt in erster Linie für den Wein und die Winzer.“ Anders VG-Bürgermeister Bruno Seibeld: Er hatte eigens seinen Urlaubsauftakt verschoben, um seiner Mitarbeiterin Julia Gries beizustehen.

Von unserem Chefreporter Thomas Brost

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