Wenn der Esel nicht will, dann will er nicht. Diese Erfahrung machen die Teilnehmer, die sich beim RZ-Wandertag in Cochem für die Tour „Entschleunigen, entdecken, erleben“ entschieden haben. Sechs Kilometer geht es vom Cochemer Endertplatz bergauf bis hoch auf die Conder Höhe, wo Laura Schilbertz und ihre Freundin Amelie mit dem Eselpaar Rick und Mona auf die Gäste warten. „Die Esel waren der eigentliche Grund, warum ich mich für diese Tour entschieden habe“, erklärt eine Teilnehmerin, die mit ihrer Freundin zusammen aus Koblenz gekommen ist.

Der Wandertag, den unsere Zeitung seit vielen Jahren jeweils in einem anderen Ort des Verbreitungsgebiets anbietet, zieht immer viele Gäste an. „Man kann hier einmal die Orte kennenlernen, die gar nicht so weit vom Heimatort entfernt sind, und an denen man trotzdem noch nie war“, bestätigt eine Teilnehmerin aus dem Westerwald. Mit 120 Kilometern haben sie und ihr Mann sowie ein Ehepaar aus dem Raum Bad Kreuznach mitunter die weiteste Anreise hinter sich. Den meisten Wanderfreunden ist die Veranstaltung nicht ganz unbekannt. „Ich mache immer mit, wenn es zeitlich bei mir passt“, erklärt die Koblenzerin.
Angetan von der atemberaubenden Aussicht, die sich bietet, sobald man die Moselhöhen erklommen hat, nimmt man auch den steilen und steinigen Weg gern in Kauf. Die Tour, die von Elisabeth Treis, Mitarbeiterin der Tourist-Information Ferienland Cochem, sowie ihren beiden Hunden, den Kleinspitzen Siegfried und Ludwig, begleitet wird, ist im mittleren Schwierigkeitsgrad eingestuft. Insgesamt 280 Höhenmeter müssen überwunden werden. Im Vergleich zu der Cochemer Ritterrunde, einer 16 Kilometer langen Strecke mit 700 Höhenmetern, ein Spaziergang.

Immer wieder werden kurze Pausen an den zahlreichen Aussichtspunkten eingelegt. Handys werden gezückt, um die schöne Landschaft im Bild festzuhalten. Elisabeth Treis kann mit ihrem Fachwissen punkten und nicht nur geschichtliche Hintergründe des Gesehenen beisteuern, sondern unterhält die Wanderfreunde auch mit persönlichen Anekdoten.

Doch zurück zu den eigentlichen Stars der Tour, sobald Rick und Mona ins Spiel kommen, dreht sich alles um die beiden Esel. Laura Schilberz erklärt den Teilnehmern kurz, wie sie die Esel führen müssen. Nämlich möglichst an der kurzen Leine. Die Tiere zeigen keinerlei Scheu vor der fremden Wandergruppe. „Sie sind an Menschen gewöhnt“, sagt Laura Schilberz. Schließlich sind die Esel vom Valwigerberg seit Jahren bei der Cochemer Burgweihnacht dabei. Mona, die Eselstute, ist zugänglicher und lässt sich leichter von den Fremden führen als Rick.

Der zeigt gelegentlich auch mal seinen störrischen Charakter. Zum Beispiel als es gilt, den fast ausgetrockneten Bachlauf, kurz bevor man im Conder Wald den Waldkindergarten erreicht, zu überqueren. Da streikt Rick. Da geht er nicht rüber, da hilft es auch nicht, dass Amelie mit Mona vormacht, wie man die feuchte Stelle überwinden kann, ohne sich die Hufe nass zu machen. Rick bleibt standhaft stehen, kein Mohrrüben-Leckerli bewegt ihn, auch nur einen Zentimeter weiterzugehen. Und auch die Eselsbrücke, die Laura ihm baut, indem sie den feuchten Boden mit trockenem Laub bedeckt, hilft nichts. Der Esel bleibt stur.

Die Gruppe muss umkehren und einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Die Wanderfreunde nehmen es gelassen. Schließlich dauert die Zeit mit den Eseln so ein bisschen länger. Die Tiere begleiten die Gruppe nicht ganz bis zum Schluss, sondern nur bei der Runde auf dem Berg. Laura erklärt, warum Rick sich geweigert hat, den Bach zu überqueren: „Esel sind Wüstentiere, Wasser mögen die gar nicht.“ Auch, dass man Esel im Gegensatz zu Pferden nie mit Wasser sauber macht, um deren natürliche Fettschicht im Fell zu erhalten. Ein Grund, warum es Eseln nichts ausmacht, in der prallen Sonne zu stehen, weiß die Eselbesitzerin.

Zur Überraschung der Wanderer ist beim Waldkindergarten dank Unterstützung von Familie Schilberz der Tisch reichlich gedeckt. Zur Stärkung vor dem Abstieg gibt es Käse, Wurst und Brot, Saft und Wein. Bevor es zurück in die Stadt geht, verabschieden sich die Teilnehmer von den beiden Eseln. Rick und Mona machten sich zusammen mit ihren Besitzern wieder auf den Weg nach Valwigerberg in ihren Stall. Die Gruppe nimmt den steilen Weg bergab über die Brauselay.

Zurück auf dem Endertplatz, warten die Teilnehmer auf die Rückkehr der anderen Gruppen. Rund 100 Wanderer sind in fünf geführten Touren mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zwischen zwei und sieben Stunden an dem Tag noch unterwegs. Bei einem musikalischen Unterhaltungsprogramm auf dem Endertplatz können die Gäste den Tag später gemütlich ausklingen lassen.