Ellenzer Theaterensemble Feinherb präsentiert turbulenten Dreiakter mit derbem Wortwitz
Lachsalven und Zwischenapplaus: Theaterensemble begeistert Publikum
Ein gelbes Kleidungsstück soll die noch unbekannte Psychiatriepatientin verraten. Fälschlicherweise haben die Mitreisenden Motivationstrainerin Sieglinde in Verdacht und fixieren sie. Foto: Thomas Esser
Thomas Esser

Beziehungsprobleme, Existenzängste und schräge Lebensweisheiten von Menschen unterschiedlicher Charaktere, prallen bei der Panne eines ICE der Deutschen Bahn (DB) aufeinander. Diesen lässt das Ellenzer Theaterensemble Feinherb bei seinem neuen Stück „Es fährt kein Zug nach irgendwo” im Ellerer Provinzbahnhof ohne Aussicht auf Ersatz stranden. Am Wochenende wurde das Stück in der Turnhalle aufgeführt.

Dabei bedienen sich die Laienschauspieler nicht etwa der brandaktuellen und humorlosen Version des Lokführer-Gewerkschaftschefs Claus Weselsky, sondern der sozialkritischen und amüsanten Originalfassung von Jungautorin Winnie Abel. Deren Skript verleihen sie durch die Einarbeitung regionaler Originalschauplätze sowie Mundartpräsentation typisch moselländisches Flair und sparen bei dem turbulenten Dreiakter ebenso nicht mit derbem Wortwitz. Letzterer kommt beim Publikum dermaßen gut an, dass die Spielszenen der trefflich agierenden Bühnenaktiven immer wieder von Lachsalven und Zwischenapplaus begleitet werden.

Fadenscheinige Entschuldigungen der DB

In deren Rahmen hoffen die Gestrandeten zunächst auf eine Ersatzverbindung zu ihrem Zielbahnhof Koblenz. Dieser Hoffnung bereiten die fadenscheinigen Entschuldigungen des DB-Lautsprechers sowie das fehlende Handynetz allerdings ein schnelles Ende. Mit der Aussage „typisch Bahn” befinden sich die zwangsweise Ausgebremsten in ihrer Meinung zwar noch auf Augenhöhe, was sich im weiteren Verlauf aber schnell ändert.

Dazu tragen unter anderem die drei vom Alkohol bereits deftig benebelten Kegelschwestern Bärbel (Maria Oster), Thea (Andrea Serwazi) und Larissa (Alexandra Korb) bei, die ihre „Mitgefangenen” gerne in ihre Sauftour mit einbinden möchten.

Dies verbitten sich allerdings die erfolgsorientierte Geschäftsfrau Victoria (Sonja Fuhrmann Weber), Verschwörungstheoretiker Hubert (Erhard Kranz), die nervige Motivationstrainerin Sieglinde (Sylvia Fett) sowie das streitende Pärchen Klaus und Christa auf eherettendem Therapieurlaub (Dieter Schulz und Elke Zenz). Zusammen mit dem augenscheinlich unterbelichteten US-Touristen Stanley (Guido Berns) treffen sie im heruntergekommenen Bahnhofsgebäude auf Reinhold, seines Zeichens überzeugter Landstreicher mit abstrusem Humor. Mit diesem weiß er allerdings stets die jeweilige Sachlage auf den Punkt zu bringen. Die spitzt sich zu, als mit Polizist Konrad (Michael Hermes) ein überkorrekter Bürokratiehengst auf der Bühne vorreitet.

Ein total überforderter Gesetzeshüter

Der ist auf der Suche nach der Psychiatriepatientin Ilse (Susanne Weber), die er mittels Dienstwagen nach Koblenz verfrachten soll. Jetzt nimmt die Geschichte im Gegensatz zur Bahn weiter Fahrt auf, denn Businesstussi Victoria sieht hier eine Möglichkeit, doch noch rechtzeitig zu ihrem Koblenzer Geschäftstermin zu kommen. Ergo spielt sie mit viel Körpereinsatz eine durchdrehende Psychotante, was den Gendarmen anfänglich überzeugt. Leider tritt gleichzeitig die tatsächlich Erkrankte auf den Plan. Eine Tatsache, die den Gesetzeshüter zum Vergnügen des Publikums total überfordert.

Die Spielfreude der Protagonisten sowie deren spaßigen und kritischen Dialoge lassen die Aufführung zu einem kurzweiligen Theatererlebnis werden, das sich abschließend auch an einem HappyEnd erfreut. Thomas Esser

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