Fünf Gemeinden im Kreis verfolgen ehrgeizige Nahwärmepläne - Heiße Phase startet am 26. Juni in Zell
Nahwärmenetze: Wie groß wird Cochem-Zells Energiedorf?
Wollen ein Nahwärmenetz auf dem Zeller Barl angehen: Nicole Jobelius-Schausten, Karl-Josef Fischer, Horst Reis, Hermann Deisen, Susanne Boomgaarden, Hans Schwarz und Dirk Barbye. Es soll eines von fünf geplanten Nahwärmeprojekten in Cochem-Zell werden. Foto: David Ditzer
David Ditzer

Cochem-Zell. Mit den ersten Teilnahmeaufrufen begann das Projekt Cochem-Zeller Energiedorf im Grunde schon im November 2014. Es folgten Förderungen, Planungen, Konzepte. Doch jetzt geht es „richtig in die Vollen“, unterstreicht Dirk Barbye, Geschäftsführer von „unser-klima-cochem-zell“, der Energieagentur des Kreises. Mit einer Auftaktveranstaltung am Mittwoch, 26. Juni, wird Zell die erste Kommune sein, die in die Kundenakquise für ein möglichst großes Nahwärmenetz startet, in diesem Fall im Höhenstadtteil Barl. Das Netz soll sowohl dem Geldbeutel der Teilnehmer als auch der Umwelt spürbare Entlastungen bringen. Um die Akquise selbst kümmern sich nicht irgendwelche externen Fachkräfte, die kein Mensch kennt. Das erledigen eigens dafür geschulte Einwohner der jeweiligen Gemeinden – nicht nur in Zell, auch in Alf, Alflen, Blankenrath und Müllenbach.

Mit Susanne Boomgaarden, Hermann Deisen und Horst Reis sind drei Mitglieder des Arbeitskreises Nahwärme Zell-Barl in die Räume der Kreisenergieagentur in der Cochemer Sparkasse gekommen. Der noch amtierende Stadtbürgermeister Hans Schwarz verstärkt die Delegation. Dirk Barbye hebt hervor: „Wir sind froh, dass wir überall so engagierte Arbeitskreismitglieder gefunden haben wie in Zell.“ Ohne sie hätte das Projekt Cochem-Zeller Energiedorf nämlich vermutlich deutlich geringere Erfolgsaussichten. Doch wie geht es dann mit dem Cochem-Zeller Energiedorf weiter? Einige Fragen und Antworten:

1 Wie sahen die Schulungen für die Mitglieder der Nahwärme-Arbeitskreise aus? Horst Reis erzählt, dass die Mitglieder vier von fünf Schulungen mit dem Ingenieurbüro ibs Energie (Stromberg) absolviert haben. Darin ging es um die Technik und Wirtschaftlichkeit der ins Auge gefassten Nahwärmenetze. Mitte Juni wird es noch eine Schulung zur Teilnehmermotivation geben. Und mit einer Auftaktveranstaltung für alle Zeller am 26. Juni in der Schwarz-Katz-Halle, die entsprechend beworben werden soll, startet dann, die heiße Phase, die Akquise.

2 Wie geht es nach dem Auftakttermin in Zell weiter? Reis zufolge planen er und seine Mitstreiter zweimal pro Woche Beratertage im Versammlungsraum der Barl-Gemeinschaft, der beim städtischen Bauhof zu finden ist. Darüber hinaus werden Arbeitskreismitglieder zu zweit Hausbesuche absolvieren, um Teilnehmer für die Nahwärmenetze zu gewinnen. Zentrales Beratungsinstrument wird dabei ein Wärmerechner sein, der Kosten und Nutzen einer Teilnahme präzise für den Bedarf des jeweiligen Haushalts ausweist, sozusagen auf Heller und Pfennig. Darüber hinaus gibt es Infobroschüren und ein -video, das auf der Webseite www.dorfwaerme- cochem-zell.de zu finden ist.

3 Wann sollen die Auftaktveranstaltungen in den vier anderen Gemeinden vonstattengehen? Für Müllenbach ist der 20. August vorgesehen, für Alfen der 20. September. In Blankenrath wird der Auftakt wohl in der 1. Septemberhälfte liegen, für Alf im Oktober.

4 Wie sollen die angestrebten Nahwärmenetze aussehen? Herzstück soll ein mit Holzhackschnitzeln aus der Region befeuertes Heizwerk sein. In den Teilnehmerhaushalten werden sich dann nur noch überschaubar große Wärmeabnahmestellen befinden. Betrieben werden die erhofften Netze von den Kreiswerken Cochem-Zell. Sie haben dafür zum 1. Mai dieses Jahres einen dritten Betriebszweig bekommen, zusätzlich zu Abfallentsorgung und Wasserversorgung, nämlich Nahwärme. „Es sind drei rechtlich und finanziell voneinander getrennte Eigenbetriebe“, erläutert Karl-Josef Fischer, Leiter der Kreiswerke.

5 Wie hoch werden die Baukosten sein? Pro Projekt dürfte es sich Dirk Barbye zufolge um einen mittleren einstelligen Millionenbetrag handeln, von dem allerdings Fördermittel abgehen.

6 Welche Kosten kommen auf die Netzteilnehmer zu? Die Teilnehmer sollen einen Betrag zahlen, der sich zu 70 Prozent aus einer Grundgebühr für die Netzvorhaltung und zu 30 Prozent aus dem Wärmepreis (abhängig von der benötigten Menge) zusammensetzt. Zusätzlich sollen sie dann die Option angeboten bekommen, von einem etwas niedrigeren Grundpreis zu profitieren, indem sie einen Baukostenzuschuss von 4000 Euro zahlen.

7 Werden auf jeden Fall die angestrebten großen Nahwärmelösungen kommen? Nein, denn um die geplanten Netze wirtschaftlich betreiben zu können, muss eine Anschlussquote von mindestens 60 Prozent je Netz erreicht werden.

8 Wie lange sollen die Akquisephasen in den fünf Gemeinden dauern? Die Akquisephasen sollen jeweils circa drei Monate dauern. Am Ende sollen genug verbindliche Vorverträge stehen, um die Netze wirtschaftlich betreiben zu können. Zells Stadtchef Hans Schwarz betont: „Es ist wünschenswert, dass möglichst viele sich dazu bereit erklären, sich dem Nahwärmeprojekt anzuschließen.“

9 Welche Vorteile haben Teilnehmerhaushalte sonst noch? Sie sollen einen Glasfaser-Internetanschluss bis ins ihr Zuhause bekommen (FTTH). Dirk Barbye betont: „So bekomme ich einen echten Zukunftsanschluss für mein Haus.“ Denn: Diese Technik der Heizzentralen lässt sich bei Bedarf an künftige Entwicklungen anpassen.

Von unserem Redakteur David Ditzer

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