Eines lässt sich Katharina Meurer auch im Greisenalter nicht nehmen: das tägliche Umherfahren mit ihrem Rollator. Gehen ihr Sohn Franz-Josef (75) und Enkelsohn Thomas (39) zu den Pferden hinterm Haus, hält es sie nicht in ihrem Zimmer. Sie will mit – und überschätzt sich dabei ein wenig. Wen wundert’s: Katharina Meurer wird heute 104 Jahre alt, sie ist die älteste Einwohnerin von Leienkaul und wohl die Älteste in der Verbandsgemeinde Kaisersesch.
Jahrelang in Eppenberg und Kalenborn die Post ausgetragen
Als „Poss-Kathrina“ ist sie weithin bekannt – der Name rührt davon her, dass sie als junge Frau in Eppenberg und Kalenborn jahrelang die Post ausgetragen hat. Als Katharina Peters erblickt sie am 24. Mai 1920 in Laubach das Licht der Welt. In einer bitterarmen Zeit, als die junge deutsche Republik von radikalen Umtrieben von rechts und links bedroht wird. Von den Unruhen in den Großstädten bekommen Katharina und ihre Familie auf dem Land wenig mit. Sie arbeitet als junges Mädchen wie selbstverständlich jeden Tag mit in der Landwirtschaft, um die Familie über Wasser zu halten. „Ich habe früher schwer gearbeitet und war immer in Bewegung“, sagte sie noch im Vorjahr.
Wir wären froh, wenn sie noch ein wenig bei uns bleiben könnte.
Sohn und Enkelsohn von “Poss-Katharina" sind sich einig.
Zu ihrem 103. Wiegenfest hat sie im Haushalt Meurer noch die Zügel in der Hand gehalten, wie ihr Sohn Franz-Josef augenzwinkernd erwähnte. Jetzt, ein Jahr später, ist sie zunehmend wortkarg, äußert sich nur wenig, vergisst einiges. „Aber sie ist im Geist noch klar“, betont ihr Enkelsohn Thomas, auch wenn sie jetzt mehr Arbeit verursacht. Ihr Bewegungsradius hat abgenommen. Ihren Zeitvertreib hat sie mit Fernsehsendungen, sie sind ihr Schaufenster in die Welt. Ihre Lieblingssendungen sind Back- und Kochsendungen, ab und an mal „Bares für Rares“.
1946 heiratet sie ihren Hermann
Im Rückblick ist Katharina Meurer mit ihrem Leben zufrieden. Bei einem Tanzabend im Gasthaus Schöne Aussicht lernte sie kurz nach dem Kriegsende ihren Hermann kennen und lieben. 1946 werden sie ein Ehepaar, zwei Jahre später kommt Sohn Franz-Josef auf die Welt. „Wir haben viel und schwer gearbeitet“, blickte „Poss-Kathrina“ auf ihre Arbeit in der Landwirtschaft vor 75 Jahren zurück. „Aber wir waren sehr zufrieden.“ Dankbar sind auch Sohn, Enkel und Urenkel, dass es ihre Katharina so weit geschafft hat. „Wir wären froh, wenn sie noch ein wenig bei uns bleiben könnte“, sagen Sohn und Enkelsohn unisono.