In modischen Jeans und Turnschuhen spaziert Arina Domski durch die Straßen von Senheim. Die Highheels, mit der man sie ihrer ukrainischen Heimatstadt Kiew bislang kannte, hat sie gegen ein sportlicheres Outfit getauscht. Vor einem Jahr hat die international bekannte Opernsängerin an der Mosel nicht nur eine neue Heimat gefunden, sondern auch ein neues Leben begonnen. Noch gibt es sprachliche Barrieren zu überwinden. Doch mit einer Nachbarin übt die 39-Jährige bereits ein wenig Deutsch. Auch ihre kleine Tochter bringt ein paar Brocken aus der Kita mit. „Neulich hat sie zu mir gesagt, Mama, alles ist gut“, sagt Arina Domski mit einem Lächeln.
Am 24. Februar 2022 ist allerdings gar nichts gut. Dieser Tag ändert auch Arina Domskis Leben schlagartig. Als der Krieg in der Ukraine ausbricht, ist sie mit ihrer damals einjährigen Tochter in ihrer schönen Wohnung in Kiew. Aus Angst vor Angriffen packt sie schon kurz nach dem ersten Bombeneinschlag Tochter und Mutter ins Auto und fährt mit ihnen aufs Land. In Butscha besitzt Arina Domski ein Ferienhaus. „Ich habe innerhalb von einer halben Stunde schnell ein paar Sachen eingepackt. Ich dachte damals nicht, dass wir so lange wegbleiben würden,“ sagt sie.
Auf der Flucht nach Westen
Doch auch in Butscha, 26 Kilometer entfernt von der Hauptstadt, findet die Familie keine Ruhe. „Das Getöse, das die Bomben verursachten, wurde immer lauter. Dann hörten wir auch von Massakern ganz in der Nähe. Aus Angst saßen wir fast nur im Keller“, erinnert sich Domski. Schnell wird klar, dass die Familie auch dort nicht sicher ist. Arina Domski beschließt, weiter nach Westen zu fliehen, wo es zu der Zeit noch keine Angriffe gibt. „Leider hatte ich den Tank auf der Hinfahrt leergefahren. Denn für die 26 Kilometer von Kiew nach Butscha brauchten wir insgesamt acht Stunden“, sagt sie. Mehrere Tage dauert es, bis sie an einer Tankstelle endlich Erfolg hat, und ausreichend Benzin für die Weiterfahrt kaufen kann.
Wegen der nächtlichen Bombenangriffe ist es nur tagsüber möglich, zu reisen. Eine Woche, nachdem die Familie bei Freunden untergekommen ist, wird Arina Domski bewusst, dass der Krieg so schnell nicht vorbei sein wird. Dank seines persönlichen Netzwerks stellt Arina Domskis Vater den Kontakt zu einer Familie aus Hannover her, die wiederum einen Hochschulprofessor kennt, der seit einigen Jahren in Senheim lebt. In Senheim können Arina Domski, ihre Tochter und ihre Mutter unterkommen. „Ich bin nicht nur sehr dankbar für die große Hilfe, die mir von allen entgegengebracht wurde. Sondern ich kann sagen, dass sich mein Leben um 180 Grad gedreht hat“, sagt sie.
Senheim. Ihr stand eine groß angelegte Show in Kiew bevor, als der Krieg in der Ukraine ausbrach und die Karriere von Arina Domski kurzfristig auf Eis legte. Nicht nur in ihrem Heimatland ist die 38-jährige Sopranistin schon lange eine Berühmtheit, die große Hallen füllt. Nach der Flucht vor dem ...Arina Domski hat an Mosel Schutz gefunden: Ukrainische Sopranistin tritt in Senheim auf
Ihr Blick auf die Welt hat sich grundlegend geändert. Werte, die ihr vorher wichtig gewesen sind, treten heute in den Hintergrund. Arina Domski gibt nun Benefizkonzerte zugunsten ihrer Landsleute. „Ich möchte helfen und da kommt für mich nur eine Möglichkeit in Frage“, sagt sie. Die Sopranistin betont, dass sie nur eine Sache wirklich gut kann, nämlich singen. Bereits im Alter von acht Jahren hat sie Gesangsunterricht genommen.
Nach einer Ausbildung in klassischer Musik am Konservatorium in Kiew war sie später auch häufig in Fernsehshows zu Gast. Ihr Konzept, Klassik und Pop miteinander zu kombinieren, verhalf ihr zu internationalem Durchbruch. Arina Domski verbindet Musikstücke verschiedener Epochen mit klassischen und modernen Elementen. Ein Konzert hat sie bereits in der Cochemer Pfarrkirche gegeben, den Erlös für ein Kinderkrankenhaus in der Ukraine gespendet.
Am Freitag, 24. März, singt Arina Domski nun im Cochemer Kapuzinerkloster. Auch dieses Konzert ist für den guten Zweck bestimmt. „Ich bin mit dem, was ich hier an Unterstützung bekomme, zufrieden. Das, was ich mit dem Auftritt verdiene, soll meinen Landsleuten zugutekommen“, sagt sie. Es sind vor allem Medikamente, die Arina Domski in die Heimat schickt, aber auch Geld und Sachspenden. Sozusagen alles, was vor Ort gebraucht wird. „Es ist einfacher, die Sachen hier zu besorgen und dann rüberzuschicken. Vor Ort gibt es nicht viel, das man kaufen kann“, sagt sie.
Im ersten halben Jahr an der Mosel war Arina Domski wie gelähmt. „Ich konnte nicht singen, weil mir die Erlebnisse noch in den Knochen steckten“, sagt sie. Doch inzwischen ist sie in ihrer neuen Heimat angekommen und fühlt sich in der Lage, das, was sie am besten kann, auch wieder zu tun. „Zurzeit gebe ich ausschließlich Benefizkonzerte“, sagt sie. Früher bestand das Programm ihrer Show aus Gesang, Orchesterbegleitung und Balletttanz. Das Ensemble ist allerdings in Kiew geblieben, sodass Arina Domski in Deutschland als Solistin auftritt.
Im Kapuzinerkloster wird die Sängerin von der Cochemer Kantorin Marion Oswald begleitet. Das Konzert wird eine europäische Ausrichtung haben. „Ich habe das Programm auf deutsche Zuhörer zugeschnitten“, sagt die Sängerin. Neben Stücken aus bekannten deutschen und italienischen Opern, wird Arina Domski auch ukrainische Volkslieder zu Gehör bringen.
Weiteres Konzert geplant
Singen wird sie auch in deutscher Sprache, obwohl sie diese derzeit noch nicht gut beherrscht. Neben Ukrainisch spricht Arina Domski auch Englisch, was ihr bei der Verständigung an der Mosel oft weiterhilft. Auch Ivanna Eisfeld, eine Ukrainerin, die schon länger in Cochem lebt und gut deutsch spricht, hilft ihr dabei, Sprachbarrieren zu überbrücken. Ab Sommer wird Domski jedoch auch einen Sprachkurs in Cochem besuchen.
Ob und wann die Familie in ihre alte Heimat zurückkehrt, steht in den Sternen. „Einige meiner Bekannten sind bereits zurückgegangen. Doch ich halte das für zu gefährlich. Zudem kann hier mehr erreichen als in Kiew“, sagt sie. Nach ihrem Lebensmotto „Helfen ist besser als Mitleid“ setzt sie sich für Notleidende in der Ukraine ein. „Es sind nicht nur Soldaten, die medizinische Hilfe brauchen. Auch viele Zivilisten sind verletzt.“ Vor allem das Wohlergehen von Kindern liegt Domski am Herzen. Sie schickt so viele Hilfsmittel ins Kriegsgebiet, wie sie kann. Darunter auch Futter für Tiere. Das Leben der berühmten Sängerin hat sich durch den Krieg extrem verändert. „Mein Fokus liegt nicht auf dem eigenen Erfolg, sondern darauf, wie ich mein Talent einsetzen kann, um anderen zu helfen“, sagt sie.
Tickets für das Konzert am Freitag, 24. März, 18 Uhr, im Kapuzinerkloster Cochem können per E-Mail reserviert werden unter ivanna.eisfeld@freenet.de. Der Eintritt von 20 Euro kommt ausschließlich der Ukrainehilfe zugute.