Die Woche der Artenvielfalt wird im Moselort Müden immer groß zelebriert: Auf dem Krabaun, einem stillgelegten Weinberg, wird zum sechsten Mal das Fest „Faszination Krabaun“ gefeiert. Dieses Jahr erwarten die Naturfreunde hohen Besuch, denn Ministerpräsident Alexander Schweitzer kommt zur Eröffnung des Fests.
Schon im Dezember war Schweitzer in Müden, damals allerdings wegen der Katastrophe an der Schleuse. Ortsbürgermeister Franz Oberhausen erinnert sich: „Damals sagte Alexander Schweitzer zu mir, dass es ihm leidtut, dass er zu einem so traurigen Anlass hier ist. Wir haben ihm dann angeboten, dass er gerne mal zu einem freudigen Anlass kommen kann.“ Schnell war klar: Die Woche der Artenvielfalt wäre der perfekte Anlass. „Also habe ich Kontakt zur Staatskanzlei Rheinland-Pfalz aufgenommen. Und jetzt freu ich mich, dass es klappt. So ein Besuch ist ja auch etwas Besonderes für eine Gemeinde.“

Beim Fest auf dem Krabaun haben die Gäste die Gelegenheit, das Naturschutzprojektgelände zu besuchen. Die brachliegenden Weinberge mit uralten Trockenmauern stellten einige Ehrenamtliche frei, damit die Artenvielfalt der heimischen Flora und Fauna gewährleistet bleibt. Oberhausen sagt: „Wenn jetzt immer mehr Steillagen aufgegeben werden, verbuscht dort alles. Wir können diese Verbuschung zwar nicht verhindern, aber wir können unseren kleinen Teil dazu beitragen, dass es hier in Müden nicht verkümmert.“
Seit fünfeinhalb Jahren kümmern sich die Senioren des Vereins alte Alte-Herren in Müden um den Krabaun. Lebensräume schaffen und dafür jede Möglichkeit ausschöpfen, das steht ganz oben auf der Agenda. So errichteten die Ehrenamtlichen einen Teich eigens für die Wechselkröte, eine der seltensten Krötenarten überhaupt. Die vom Aussterben bedrohte Amphibie ist seitdem heimisch in dem stillgelegten Weinberg. Der Ortschef sagt: „Das Projekt haben wir inzwischen erweitert, wir haben vier Krötentempel. Die Kaulquappen waren vor ein paar Wochen leider in Gefahr, weil es so warm und trocken war. Also haben wir mit einem Schlauch Wasser nachgefüllt.“

Und so kommt es immer wieder zu Sichtungen von besonders seltenen Arten, 2022 wurde sogar der Apollofalter gesichtet. Im nahegelenen Bachtal kreuchen derweil Feuersalamander herum. Für Oberhausen ist der Krabaun ein Herzensprojekt, er engagiert sich selbst dabei. Besonders begeistert zeigt er sich auch über die Teilhabe am Natur-Gästebuch: Rund 5000 Naturschiefertafeln wurden bisher beschriftet und zeigen, wie viele Leute am Krabaun haltmachen, um die Natur auf sich wirken zu lassen. Es sei auch ein besonderer Ort, sagt Oberhausen: „Das Wort ‚Krabaun‘ geht auf römisch-fränkischen Ursprung zurück und bedeutet ‚Geröll, Steine‘. Es handelt sich um eine bereits 1316 urkundlich erwähnte Weinlage.“ Nun kann sich auch der Ministerpräsident selbst davon überzeugen.

Natur genießen und Kulturlandschaft kennenlernen
Ab 1. Mai können Naturbegeisterte wieder die Mischung aus Kultur- und Naturlandschaft entlang der Terrassenmosel genießen. In verschiedenen Aktionen kann man die Arbeit im, aber auch das Ökosystem rund um den Weinberg kennenlernen.
So läuft es am Tag des Fests ab
Start ist mit einer Wanderung ab der Dorfmitte „Auf der Lenn“ um 13 Uhr. Vorher gibt es zur Begrüßung kostenlos Sekt und andere Getränke. Die Wanderung führt über das Zweibachtal und den neuen Weinwanderweg zum Krabaun. Gegen 14 Uhr werden in einem kleinen Festakt neben dem Ministerpräsidenten auch Landrätin Anke Beilstein, die Leitung des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel, die Moselweinkönigin und der Verbandsbürgermeister Wolfgang Lambertz einige Worte sprechen. Im Mittelpunkt steht das Thema Artenvielfalt der heimischen Flora und Fauna, die durch die Verbuschung von stillgelegten Weinbergen bedroht ist. Für Speis und Trank ist gesorgt. Es gibt Kaffee und Kuchen, Gegrilltes, Müdener Weine und weitere Getränke. Die Organisation und die Bewirtung werden wie gewohnt von der Gruppe „alte Alte-Herren des SV Müden“ übernommen. red