Ist das ein neuartiger Blitzer, der jetzt auf der B 421 zwischen Walhausen und Schauren (Fahrtrichtung B 53) aufgestellt wurde? Oder was hat es mit der blauen Säule auf sich? Wir haben nachgefragt – und eine für „normale“ Autofahrer beruhigende Antwort erhalten.
Die Säulen in Schauren und vor dem Hatzenporter Werth sind zwei von insgesamt 600, die es schon bald deutschlandweit an Bundesstraßen geben wird. Sie sind Teil der technischen Vorbereitung des Mautsystems auf die Ausweitung der Lkw-Maut auf rund 40.000 Kilometer Bundesstraßen zum 1. Juli und sollen die mobilen Kontrollen des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) ergänzen. Autofahrer müssen sich demzufolge also keine Sorgen darüber machen, dass ihre Geschwindigkeit erfasst wird. „Die Kontrollsäulen überprüfen ausschließlich die Einhaltung der Mautpflicht“, sagt Antje Schätzel, Pressesprecherin des Berliner Unternehmens Toll Collect, das vom Verkehrsministerium beauftragt wurde, das von den Autobahnen bekannte Mautsystem nun auch auf die Bundesstraßen zu übertragen.
Die Standorte dafür wurden zuvor mit dem BAG abgestimmt und waren auch davon abhängig, ob Strom- und Telekommunikationsanbindungen verfügbar sind. Neben der stationären Kontrolleinrichtung in Schauren sind im Kreis Cochem-Zell vorerst keine weiteren geplant, wie Toll Collect auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt. Eine weitere Säule im Kreis MYK wird laut Unternehmenssprecherin auf der Hunsrückhöhenstraße (B 327) in Waldesch auf Höhe des Gewerbeparks installiert, dazu eine dritte in Bendorf an der B 413.
Auch an der Bundesstraße 49 in Burgen vor dem Hatzenporter Werth steht jetzt eine der blauen Kontrollsäulen.
Beim Aufbau versucht Toll Collect nach eigenen Angaben, Straßensperrungen auf ein Minimum zu reduzieren – dazu sollen besonders moderne Bauverfahren zum Einsatz kommen. Übrigens: An Bundesstraßen werden keine Kontrollbrücken – wie man sie von Autobahnen kennt – errichtet, sagt Antje Schätzel. Der Grund dafür: Die Säulen sollen sich besser in das Bild der ländlicheren Bundesstraßen einfügen. Eingriffe in die Natur und das Landschaftsbild würden so auf ein Minimum beschränkt werden.
Auf den Bundesstraßen im Koblenzer Stadtgebiet ist übrigens nach dem aktuellen Stand der Planungen keine Kontrollsäule vorgesehen, teilt Schätzel mit. Dort weisen lediglich weiterhin die seit knapp zwei Jahren zum Stadtbild gehörenden Schilder mit der knappen Aufschrift „Maut“ auf gebührenpflichtige Routen für Lastwagen ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht hin. Nach Angaben von Toll Collect schätzen Experten, dass ab dem 1. Juli weitere rund 30.000 Unternehmen mit voraussichtlich 140.000 zusätzlichen Fahrzeugen unter die Mautpflicht fallen. Neben Logistikunternehmen, die im Nahverkehr unterwegs sind, sollten sich auf Empfehlung des Mauteintreibers auch Unternehmen aus anderen Branchen frühzeitig informieren, ob ihre Fahrzeuge unter die Mautpflicht fallen, und entscheiden, wie sie zukünftig Maut bezahlen wollen.
Die Funktionsweise der Kontrollsäulen ist simpel. Die Säulen sind so seitlich neben der Fahrbahn aufgebaut, dass sie bei vorbeifahrenden Fahrzeugen erkennen können, ob diese der Mautpflicht unterliegen oder nicht. Konkret werden vom Fahrzeug ein Übersichts-, Seitenansichts- sowie ein Kennzeichenfoto erstellt. Ist eine sogenannte On-Board-Einheit im Lkw verbaut, mit der automatisch während der Fahrt die erforderlichen Daten an die Kontrollsäule gesendet werden, werden die erstellten Fotos sofort verworfen. Gesammelt werden diese Daten laut Toll Collect ausschließlich von mautpflichtigen Fahrzeugen ab 7,5 Tonnen, bei denen der Verdacht auf einen Mautverstoß besteht. Sie werden an ein Kontrollzentrum weitergeleitet, wo überprüft wird, ob der Kunde die Maut ordnungsgemäß bezahlt hat. Ist das der Fall, werden die Daten anschließend wieder gelöscht.
Damian Morcinek/tim
Mehr Infos zu dem System gibt es im Internet unter der Adresse www.toll-collect.de