„Wir waren ratzfatz ausverkauft“, sagt beispielsweise Claudia Jakobs, Pächterin des Schlosskellers in Zell. Sie fügt hinzu: „Personell war für uns einiges zu stemmen, weil viele Gäste Selbsttests mitgebracht haben.“ Diese mussten sie unter Aufsicht in einem Pavillon vornehmen. „Dafür haben wir zum Beispiel eigens eine Mitarbeiterin eingestellt, die Arzthelferin ist“, hält Jakobs fest. Trotz des Mehraufwands sei das Wochenende alles in allem gut gelaufen. Doch das ist offenbar keineswegs überall im Cochem-Zeller Land gleichermaßen der Fall.
Detlev Dorittke vom Treiser Bootshaus nennt es „eine absolute Frechheit“, mit welchem Testaufwand sein Team und er am zurückliegenden Wochenende klarkommen mussten. Den ordnungsgemäßen Ablauf von 75 Selbsttests hatten sie zu überwachen. Angesichts großen Andrangs eine Herausforderung. „Es kam mir phasenweise so vor, als wären wir kein Restaurant, sondern ein Testzentrum“, unterstreicht Dorittke. Vonseiten der Gemeinde habe es nur am Samstag zwischen 16 und 18 Uhr eine Testmöglichkeit in der Treiser Knabenschule gegeben.
Keine Frage, dort habe das örtliche Rote Kreuz alles gegeben, fast 200 Menschen durchgetestet und die Testzeit bis 18.30 Uhr ausgedehnt, lobt Dorittke. Allein: Bei Tausenden Übernachtungsgästen, nicht nur, aber auch auf dem benachbarten Campingplatz, habe das nicht ausgereicht. „Ich finde es einfach traurig, dass man sich von der lokalen Politik nicht früher um ein ausreichendes Testangebot gekümmert hat“, sagt Dorittke. Darüber habe er sich auch schon bei der Gemeinde beschwert.
Besucherzahlen fast wie zu Vor-Corona-Zeiten
Hans-Josef Bleser, Ortsbürgermeister von Treis-Karden, verweist jedoch darauf, dass man sich hinsichtlich der Testmöglichkeiten bewusst mit Nachbarorten abgestimmt habe. „In Lieg konnte man sich zum Beispiel am Samstag von 15 bis 17 Uhr testen lassen, in Moselkern am Sonntag von 9 bis 11 Uhr.“ Zudem gebe noch es die Teststation am Moselbad in Cochem. Doch auch in Treis-Karden selbst gebe es Überlegungen, die Öffnungszeiten des Testzentrums noch auszuweiten.
Ganz gut gelaufen ist das Pfingstwochenende aus Sicht von Marlies Bell vom Treis-Kardener Schloß-Hotel Petry. Allerdings räumt sie ein, zunächst einmal sei „nur“ das Restaurant für Gäste geöffnet gewesen. Deshalb habe man die Möglichkeit genutzt, in der Lounge eine Selbsttestoption für Restaurantgäste einzurichten. „Ab dem 2. Juni werden wir dann Restaurant und Hotel wieder öffnen.“
4100 Menschen sind am Pfingstwochenende in der neuen Teststation auf dem Endertplatz in Cochem auf das Coronavirus getestet worden. 1300 am Samstag, 1600 am Sonntag, 1200 am Montag, teilt der Cochemer Stadtbürgermeister Walter Schmitz mit. dad
Stark besucht, fast wie zu Vor-Corona-Zeiten, war Cochem an Pfingsten. Walter Schmitz, Bürgermeister der Kreisstadt, konstatiert: „Wir hatten im Vorfeld schon zwei Besprechungen mit der Cochemer Arge und dem Verein Gastlichkeit und Tourismus, um zu Lösungen bezüglich der Tests zu kommen.“ Hier spielte das Glück der Stadt in die Karten, weil Dr. Marcus Ackermann aus Neuwied sich dazu bereit erklärte, eine Teststation auf dem Endertplatz betreiben.
Burg, Bauhof und Harald Bacher, Leiter der Tourist-Info des Ferienlandes Cochem, wirkten zusammen, sodass die Station auf dem Endertplatz schon am Samstagmorgen in Betrieb gehen konnte, und zwar von 10 bis 18 Uhr. Wegen des großen Andrangs sei man von drei auf fünf Teststraßen hochgegangen, hält Stadtchef Schmitz fest. Mit Blick auf Fronleichnam plane man, noch ein Pagodenzelt für eine zusätzliche Teststation auf dem Endertplatz zu errichten. „Es hat so gut und zügig funktioniert, dass sich die Leute bei uns bedankt haben“, konstatiert Schmitz.
Hoffnung auf reduzierten Testaufwand
Eben auch jene, die in den unvermeidlichen Warteschlangen standen. Solche Schlangen gab es zwar auch an der Drive-in-Teststation Kaisersesch, erzählt Lieselotte Arnicot vom dortigen Waldhotel Kurfürst. „Das Testzentrum war unheimlich überlaufen.“ Deshalb habe man Hotelgästen und Einheimischen, die das gastronomische Angebot im Kurfürst nutzen wollten, eine Selbsttestmöglichkeit an der Eingangstreppe geboten. Selbstverständlich sei das mit einem gewissen Aufwand verbunden, sagt Arnicot, aber: „Das Wochenende ist bei uns sehr gut gelaufen.“
Nach dem monatelangen Lockdown sei die Sehnsucht der Leute nach gastronomischen Angeboten und „danach, einfach mal wieder rauszukommen“, enorm, betont auch Claudia Jakobs vom Zeller Schlosskeller. Für Gäste, die vor ihrem Besuch erst noch einen Corona-Selbsttest absolvieren mussten, hatte sie vor dem Betrieb einen Pavillon aufgebaut. Solche Möglichkeiten hat Detlev Dorittke vom Treiser Bootshaus aber schon rein räumlich nicht. Schließlich ist sein Restaurant im Grunde genommen ein schickes gastronomisch genutztes Hausboot. Deshalb hofft er sehr darauf, dass sich der Testaufwand, den seine Mitarbeiter und er betreiben müssen, in den nächsten Wochen deutlich reduziert. Dafür wären weitere Teststellen hilfreich.
Wolfgang Lambertz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Cochem, nährt auf RZ-Anfrage durchaus die Hoffnung auf eine weiter verbesserte Testinfrastruktur. „Wir starten heute einen Probelauf für eine Testation in Ernst“, macht Lambertz am Dienstag um die Mittagszeit deutlich. Ziel sei es, „dort ab 1. Juni zu starten“, bewusst auch aufs touristische Tests ausgerichtet. Am zurückliegenden Wochenende hätten die schon etablierten Teststationen „deutliche Steigerungsraten“ verzeichnet, so Lambertz. Mit Blick auf die weitere Entwicklung in Gastronomie und Hotellerie hatte der VG-Chef schon früh Gespräche geführt, um zu weiteren Teststellen in verschiedenen Orten des Cochemer Landes zu kommen. „Und wir müssen gucken, was in der nächsten Corona-Verordnung des Landes drinstehen wird.“ Die ist für den 2. Juni vorgesehen, also den Mittwoch vor Fronleichnam, dem nächsten verlängerten Wochenende.