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Senheim
Leere Häuser? Senheim füllt wieder gut auf

Der ehemalige Zehnthof von Senheim, in einer Stichstraße an der Straße "Altmai" gelegen, ist bewohnt, Hof und Außenanlagen sind gepflegt. Nebenan jedoch gibt es einen Leerstand. Das ist zurzeit ein Thema, wenn sich Ortschef Lothar Stenz (links) und Gisbert Czaykowski treffen. Fotos: Thomas Brost

Brost

Senheim. Von den 643 Einwohnern, die Senheim inklusive Bürgern mit Zweitwohnsitz zählt, sind sieben jenseits der 90, 36 älter als 80 Jahre, und 97 Bürger haben mehr als 70 Jahre auf dem Buckel. Gut ein Drittel der Senheimer Bürger ist über 65 und damit im Rentenalter, es stellt sich die Frage, wie es um die Zukunft des "Golddorfes" von 2015 bestellt ist.

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Von unserem Redakteur Thomas Brost

Dazu hat Gisbert Czaykowski jedes einzelne Haus untersucht und auf zwei großen Übersichtskarten farblich hinterlegt. Die Karten dienen als visuelle Grundlage, auf der sich Gemeinde wie Verbandsgemeinde Lösungsansätze überlegen: Wie viel Leerstand ist in zehn, 20 Jahren zu erwarten – und wie ist ihm zu begegnen? „Aida“ – unter diesen klangvollen Namen stellt VG-Projektleiter Czaykowski, von Haus aus Raumplaner und Architekt, seine Analyse. Die Abkürzung steht für „Von der Außenentwicklung zur Innenentwicklung des Dorfkerns zur Attraktivität“. Mithilfe der Daten soll sich der Gemeinderat Gedanken machen, wie Baulücken geschlossen und wie der Ortskern aufgewertet werden kann. Ein schwieriges Unterfangen – denn nicht jeder Hausbesitzer lässt sich gerne in die Karten schauen, was er so in der Zukunft plant. Andererseits, das weiß auch Lothar Stenz, der Ortsbürgermeister, gibt es Häuser, in denen nur noch ein älterer Mensch lebt, dessen Verwandte andernorts wohnen und der auf die Hilfe von Mitbürgern angewiesen ist.

Noch ist Stenz jedoch mit der Lage im Dorf zufrieden. „Wir haben sechs Häuser im Leerstand plus ein Ladenlokal. Bei uns ist es so, dass leere Häuser über den Markt schnell wieder neue Besitzer finden“, sagt er. Erfreulich sei, dass „sich viele junge Familien im Dorf Häuser anschaffen“. Das hatte auch die Kommission von „Unser Dorf hat Zukunft“ wohlwollend zur Kenntnis genommen – neben vielen Initiativen, die die Lebensqualität hoch halten. Im Baubestand sind aber ältere Winzerhäuser problematisch. Sie sind geräumig, häufig aber ohne Heizung – und überteuert. „Wenn die nicht günstig zu kriegen sind, dann will keiner investieren, um zu modernisieren“, sagt Planer Czaykowski. Ein weiteres Manko: Senheim hat zu wenige Parkplätze.

Ausgerechnet eine Katastrophe hat für das Moseldorf von heute positive Effekte: der Brand von 1838. Bis auf wenige Häuser rings um die Kirche herum wurden alle Gebäude vernichtet. Der Wiederaufbau jedoch begünstigte die Strukturen des Dorfes. Die Straßen wurden schachbrettartig angelegt, die Schneisen zwischen den Häusern luftiger, breiter. Das ermöglicht heute, in den Straßen und an den Häusern großzügiger zu agieren – mit Blumenensembles beispielsweise, die überall zu finden sind. „Das ist sehr gelungen, wir haben hier viel Grün, viel Pflanzenleben“, betont Gisbert Czaykowski.

Deswegen sind auch die im Moselvergleich relativ jungen Bauwerke von Senheim gut in Schuss, die Substanz stimmt. In Senhals gibt es hingegen kaum neuralgische Punkte, im Gegenteil: Dort werden sogar noch Baugrundstücke vorgehalten. Und der Kern ist in einem baulich vernünftigen Zustand – da sind sich Czaykowski und Stenz einig. Unterm Strich ist sich Ortschef Stenz sicher, dass „sein“ Senheim die Zukunft meistern wird. Ausgerechnet das Amtshaus ist jedoch eine der wenigen sichtbaren Problemhäuser: Dort begann anno 1817 die Hoch-Zeit des preußischen Amtes Senheim.

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