Es ist nicht das dreckige Geschirr auf der Spüle, das nervt, und auch nicht der Einkauf. Jedenfalls nicht primär. Viel mehr ist es das ständige Daran-Denken-Müssen, dass noch etwas zu erledigen und organisieren ist. Die Milch ist fast leer, der Kindergeburtstag steht an, und wann war noch mal der Zahnarzttermin? Die To-Do-Liste scheint endlos, und kaum ist ein Punkt abgehakt, kommen zwei neue dazu. Diese unsichtbare Last, die vor allem Frauen im Alltag schultern, hat einen Namen: Mental Load. Ein Phänomen, das viele belastet – aber noch immer zu wenig gesehen wird. Darum dreht sich in diesem Jahr der Weltfrauentag in Cochem um genau dieses Thema.
„Frauen wenden in Deutschland pro Tag im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr Zeit für Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, Hausarbeit und Ehrenamt auf als Männer“, heißt es vonseiten der Kreisverwaltung Cochem-Zell. Dieser Unterschied wird als Gender-Care-Gap bezeichnet. Selbst, wenn der Partner bei vielen Aufgaben mit anpackt, ist die Planungsarbeit an sich doch oft ungleich verteilt – meist zu Lasten von Frauen, wie Ramona Junglas, Gleichstellungsbeauftragte der Kreisverwaltung Cochem-Zell, erklärt: „Viele Frauen sind alleine für das Familienmanagement verantwortlich. Dies wirkt sich negativ auf die Lebenszufriedenheit der Frauen aus und kann zu einem Gefühl der inneren Leere führen.“
„Insbesondere in einer immer unsicherer werdenden Welt treiben neben den alltäglichen Belastungen und Herausforderungen die Menschen auch Zukunftsängste um.“
Ramona Junglas, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Cochem-Zell
So gebe es eine repräsentative US-amerikanische Studie, die dies bestätigt, allerdings sprechen auch die Erfahrungswerte in Deutschland dafür, dass der psychischen Gesundheit dringend mehr Beachtung geschenkt werden sollte: „Die Zahl der Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen erreichte in Deutschland zuletzt einen neuen Höchststand. Gleichzeitig beschäftigt das Thema ‚mentale Gesundheit’ immer mehr Menschen und auch in der Öffentlichkeit rückt das Thema zunehmend in den Fokus“, sagt die Kreisverwaltung. Insbesondere jüngere Generationen seien der Thematik gegenüber aufgeschlossen: Sie sprechen offen über ihre mentale Gesundheit, was vor einigen Jahren noch nahezu als Tabu-Thema galt.
Junglas sagt: „Insbesondere in einer immer unsicherer werdenden Welt treiben neben den alltäglichen Belastungen und Herausforderungen die Menschen auch Zukunftsängste um.“ Was dagegen tun? Laut der Gleichstellungsbeauftragten gibt es einige Unterstützungsangebote, wie unter anderem Entspannungstechniken und Atemübungen, die bei der Bewältigung von Stress helfen können. Wie Betroffene außerdem entgegenwirken können, können Interessierte am Samstag, 8. März, erfahren.
Mental Load ist das Thema des diesjährigen Frauentags
Denn um das Thema Mental Load soll es beim diesjährigen Internationalen Frauentag in Cochem-Zell gehen. Schon in den vergangenen zwei Jahren drehte sich viel um die mentale Gesundheit, unter anderem gab es Lesungen von Tessa Randau und Boris von Heesen. Die Resonanz sei so groß gewesen, dass schnell feststand, dass es auch in diesem Jahr zum Weltfrauentag wieder aufgegriffen werden soll.
Nach einem gemeinsamen Frühstück im Landgasthof Winzerscheune in Valwig wird also Melanie Oehl, promovierte Erziehungswissenschaftlerin und systematische Beraterin in eigener Praxis, zu dem Thema Mental Load/Überlastung im Alltag und Unterstützungsmöglichkeiten informieren. Außerdem bringt sie Methoden zur Entspannung und Stressbewältigung mit, mit denen sich jeder den Alltag erleichtern kann. Junglas sagt: „Wir freuen uns, wenn interessierte Bürgerinnen und Bürger das Angebot annehmen und im Anschuss entspannter in den Alltag starten.“
Mehr Infos bei der Gleichstellungsstelle des Landkreises Cochem-Zell unter Tel. 02671/61691 oder E-Mail an ramona.junglas@cochem-zell.de