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Kröv
Modellprojekt endet, die Arbeit geht weiter

Nach 30 Monaten im Modellprojekt "Gesundheit und Pflege in der Region Mittelmosel" ziehen die Beteiligten Bilanz in Kröv. Es war kein Erfolg auf ganzer Linie. Foto: David Ditzer

David Ditzer

Kröv. Eigentlich läuft das Modellprojekt "Gesundheit und Pflege in der Region Mittelmosel" erst mit dem 30. Juni aus. Doch schon jetzt haben die Beteiligten - die Verbandsgemeinden Traben-Trarbach und Zell sowie das Klinikum Mittelmosel - in der Weinbrunnenhalle Kröver Nacktarsch ihre Kooperation und die Arbeit mit den Bürgern Revue passieren lassen. Letztlich sind verwirklichte Ideen wie die Ehrenamtsbörse Zell/Traben-Trarbach (EB Zett) und vielversprechende Denkanstöße übrig geblieben. Sie alle sollen helfen, das Ehrenamt zu stärken und die medizinische sowie pflegerische Versorgung der Menschen in der Region zu verbessern.

Von unserem Redakteur David Ditzer

Klar, Worte des Lobes und Dankes sind bei solchen Abschlussveranstaltungen zu erwarten. Vor allem wenn es um Modellprojekte wie jenes an der Mittelmosel geht, das in seiner Wirkung auf ganz Rheinland-Pfalz ausstrahlen soll. Allerdings betonte Randolf Stich, Staatssekretär im Mainzer Ministerium des Innern und für Sport, in Kröv auch offen, der gesamte Ansatz sei bewusst so gewählt worden, dass nicht alles, was das Projekt an Ideen zutage förderte, „in allen Einzelheiten dazu verdammt ist, auch erfolgreich zu sein“.

An der Mittelmosel war auch nicht alles erfolgreich. Das verheimlichten die Beteiligten nicht. „Das hat aber nicht daran gelegen, dass wir uns nicht nach Kräften darum bemüht hätten“, konstatierte Marcus Heintel, Bürgermeister der VG Traben-Trarbach. In vielen Fällen halte man einfach nicht das Heft des Handelns in der Hand. Oder, wie es Heintels Zeller Kollege Karl Heinz Simon formulierte: „Die Kommunen sind eben nicht die originären Player im Gesundheitssystem. Aber ihnen wird und muss künftig eine größere Bedeutung zukommen.“

Rückblick: Im November 2013 bewerben die VGs und das Klinikum Mittelmosel mit dem Projekt um Teilnahme an der Landesinitiative „Starke Kommunen – Starkes Land“. Wenig später bekommen sie den Zuschlag, werden eine von sechs Modellregionen im Land. Am 2. April treffen sich die Akteure und Vertreter der projektsteuernden Regionalentwicklungsgesellschaft entra (Winnweiler) zum Auftakt in Kröv. Eine Detailanalyse des Istzustandes beginnt. Dann entwickeln Bürger, Akteure aus dem Gesundheitswesen und die Projektbeteiligten gemeinsam Vorschläge, wie man die Region mit Blick auf das Thema voranbringen könnte. 440 000 Euro stehen für die 30-monatige Projektlaufzeit zur Verfügung. Folgendes kommt am Ende in die Gänge, so Michaela Janné von entra:

Vielfach gewünscht wird eine zusätzliche Bereitschaftsdienstzentrale fürs Wochenende in Zell, an deren Dienstzeiten auch die Apothekennotdienste gekoppelt sind. Nach Gesprächen mit ortsansässigen Ärzten und Antje Erler von der Uni Frankfurt legt das Klinikum Mittelmosel der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) ein Konzept vor. Letztere ist zurückhaltend, weil insgesamt aktuell über sogenannte Portalpraxen an Kliniken diskutiert wird, die Kassenärzte außerhalb eigener Praxiszeiten betreiben. Kommt dieses Modell nicht, wollen KV und Klinikum Mittelmosel gemeinsam eine Lösung für Zell finden.

Lokales Gesundheitszentrum: Hier ist ein Konzept in Arbeit. Nach dem Vorbild der Community Health Centers (Nordamerika, Skandinavien) strebt das Klinikum Mittelmosel ein solches Zentrum an. Seine Standorte Zell und Traben-Trarbach sollen kooperierend ein Team aus verschiedenen Gesundheitsprofessionen aufstellen, das, angepasst an die demografische Zusammenstellung der Bevölkerung in der Region, die nötigen Angebote macht. Resultate sollen am 15. Juli vorgestellt werden.

Alternative Wohnformen im Alter: Für potenziell geeignete Immobilien in den fünf Orten Blankenrath, Zell, Flußbach, Reil und Willwerscheid laufen Machbarkeitsstudien.

EB Zett: Die Ehrenamtsbörse Zell/Traben-Trarbach nahm im Februar den Betrieb auf (die RZ berichtete). Sie bündelt Angebot und Nachfrage mit Blick aufs ehrenamtliche Engagement in der Region und fungiert als Vermittler (mehr: www.ebzett.de).

Fachkräfte/Standortmarketing: Für die VG Zell wird ein Bäder- und Hotelkonzept erstellt. Ziel ist unter anderem, im dringend sanierungsbedürftigen Erlebnisbad Zeller Land die Aspekte Gesundheit, Erholung und Wellness stärker in den Fokus zu rücken.

Leerstandsmanagement: Für die VG Traben-Trarbach wurden zunächst alle gewerblichen Leerstände in den Ortskernen erfasst. Und es gab eine Befragung, was sich die Kunden in den Ortskernen wünschen. Ergebnisse sollen Ende Juni vorliegen und werden dann den VG-Rat beschäftigen.

Und sonst? Staatssekretär Stich zufolge sollen Förderkulissen und -zusammenhänge innerhalb des Ministeriums auf Basis der Erfahrung aus dem Modellprojekt überdacht und verändert werden. Zudem sollen einzelne Lösungsansätze als Blaupausen für andere Kommunen dienen. Die Akteure an der Mittelmosel wollen weiter interkommunal sowie mit den Bürgern zusammenarbeiten sowie bei dem Thema „am Ball“ bleiben (Simon). Die gemeinsame Suche nach Lösungen stärke die Region. Ach ja, Worte des Lobes und Dankes an die Beteiligten blieben auch.

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