Nach zehn Jahren Stillstand
Melanchthon-Kirche in Bad Bertrich soll verkauft werden
Die Philipp-Melanchthon-Kirche in Bad Bertrich. Die evangelische Kirchengemeinde will sie verkaufen. In einem Gottesdienst am 15. März wird sie entwidmet.
Junker Dieter

Was passiert mit einer Kirche, die nicht mehr genutzt wird? In Bad Bertrich suchte man für die evangelische Kirche lange Zeit einen Käufer. Wurde schon jemand gefunden?

Sie liegt etwas versteckt im Römerkessel in Bad Bertrich, die Philipp-Melanchthon-Kirche. Man muss schon ein wenig suchen, um sie zu finden. Lediglich ein kleiner Wegweiser am Fuße des Römerkessels gibt einen Hinweis. Schon seit zehn Jahren wird sie von der evangelischen Kirchengemeinde nicht mehr genutzt, nun steht der Verkauf an. Bereits am 15. März wird die Kirche entwidmet.

„Für unsere Gemeinde ist die Kirche viel zu groß“, betont der Zeller Pfarrer Thomas Werner. Die wenigen Protestanten im Staatsbad leben in der Diaspora, etwa 60 Evangelische hat die Kirchengemeinde Mosel-Hunsrück, zu der Bad Bertrich gehört, in diesem Ort. In die Kirche würden hingegen mehr als 300 Menschen passen. „Das ist einfach überdimensioniert“, macht Pfarrer Werner deutlich.

Der Zeller Pfarrer Thomas Werner im Chorraum der Melanchthon-Kirche in Bad Bertrich.
Junker Dieter

Solange in Bad Bertrich noch ein evangelischer Kurseelsorger tätig war, der hier Gottesdienste mit Einheimischen und Kurgästen feierte, wurde die Kirche regelmäßig genutzt. Doch nachdem diese Stelle wegfiel, sank auch die Zahl der Gottesdienste. „Unsere Gemeinde hat zwei große Zentren für das Gemeindeleben, diese sind in Zell und in Blankenrath. Es wurde immer schwerer, dann auch in Bad Bertrich zu Gottesdiensten in die Kirche einzuladen“, erläutert Pfarrer Werner.

Natürlich wurden und werden auch weiterhin evangelische Gottesdienste im Staatsbad gefeiert, aber dann eher in den Kliniken, statt in der Philipp-Melanchthon-Kirche. Dies ist so bis heute. „Für viele Kurgäste ist es einfach schwer, in den Römerkessel zu kommen, um hier die Kirche und die Gottesdienste zu besuchen. Darum gehen wir zu den Menschen“, macht der Zeller Seelsorger deutlich. Die Melanchthon-Kirche verfiel damit jedoch immer mehr in einen Dornröschenschlaf.

Hohe jährliche Kosten für die Kirche

Bereits vor zehn Jahren sprach sich die Leitung der damaligen Kirchengemeinde Zell-Bad Bertrich-Blankenrath dafür aus, keine Gottesdienste mehr in diesem Gotteshaus zu feiern. Seitdem wird sie nur noch in Ausnahmen genutzt, manchmal bei Beerdigungen auf dem Friedhof im Römerkessel, da allerdings meist von der katholischen Gemeinde, da es angesichts der wenigen Protestanten auch nur wenige evangelische Beerdigungen gibt. Oder eben zu ganz besonderen Anlässen.

Für das Presbyterium stand daher schon rasch die Frage nach der Zukunft dieser Kirche im Raum. Rund 10.000 Euro muss die Gemeinde jährlich für das Gotteshaus aufwenden. Versicherungen, Strom, Fixkosten. „Dafür, dass wir das Gebäude nicht nutzen, ist das schon eine stolze Summe für uns“, so Pfarrer Werner. Daher entschied sich die Gemeinde nach einer ausführlichen Diskussion, die Kirche zum Kauf anzubieten. Kein leichtes Unterfangen. Denn wie könnte eine Nutzung dieses denkmalgeschützten Gebäudes abseits des eigentlichen Kurortes aussehen?

Doch die Ausschreibung hatte Erfolg. „Wir sind froh, dass wir nun einen Käufer gefunden haben, der dieses Kirchengebäude weiter nutzen möchte und es auch wieder mit Leben erfüllt“, so der Pfarrer. Noch sind einige rechtliche Fragen zu klären, doch voraussichtlich im Spätsommer soll der Verkauf über die Bühne gehen. „Es ist schön, dass diese Kirche eine Zukunft hat, das ist auch der Gemeinde wichtig. Darüber freuen wir uns“, macht Thomas Werner deutlich. Aber er denkt auch an die Geschichte und die Bedeutung dieses Gotteshauses. „Bad Bertrich ist eng mit der Entstehung einer evangelischen Gemeinde im Zeller Land verbunden. Das soll nicht in Vergessenheit geraten“, fügt der Pfarrer hinzu.

Der Gottesdienst zur Entwidmung der Melanchthon-Kirche in Bad Bertrich ist am Samstag, 15. März, um 19 Uhr. Nach der Entwidmung kann das sakrale Gebäude für andere Zwecke genutzt werden.

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