„Wie es dazu kam, weiß ich selbst nicht so genau. Irgendwie war es wohl auch Corona und den Umständen geschuldet, dass wir auf diese Idee kamen, etwas machen zu müssen“, schildert Andreas Seifen im Gespräch mit unserer Zeitung die Ursprünge der fünftägigen Herausforderung, die sie mit einem 21 Jahre alten Volvo V40, einem Kombi der schwedischen Marke, quer durch die Republik auf sich nehmen.
Schrottrallyes: Diesen nicht eben Zutrauen einflößenden Namen haben die Orientierungsfahrten auf Kreis- und Landstraßen, die mit alten, aber fahrtüchtigen Autos, die schon eine Menge von Kilometern auf den „Schlappen“ haben, unternommen werden. Meist geht es dabei außerhalb Deutschlands in abgelegene Regionen, wo die Fahrzeuge dann verbleiben und für einen guten Zweck an einen neuen Besitzer versteigert werden. Die Rallye-Teilnehmer kommen dann in der Regel per Flieger wieder nach Hause.
Einiges an Reparaturen vonnöten
Weil aber in Corona-Zeiten alles anders ist, wählten sie, so Andreas Seifen, „aus einer Schnapsidee raus“, die sogenannte Promilleweg-Rallye, die ausschließlich durch Deutschland führt, für ihr Vorhaben aus. Dabei wollen sie miteinander Spaß haben und gleichzeitig Gutes tun.
Um die Jahreswende fanden sie bei Bekannten ein Fahrzeug, das für ihre Zwecke, den Vorgaben des Veranstalters entsprechend, geeignet war. Es durfte nicht mehr als 500 Euro kosten und musste mehr als 20 Jahre alt sein. Den alten Schweden, der in einem „jämmerlichen Zustand“ (O-Ton Andreas Seifen) war, erstanden sie für 300 Euro. Und dann ging die handwerkliche Herausforderung los. Beide sind ja keine gelernten Kfz-Mechaniker, aber um mit dem Fahrzeug die HU zu bestehen, musste einiges an Reparaturen vorgenommen werden.
Genug Platz zum Übernachten
„Es war wie der Fluch“, erzählt Andreas Seifen. Wir mussten ja alles draußen reparieren, wir hatten ja keine Werkstatt. Immer dann, wenn wir uns zum Arbeiten trafen, hat es geregnet oder geschneit und es war bitterkalt. Aber nun hatten die beiden Kumpel die Aktion mal angefangen und zogen sie auch durch. Sogar lackiert wurde der alte V40 neu und der TÜV gab schließlich sein Okay. Die beiden Abenteurer suchten nun nach einem caritativen Hintergrund für ihre Aktion und setzten sich dafür mit dem mobilen Kinderhospiz in Koblenz in Verbindung. Dort war man begeistert von der Idee, dass die beiden Eifeler Männer Spenden sammelnd für sie unterwegs sein wollten und willigten in die Kooperation ein. Auf Youtube und Instagram wurden bereits kurze Filmchen gedreht, in der alle Beteiligten sich und ihr Projekt vorstellen. Am 15. Juni ging es im Berchtesgadener Land los, dann Richtung Norden. Über Berlin, die Ostseeküste geht es schließlich zum Endpunkt mit Namen Kliemannsland. Das ist ein reales Kreativprojekt des Namensgebers Fynn Kliemann im ländlichen Niedersachsen, rund 50 Kilometer südwestlich von Hamburg.
Übernachten wollen die Männer bei ihrem Abenteuer-Trip auf Campingplätzen in ihrem alten Volvo, den sie eigens umgebaut haben. „Da kann man jetzt hinten drin bequem auf der Luftmatratze pennen. Und die Campingplätze sind ja bei den sinkenden Infektionszahlen wieder offen.“ Ihren 21 Jahre alten Volvo V40, den sie für den guten Zweck erstanden und an den sie viele Arbeitsstunden und jede Menge Enthusiasmus gehangen haben, nehmen sie wieder mit nach Hause. „Wir haben ja zwei Jahre TÜV. Vielleicht machen wir ja im nächsten Jahr wieder was.“
Jürgen C. Braun