Hörbar überrascht ist Jakob Bertgen, als die RZ ihm zu seiner besonderen Auszeichnung gratuliert. Denn zum einen wusste er vom besagten Beschluss des VG-Rats bis dahin noch nichts. Zum anderen stellt er gleich die Frage: „Ehrenbrief – ist das etwas Neues?“
Ja, das ist in der Tat etwas Neues. Nach Ermächtigung durch den VG-Rat hat der Hauptausschuss Anfang Februar die „Richtlinien über die Durchführung von Ehrungen der Verbandsgemeinde Zell“ beschlossen. Sie ersetzen die früheren Richtlinien zur Verleihung des Wappentellers. Neuerdings verleiht die VG also entweder eine Silberne oder Goldene Ehrennadel oder eben, als Nonplusultra, den Ehrenbrief. Die nötigen Mittel für die erste Verleihung des Briefes (8500 Euro) sind in den Haushalt eingestellt.
Dass Jakob Bertgen die besagte Ehre zuteilwird, kommt nicht von ungefähr, unterstrich Bürgermeister Simon: „Als Fraktionsvorsitzender hat er die Arbeit des Rates und damit die Entwicklung der Verbandsgemeinde Zell entscheidend mitgeprägt.“ Der VG-Chef schickte hinterher: „Mit 38 Jahren Mitgliedschaft ist er auch so etwas wie das Archiv unseres Rates.“ Der Bullayer hat kommunalpolitisch eine Menge miterlebt.
Aber wieso 38 Jahre Mitgliedschaft? Weil Bertgen von 2016 bis 2019 noch einmal dem VG-Rat angehörte. Von 2004 bis 2009 war er zudem als Beigeordneter Vertreter des Bürgermeisters. Christian Simon, aktuell Vorsitzender der SPD-Fraktion, zog gewissermaßen verbal den Hut vor der Leistung des Bullayers: „Er war länger in der Kommunalpolitik aktiv, als ich überhaupt alt bin“, hielt der 29-Jährige fest. „Wir freuen uns, dass er für den Ehrenbrief vorgeschlagen wird.“
Auch Bertgen selbst freut sich über die Auszeichnung, keine Frage. Mit Freude war der Bullayer, der auf der Rechtsbehelfsstelle des Finanzamtes gearbeitet hat, kommunalpolitisch unterwegs. Er denkt zum Beispiel gerne daran zurück, wie er eine VG-weite Wirtschaftsmesse mit durchgesetzt hat oder Pläne fürs Zeller Hallenbad, mitunter auch gegen die Vorstellungen der Mehrheitsfraktion von der CDU. „Mit Herbert Jullien habe ich viele Diskussionen gehabt.“ In der parlamentarischen Demokratie ist es eben auch auf kommunaler Ebene oft ganz wichtig, auch einmal anderer Meinung zu sein. In Richtung CDU sagt Bertgen lachend: „Ich will es mal so sagen: Wir haben immer an einem Strang gezogen, nur manchmal in verschiedene Richtungen.“
Bertgen, der von 1984 bis 1999 auch im Cochem-Zeller Kreistag mitwirkte, fungiert nach wie vor als Schöffe am Landgericht Koblenz. „Mit Unterbrechungen seit fast 20 Jahren“, sagt er. Die Auszeichnung mit dem Ehrenbrief der VG ist für ihn auch so etwas wie ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk. Er wird nämlich 70 Jahre alt. Sein ehrenamtliches Engagement macht für VG-Bürgermeister Simon „deutlich, wie sehr ihm das Wohl der hier lebenden Menschen am Herzen“ liegt. Wohl wahr.